Erfolgsautorin Micaela Jary im Interview

23. Februar 2018
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Jary Die Tote im weißen Kleid 1In den Goldenen 20ern war Berlin ein Sammelbecken der Hoffnungen und Möglichkeiten, aber leider auch des Verderbens und letztlich des Untergangs.

Ein Gespräch mit unserer Autorin Micaela Jary über die glamouröse Zeit der 20er-Jahre, den Reiz des Schönen und den Brief, der die Romanidee für DIE TOTE IM WEISSEN KLEID auslöste.

Liebe Micaela Jary, mit DIE TOTE IM WEISSEN KLEID haben Sie – nach erfolgreichen gefühlvollen Romanen – etwas Neues gewagt. Was hat Sie zu diesem historischen Kriminalroman inspiriert?

Micaela Jary: „Das war ein Brief, den ich im Archiv des Kriminalschriftstellers Frank Arnau (1894-1976) fand. Arnau war ein alter Freund meiner Eltern und der Mann, der mir schon als Teenager den Weg zur Schriftstellerei ebnete, indem er mich mit seinem Lektor an meinem Erstlingswerk zusammenarbeiten ließ. Jedenfalls ging es in diesem Brief um einen Galeristen, der im Berlin der 20er-Jahre mit gefälschten Van-Gogh-Gemälden Aufsehen erregte – und später Frank Arnau bat, ihm dabei zu helfen, seinen guten Ruf wiederherzustellen. Das fand ich so spannend, dass ich weiterforschte. Ich las Bücher über die Zeit, telefonierte herum und fand irgendwann meine Geschichte. Von dem berüchtigten Kunstfälscher können meine Leser sich nun in DIE TOTE IM WEISSEN KLEID ein eigenes Bild machen.“

Jary Die Tote im weißen Kleid 2In Ihrem Roman lassen Sie das wilde Berlin der Goldenen Zwanziger wieder aufleben. Was macht für Sie die Faszination dieser Zeit aus?

Micaela Jary: „Die Weimarer Republik war unfassbar modern – damals beschäftigte sich das Parlament etwa mit Gesetzen zu Frauenrechten, die durch das Dritte Reich und den Zweiten Weltkrieg mit seinen Folgen erst fünfzig oder sechzig Jahre später ratifiziert wurden. In den so genannten Goldenen 20ern war Berlin ein Sammelbecken der Hoffnungen und Möglichkeiten, aber leider auch des Verderbens und letztlich des Untergangs. Berlin war zwischen 1924 und 1930 sicher die aufregendste Stadt der Welt!“

Kunst und Ästhetik nehmen in Ihrem Roman großen Raum ein – dem gegenüber stellen Sie Verbrechen, Prostitution, rauschende Partys. Was hat mehr Reiz für Sie als Autorin?

Micaela Jary: „Wenn ich einen Roman über eine bestimmte Zeit schreibe, nehme ich mir stets vor, die verschiedensten Lebensstile und Gesellschaftsschichten zu beleuchten. Gerade Gegensätze und ihr Zusammenspiel machen die Schreibarbeit für mich so spannend. Ich gebe aber zu, dass ich mich mit dem Schönen wohler fühle als mit der Beschreibung des Grauens. Horrorszenarien wie etwa grausame Morde hegen keinen Reiz für mich, vielmehr interessiert mich die Gradwanderung zwischen Licht- und Schattenseite: So zum Beispiel, als die schöne Millionenerbin Susanne Delius in DIE TOTE IM WEISSEN KLEID von einer Feier zurückkehrt und auf den Stufen ihrer Wohnung ihr Dienstmädchen auffindet – tot, ermordet in einem zarten, weißen Kleid, das eigentlich Susanne gehört. Susanne sieht in diesem Moment ihr Spiegelbild vor sich, gerahmt in dunkles Blut. Solche Bilder faszinieren mich und ziehen sich wie ein roter Faden durch meine Romane.“

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