Berndt Schulz im Interview zu „Moderholz“ und „Wildwuchs“

26. Mai 2017
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Berndt Schulz (c) Rosa Merk, Berlin

„In Frankfurt gibt es viel kriminelle, geradezu mörderische Energie, das kann man nicht leugnen“

Ein Gespräch mit unserem Autor Berndt Schulz über tiefe Erde, Kontraste und seine Krimis MODERHOLZ und WILDWUCHS:

 

Lieber Herr Schulz, mit Max Horner haben Sie einen ungewöhnlichen Ermittler erschaffen: Ein ehemalige Kriminalhauptkommissar mit einer Passion fürs Gärtnern. Wie sind sie auf diese Kombination gekommen?

Berndt Schulz: „Das eine ergibt sich aus dem anderen. Mein Hauptkommissar ist a.D. und muss sich deshalb eine Beschäftigung suchen. Das Gärtnern im eigenen Schrebergarten wird für ihn immer wichtiger, er hat es aber schon zu Berufszeiten geliebt. Es ermöglichte ihm schon als Ermittler, tief in die Erde zu greifen, an die Wurzeln zu gehen, den wahren Ursachen auf die Spur zu kommen.“

 

Schulz, Moderholz und Wildwuchs 3Ihre beiden Krimis MODERHOLZ und WILDWUCHS decken dunkle Seiten und Verbrechen in Frankfurt auf. Wieso haben sie genau diese Stadt als Tatort gewählt?

Berndt Schulz: „Die Stadt Frankfurt am Main ist bei Krimiautoren sehr beliebt, weil es dort viel kriminelle, ja geradezu mörderische Energie gibt, das kann man ja nicht leugnen. Außerdem kenne ich die Stadt gut, ich habe dort dreißig Jahre lang gelebt. Wie in jeder Großstadt gibt es aber auch in Frankfurt stille, friedliche Viertel. In einem solchen Viertel hatten meine Frau, meine Katze und ich unsere Wohnung, es liegt am nördlichen Stadtrand, wo die Stadt in wunderschöne Parks und Landschaft übergeht – und eben auch in ausgedehnte Schrebergärten. Der Kontrast dieses Friedens zur in der Ferne mit ihrer Silhouette drohenden Bankenstadt, hat mich immer sehr inspiriert. Nur friedliche Stille ist zu wenig, und nur lärmende, düstere Großstadt ist zu viel.“

 

Lieber Herr Schulz, gab es etwas im Schreibprozess Ihrer beiden Gartenkrimis MODERHOLZ und WILDWUCHS, das Ihnen besonderen Spaß gemacht hat?

Schulz, Moderholz und Wildwuchs 1Berndt Schulz: „Beim Schreiben dieser beiden Gartenkrimis hat mir immer wieder Spaß gemacht, dass ich vom Schreibtisch in meinen eigenen kleinen Garten an der Nidda rennen konnte, wenn ich nicht weiter kam. Ich habe dann in der Erde gewühlt und mich wie ein Maulwurf durchgegraben – bis ich auf die Lösung des gärtnerischen Problems und auch des jeweiligen Schreibproblems kam. Das hat eigentlich immer funktioniert. Einmal habe ich sogar – entgegen strengster Auflagen der Kleingärtenverordnung, ein Feuer gemacht. Es war früher Abend und die Nachbarn beäugten mich misstrauisch, das Handy schon in der Hand, um die Feuerwehr anzurufen. Ich wollte einfach für eine Szene, die es am Ende von MODERHOLZ gibt, sehen, wie die Funken fliegen und wie sich die Flammen durch das Totholz fressen, um es zu zerstören. Ich denke, diese Szene ist deshalb ganz schön lebendig geworden.“