Federwelt: Beate Kuckertz im Interview – Teil 1

29. September 2014
dotbooks

dotbooks-Verlegerin und -Gründerin Beate Kuckert im Interview mit Nathalie Schwaiger von dem Magazin Federwelt – Teil 1:

„Mein Ziel ist es, gute Bücher zu publizieren“

dotbooks-Verlegerin Beate Kuckertz

Im Juli 2012 ging dotbooks als erster deutscher E-Book-Verlag online – mit 37 Titeln. Heute sind es fast 600. Boomt der E-Book-Markt? Wie geht es dotbooks heute? Und was macht eine gute Story auch digital zum Bestseller? Unsere Autorin Nathalie Schwaiger traf die Verlegerin Beate Kuckertz in München.

Nathalie Schwaiger: Frau Kuckertz, Sie waren Cheflektorin beim Heyne-Taschenbuch-Verlag und von 1998 bis 2010 Verlagsleiterin für den Bereich Belletristik bei Droemer Knaur und dort für das gesamte belletristische Programm verantwortlich. Gehörte viel Mut dazu, sich mit dotbooks, einem reinen E-Book-Verlag, selbstständig zu machen und sich ohne einen Konzern im Hintergrund auf den Markt zu wagen?

Beate Kuckertz: Soviel ich weiß, bin ich die Einzige, die diesen Schritt auf so breiter Programmbasis bisher gewagt hat … Aber für mich war es vor allem eine folgerichtige Entscheidung. Ich habe 2010 bei Droemer Knaur aufgehört, mir ein langes Sabbatical gegönnt und es genutzt, um darüber nachzudenken, welchen Herausforderungen ich mich in Zukunft stellen will. Für mich war klar, dass Taschenbücher, die preiswerte Alternative für Viel-Leser, nach und nach durch das digitale Buch abgelöst werden. Diese Entwicklung konnte man in Amerika bereits beobachten – dort ist man uns gut und gerne drei Jahre voraus. Und so habe ich dann aus der ersten Idee eine Strategie entwickelt und meinen eigenen Verlag gegründet.

Nathalie Schwaiger: Wie geht es dotbooks heute, nach zwei Jahren?

Beate Kuckertz: Sehr gut und tatsächlich immer besser. Rückblickend kann ich sagen, dass wir genau zum richtigen Zeitpunkt gestartet sind. Ich habe dotbooks im Februar 2012 gegründet, im April haben die ersten Mitarbeiter angefangen und im Juli 2012 sind wir mit dem ersten Programm online gegangen. Natürlich ging zu Beginn nicht alles glatt. Im ersten halben Jahr hatte ich noch Zweifel, ob es nicht ein wenig zu früh für den deutschen Markt war. Aber die Situation hat sich geändert, was sicher auch an der Einführung des tolinos 2013 lag.

Es war aber nicht nur das Richtige, einen E-Book-Verlag zu gründen – ich bin glücklich, nun mein eigenes Unternehmen zu führen: Entscheidungen schnell treffen zu können und zu sehen, wie aus dem zarten Pflänzchen ein kräftiger Baum wird, das ist einfach toll!

Zeitschrift für Autorinnen und für Autoren.

Zeitschrift für Autorinnen und für Autoren.

Nathalie Schwaiger: Ist der digitale Markt anders? Unterscheidet sich die Arbeit bei dotbooks von der bei einem Print-Verlag?

Beate Kuckertz: Ja und nein. Das professionelle Handwerk ist das gleiche. Timothy Sonderhüsken, der dotbooks-Programmleiter, und ich bringen gemeinsam mehr als 40 Jahre Berufserfahrung mit. Wir wissen, wie man Unterhaltungsbücher macht und arbeiten weiterhin mit unserem erprobten Netzwerk (Autoren, Agenten, Redakteure, Korrektoren et cetera) zusammen.

Aber der digitale Markt funktioniert doch ein bisschen anders als der Print-Markt: Für einen klassischen Verlag ist der Buchhändler erster Ansprechpartner. Wir verkaufen zwar auch 95 Prozent unserer Produkte über die Buchhändler-Plattformen, aber unser Kontakt mit den Kunden ist sehr viel enger – etwa durch unsere Social-Media-Aktivitäten und unseren permanenten Austausch mit ihnen; dadurch wissen wir viel genauer, was der Leser wirklich sucht. Auf diese Wünsche können wir dann unser Programm ausrichten.

Nathalie Schwaiger: War es schwer, sich an das digitale Tempo zu gewöhnen?

Beate Kuckertz: Nein, denn genau das ist mein Antrieb! Ich wollte etwas Neues, Schnelleres ausprobieren. Zum Glück habe ich ein Team zusammenführen können, dass diese Leidenschaft teilt. „Tempo“ ist ein Begriff, der für uns – bei allem Stress – ein Ansporn ist.

Jeder Tag bei dotbooks bringt Änderungen mit sich. Nicht alles verläuft reibungslos, wir müssen regelmäßig überlegen, wie wir Stolpersteine aus dem Weg räumen (zum Beispiel haben wir nach einigen Monaten unser Coverkonzept grundlegend geändert) und wie wir die Plattformen dazu bringen, unsere Titel gut zu positionieren. Wenn Amazon mir sagt: „Wir sind nicht an kleinen Verlagen interessiert“, dann ist gerade dieses „Nein“ für mich die Herausforderung, es so lange zu probieren, bis sich der Erfolg einstellt. „Geht nicht, gibt’s nicht!“ – das war schon immer mein Credo.

Nathalie Schwaiger: Was fühlt sich heute besser an?

In vielen großen Verlagen fangen morgens um zehn Sitzungen an, in denen man dann bis sechs Uhr hockt. Das will ich nicht mehr. Bei dotbooks sind solche Tage zum Glück die absolute Ausnahme. Bei uns wird der Alltag durch kreative Arbeit bestimmt – und die findet vor den Sitzungen statt und wird dann dort gemeinsam diskutiert. Was das angeht, bin ich gnadenlos: Zu unserer Mittwochsrunde müssen alle gut vorbereitet kommen. Alles andere ist zeitraubend, langweilig und führt zu nichts.

Teil 1 des Interviews mit Beate Kuckertz. Das Interview erschien in vollständiger Länge in der Ausgabe 3/2014. 

Lesen Sie das Interview hier weiter: Teil 2  Teil 3