Kari Köster-Lösche über ihren Roman „Das Blutgericht“

8. Oktober 2015
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Kari Koester-Loesche (c) privat

„Ich bin der Meinung, dass Bücher immer dann am besten gelingen, wenn man als Autor Herzblut vergießt.“

Unsere Autorin Kari Köster-Lösche über die Entstehung von DAS BLUTGERICHT und über ihren Versuch, begangenes Unrecht geradezurücken.

 

Ja, wie ist die Idee zum Roman entstanden? Das ist im Nachhinein gar nicht so leicht herauszufinden. Ein Grund für mich, einen Roman zu schreiben, der in Deutschland spielt, war ganz sicher, dass ich die Abwechslung liebe. Nach etlichen Romanen, die im europäischen Süden angesiedelt sind, war es für mich an der Zeit, in eine ganz andere Welt und in eine andere Periode der Geschichte einzutauchen – in das frühe Mittelalter unseres eigenen Landes.

Besonders reizvoll fand ich den Vorschlag meines Agenten, erstmals eine Zeitreise im Buch zu wagen, also „Romanpersonal“ einzubeziehen, das sich aus der heutigen Zeit in eine vergangene versetzt sieht. In „Das Blutgericht“ ist es meine Hauptperson Gunhild.

Koester-Loesche-Sachsen-Saga-Blutgericht-1Gunhild ist Tierärztin und kennt sich bestens mit Krankheiten und Infektionen aus. Nun tritt sie in das achte Jahrhundert Karls des Großen ein. Sie weiß genau, wie die Ereignisse der Geschichte mit all seinen Grausamkeiten, die über das Volk der Altsachen hereinbrechen, ablaufen werden.

Es ist spannend, die Historie vom Ende her zu kennen und einen Roman darauf auszurichten. Und da ich kaum etwas scheußlicher als Ungerechtigkeit finde, habe ich das Geschehen aus der Sicht der Sachsen beschrieben, denen so viel Unrecht im Namen des späteren Kaisers Karl und der christlichen Kirche angetan wurde. Sowohl den Franken als auch der Kirche ging es um Machtgewinn, und am mächtigsten wurden beide, als sie vereint zuschlugen.

Es ist ein ganz untauglicher Versuch, die geschichtliche Realität im Nachhinein geradezurücken, ich weiß. Aber ein wenig Genugtuung und Zufriedenheit kommen bei mir auf, wenn es gelingt, Speichellecker, Gauner und Mitläufer von rücksichtslosen Eroberern wenigstens verbal in die Schranken zu weisen. Ich bin der Meinung, dass Bücher immer dann am besten gelingen, wenn man als Autor Herzblut vergießt, so dass ich Sympathie und Antipathie sichtlich verteile. Neutral kann ich nicht sein.

Aus eben diesem Grund habe ich schon etliche historische Romane geschrieben, in denen Menschen durch den damaligen Zeitgeist Unrecht getan wird, denen es jedoch gelingt, einen persönlichen Sieg davonzutragen. Genugtuung eben, für die Hauptperson und ein bisschen auch für mich. Aber ich weiß, dass jeder die Geschichte auch anders beurteilen kann als ich. Das Verständnis von Geschichte hängt zum großen Teil davon ab, wo man in die Schule gegangen ist und welche Interpretation man als Kind gelernt hat. Das weiß ich aus eigener Erfahrung: Ich war in einer schwedischen Grundschule und habe dort eine ganz andere Sicht der Wikinger übermittelt bekommen als in meiner späteren deutschen Schule, in der man sich vor allem mit Römern befasste und wenig Kenntnis von Wikingern hatte.

Mit den Lesern einig bin ich darin, dass ein Buch spannend sein soll. Legt der Leser das Buch vor dem Ende weg, habe ich einen Fehler gemacht. Deswegen schreibe ich so spannend wie es nur irgend geht, und wer Geschichte nicht mag, liest eben darüber hinweg.