Guido M. Breuer im Interview

2. Januar 2016
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Breuer Guido M_(c)_Christian Liepe, Fotostudio Lichtblick Bonn

Guido M. Breuer (c) Christian Liepe, Fotostudio Lichtblick Bonn

„Die Beschäftigung mit der Angst und dem Bösen in uns ist eine Auseinandersetzung mit dem Leben“

Ein Gespräch mit Guido M. Breuer über menschliche Abgründe und die Arbeit an seinem Psychosthriller „Der Schmetterlingsmörder“.

 

 

Vor Ihrem neusten Psychothriller DER SCHMETTERLINGSMÖRDER haben Sie schon einige Krimis und Thriller verfasst. Woher stammt Ihre Faszination für die düsteren und bösen Seiten und für die Abgründe des Menschen?

Guido M. Breuer: „Der Pfad eines ‚normalen‘ Lebens, in dem wir ein bisschen Glück und Lebensfreude zu erhaschen suchen, führt über einen Abgrund voller Angst und Verwirrung. Und dieser Pfad ist schmaler als wir uns eingestehen wollen. Straucheln wir, fallen wir vielleicht viel tiefer, als wir jemals aufzusteigen vermögen. Erleben wir einen Moment von Freude und Glück, so ist dieser meist recht flüchtig. Augenblicke voller Entsetzen, Grauen und Angst können uns dagegen noch sehr viel länger begleiten. Das spüren wir, wenn wir aus einem Alptraum erwachen oder jemand uns etwas Böses antut. Und da wir ständig nach Gutem streben und anderseits zum Bösen getrieben werden, ist unser Lebensweg ständig von Angst begleitet. Damit müssen wir uns auseinandersetzen. Tun wir es nicht, laufen wir Gefahr, offenen Auges in den Abgrund zu stürzen. Die Beschäftigung mit der Angst und dem Bösen in uns ist eine Auseinandersetzung mit dem Leben. Der ‚böse‘ Schmetterlingsmörder Manfred Jeschke, so monströs und abnorm er auch erscheinen mag, ist uns näher als wir das annehmen möchten. Das ist spannend.“

 

Breuer, Schmetterlingsmörder 1Was steckt von Ihrer eigenen Persönlichkeit in den beiden Hauptfiguren Tim Schuster und Manfred Jeschke aus Ihrem neusten Psychothriller DER SCHMETTERLINGSMÖRDER?

Guido M. Breuer: „Erschreckenderweise eine ganze Menge. Ich teile die Leidenschaft beider Männer fürs Bergsteigen. Und wie Manfred Jeschke war ich auch einmal selbständiger Consultant in der IT-Branche. Das M. in meinem Namen ist die Abkürzung meines zweiten Vornamens Manfred. Natürlich ist das kein Zufall. Tim Schuster, der eigentlich ein netter, normaler Kerl ist (ich hoffe das bin ich im Grunde auch), arbeitet sich stellvertretend für mich an der Frage ab, was ihn von dem ‚Monster‘ Jeschke unterscheidet, obwohl es so viele Gemeinsamkeiten gibt. Ich glaube übrigens an die naturgegebenen Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Und Männer müssen sich zum Beispiel auch damit auseinandersetzen, dass der Hang zu Gewalt und Kontrolle über andere männlich zu sein scheint. Wie viele weibliche Serienmörder oder Triebtäter kennt die Kriminalgeschichte? Eben …
Dennoch ist ‚Der Schmetterlingsmörder‘ kein reiner Männerroman. Für viele Frauen scheint die Angst vor männlicher Gewalt ein ständiger Begleiter zu sein. Und die Verbindung zwischen Sex und Gewalt ist ein gefährlicher Sprengstoff für beide Geschlechter.“

 

Ihr Psychothriller DER SCHMETTERLINGSMÖRDER geht ziemlich unter die Haut. Wie schreiben Sie – hören Sie eine bestimmte Musik oder brauchen Sie absolute Stille, haben Sie gerne warme Füße oder einen kalten Luftzug im Nacken, der bei Ihnen Gänsehaut verursacht?

Guido M. Breuer: „Ich bin ein ausgesprochener Schreibtischtäter. Mein Arbeitsplatz zuhause ist ruhig, warm und dunkel. Tagsüber nehme ich am Leben teil, treffe Menschen. Geschrieben wird abends bis in die Nacht. Keine störenden Geräusche, keine Musik, kein Licht. Höchstens eine Nachttischlampe, deren roter Schimmer kaum bis an den Schreibtisch reicht. Optimalerweise nehme ich dann nur das wahr, was in meinem Kopf abgeht.“