Helga Beyersdörfer im Interview

13. Mai 2016
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Helga Beyersdörfer (c) Thomas Morgner

Helga Beyersdörfer (c) Thomas Morgner

„Ich wusste: Ich rette sie, wenn sie auf die Nase fällt.“

Ein Gespräch mit Helga Beyersdörfer über einen schicksalsträchtigen Sturz, spannende Recherche und ihre Margot-Thaler-Trilogie.

 

Liebe Frau Beyersdörfer, wie sind Sie dazu gekommen, Krimis zu schreiben?

Helga Beyersdörfer: „Durch einen Sturz vom Pferd. Ich war danach eine ganze Weile aus dem Verkehr gezogen. Musste Ruhe halten. Nach drei Tagen fiel mir die Decke auf den Kopf. Am vierten Tag wachte ich morgens auf und hatte eine Ersatzspielerin vor Augen. Eine, die umtriebig sein konnte, frech, neugierig: Margot Thaler. Ich setzte mich an den Computer und entwickelte den Plot für MITTEN IM WORT. Dass daraus eine Margot-Thaler-Trilogie werden würde, habe ich damals nicht gedacht.“

 

Margot Thaler, die Ermittlerin in Ihren drei Krimis, ist eigentlich Journalistin und keine Detektivin. Wieso haben Sie Ihre Hauptfigur genau so gestaltet?

Helga Beyersdörfer: „Weil ich mich in dem Metier auskannte. Als ich den ersten Roman schrieb, war ich bereits seit 22 Jahren als Journalistin unterwegs. Ich wählte also ein vertrautes Umfeld und sattelte das Fiktive drauf. Schon beim zweiten Buch, DIE HELLSEHERIN, war das anders. Ich war wieder fit und habe das Hellsehermilieu gründlich recherchiert, ehe ich darüber schrieb. Und das Prinzip der gründlichen Recherche gilt für alle weiteren Romane, die ich bisher veröffentlicht habe.“

 

Beyersdoerfer-Mitten-im-Wort-2Ihre drei Romane spielen hauptsächlich in Hamburg. Verbindet Sie etwas besonders mit dieser Stadt?

Helga Beyersdörfer: „Ich lebe seit vielen Jahren in Hamburg, habe hier Familie, Freunde, Kollegen und natürlich Lieblingsplätze. Margot Thaler in einer Stadt leben zu lassen, die ich kenne, war naheliegend. Allerdings habe ich sehr bald ihr Wirkungsfeld erweitert nach Berlin, ins Tessin, nach Ingolstadt. ASAMS PFEIL spielt zur Hälfte in Ingolstadt. Bevor ich das Buch schrieb, bin ich häufig dort gewesen. Hamburg kenne ich zwar immer noch besser, aber die Schauplätze meiner nachfolgenden Romane (von Ingolstadt über Weimar, Worpswede, Berlin oder Frankfurt/Main) wurden mir auch vertraut.“

 

Was hat Ihnen bei der Arbeit an den Margot-Thaler-Romanen am meisten Spaß gemacht?

Helga Beyersdörfer: „Dass ich die Protagonistin hyperaktiv herumpurzeln lassen konnte und wusste: Ich rette sie, wenn sie auf die Nase fällt. Bei den darauffolgenden zwei Bänden war schon das Recherchieren spannend. Ich habe viel Neues, Interessantes entdeckt.“

 

Mögen Sie einen der drei Krimis besonders gern?

Helga Beyersdörfer: „Bei der Trilogie handelt es sich um meine Erstlinge. Das setzt nostalgische Gefühle frei. Während des Schreibens von MITTEN IM WORT habe ich mich von einem Sturz erholt. Bei der Hellseherin arbeitete ich bereits mit Vorvertrag, eine neue Erfahrung. Während der Niederschrift von ASAMS PFEIL wurde mir klar, dass das, was ich tat, genau das war, was ich tun wollte.
So hatten sich die Umstände und Erfahrungen von Band zu Band verändert und gesteigert, die drei Bände haben den Grundstein für meine weitere Entwicklung als Romanautorin gelegt. Logisch, dass ich sie alle drei mag.“