Matthias Jösch über die Frage: Wie konnte es so weit kommen?

21. Februar 2015
dotbooks
Joesch Matthias (c) privat

Joesch Matthias (c) privat

Diese Frage hat sich bestimmt jeder Leser schon einmal in seinem Leben gestellt. Sei es bei mehr oder weniger trivialen Dingen des Alltags – oder bei existenziellen Einschnitten ins eigene Leben. Die immer noch unfassbaren Verbrechen im sogenannten Dritten Reich hingegen kennen die Meisten von uns nur aus Geschichtsbüchern, vielleicht aus Erzählungen der Eltern oder Großeltern. Erlebt hat sie unter uns fast niemand mehr.

Als ich über ein Thema für mein „Buch 2“ brütete, stellte ich mir irgendwann genau diese Frage. Wie konnte es soweit kommen? Bald modifizierte ich den Inhalt vor meinem geistigen Auge: Kann so etwas wieder passieren? Welche Rahmenbedingungen müssen vorliegen, damit der Mensch sich zu einem Wesen zurückentwickelt, das das katastrophale Zeitalter der Deutschen entgegen jeder Wahrscheinlichkeit noch einmal aufleben lässt?

Je mehr ich über diese Fragestellungen nachdachte, umso deutlicher kristallisierte sich das Bild eines Thrillers heraus, der zwar fiktiv, aber trotzdem nicht völlig illusorisch werden sollte. Wie sich herausstellte, brauchte ich nicht lange nach einem geeigneten Szenario zu suchen. Es lag quasi vor mir auf dem Tisch, stand in jeder Tageszeitung:

Die Finanzkrise, beziehungsweise deren bis zum heutigen Tag andauernde Wirkung.

Es bedarf nicht allzu großer Fantasie, um einen Bogen von den heftigen Einschnitten der Jahre 2008/2009 ins Krisenjahr 1929 zu schlagen. Schnell sah ich „Parallelen“ zwischen dem Schwarzen Börsenfreitag im Oktober 1929 und dem Zusammenbruch der Lehman Brothers Investmentbank, fast achtzig Jahre danach. Viele Historiker sehen im Erfolg der Nazis in Deutschland nicht zuletzt eine Konsequenz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten in der Weimarer Republik, die ihren Ursprung auch in der Weltwirtschaftskrise haben.

Was wäre denn, so fragte ich mich, wenn sich eine gut organisierte und gut vernetzte Gruppe gewissenloser Altnazis die aktuelle Situation in Europa zu Nutze machte, weitere Destabilisierung betreibt und …

Diese Horrorvorstellung einzubetten in einen spannenden Thriller, war eine unwiderstehliche Herausforderung für mich. Schnell wurde mir klar, dass ich keinen Politthriller im klassischen Sinne schreiben wollte. Vielmehr sollte es eine spannende Geschichte werden, die weder moralisierend noch nüchtern politisierend ist, sondern auf unterhaltsame Weise eine Frage aufwirft, die noch nicht abschließend beantwortet ist: Kann sich dieser dunkle Teil der deutschen Geschichte wiederholen?

Dass die Handlung sich dabei auch um Legenden, wie beispielsweise den Nibelungenschatz, rankt, macht den Thriller meines Erachtens zu etwas Besonderem – genauso wie die Schauplätze, die ebenso ungewöhnlich wie weit über den Globus verteilt sind.