Sibylle Baillon im Interview
„Nicht unbedingt was Napoleon vollbracht hat, fasziniert mich, sondern wer er war, sein Wesen.“
Ein Gespräch mit unserer Erfolgsautorin Sibylle Baillon über ihre Leidenschaft für historische Romane und ihren Wunsch, in ihrem Roman DIE TÖCHTER DES STURMS ein Porträt von Liebe und Leid während der Französischen Revolution sowohl für Arm wie auch Reich zu zeichnen.
Liebe Frau Baillon, Ihr Roman spielt zur Zeit der Französischen Revolution. Was fasziniert Sie an dieser Epoche?
Sibylle Baillon: „Einfach alles! Ich wurde schon immer von der Vergangenheit magisch angezogen. Davon, wie die Menschen lebten, von der Härte des Lebens und der Kraft, die sie aufbringen mussten, um zu überleben. Das bezieht sich auf alle historischen Ereignisse, in allen Ländern. Aber besonders auf die Französische Revolution, die – in ganz Europa – große Veränderungen bewirkte. Von dem Zeitalter der Aufklärung ausgehend, über den Terror, zurück zur Monarchie und wieder hin zur Republik, war es eine aufregende und schreckensreiche Epoche. Besonders lag mir am Herzen, in DIE TÖCHTER DES STURMS nicht nur die politische Seite zu zeigen, sondern vielmehr die Schicksale der damals lebenden Menschen aus den verschiedenen Schichten zu beschreiben und in den Vordergrund zu rücken.“
Ihr Roman DIE TÖCHTER DES STURMS handelt von den Schicksalen dreier Schwestern, die in jungen Jahren auseinandergerissen werden und jede für sich ihren Weg finden müssen. Was hat sie dazu inspiriert, gleich drei Protagonistinnen für Ihren Roman zu wählen?
Sibylle Baillon: „Es gibt viele historische Romane, die lediglich eine Gesellschaftsschicht genauer beschreiben. Ich wollte bewusst die Schlucht zwischen den verschiedenen Klassen hervorheben, indem sich jede meiner Heldinnen in einem anderen gesellschaftlichen Umfeld durchschlagen muss. Zu beschreiben, wie die Revolution von einem Mädchen aus dem Volk erlebt worden sein könnte, das die Hintergründe nicht unbedingt verstand und eigentlich ganz andere Sorgen hatte, sowie parallel dazu die Ängste der Oberschicht zu schildern, das war mir ein wichtiges Anliegen. Denn dadurch werden die Zusammenhänge, Wirren, Widersprüche und Gegensätze dieser Epoche noch deutlicher. Außerdem fand ich es spannend, historisch verbürgte Persönlichkeiten – wie etwa den berühmt-berüchtigten Napoleon – einmal in ihrem privaten Leben zu beleuchten, nicht so sehr in ihrem politischen Werdegang. Und das zu einer Zeit, bevor man überhaupt von ihnen sprach.“
Napoleons Anwesenheit zieht sich durch die Handlung Ihres Romans wie ein roter Faden. Was hat Sie dazu bewogen, Napoleon eine tragende Rolle zu geben?
Sibylle Baillon: „Oh, Napoleon! Über mehrere Jahre hinweg habe ich diesen Mann studiert und mir somit ein eigenes Bild von seiner Persönlichkeit machen können. Dieser kleine, unscheinbare Mann, der so große Dinge bewerkstelligt hat, hört einfach nicht auf, mich – und auch andere – zu faszinieren. Viele verachten ihn, die Franzosen verherrlichen ihn und ich habe ihn – trotz seiner Schwächen, oder vielleicht auch wegen ihnen – lieben gelernt. Nicht unbedingt was er vollbracht hat, fasziniert mich, sondern wer er war, sein Wesen. Ihn in DIE TÖCHTER DES STURMS einzubauen, war für mich eine wundervolle Gelegenheit, ihm zu begegnen und mich mit ihm zu unterhalten. Außerdem wollte ich dem Leser ein intimeres Bild von ihm liefern, welches oft vernachlässigt wird, da seine spätere ‚Größe‘ andere Seiten von ihm in den Vordergrund rückte – allerdings nicht unbedingt die besten.“
Das Gespräch führte Ronja Beck aus dem dotbooks-Lektorat.
Sibylle Baillon wurde 1966 in Frankfurt am Main geboren und lebt heute mit ihren zwei Söhnen an der Côte d’Azur. 2006 machte sie sich in Frankreich selbstständig und bildet seither Imageberater und Life-Coachs aus. Seit sie mit sieben Jahren ihren ersten historischen Roman verschlungen hat, ist sie fasziniert von Geschichten vergangener Epochen – als Leserin wie auch als Autorin.
Bei dotbooks veröffentlichte Sibylle Baillon die historischen Romane DIE TÖCHTER DES STURMS und DIE ZWEITE BRAUT.
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