»Deshalb nenne ich meine Romane auch ›Bücher, die die Welt beschützen‹.«
Ein Gespräch mit Erfolgsautor Ben Bennett über die Magie der kleinen Dinge, die Gemeinsamkeiten zwischen dem Schreiben und dem Kochen und seine Romane, die Lebensweisheit, Romantik und einen ganz eigenen Zauber zum einmaligen Leseerlebnis verschmelzen.
Lieber Ben Bennett, wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Ben Bennett: »Ich schreibe schon Geschichten, seit ich schreiben kann. Also seit der Grundschule. In der vierten Klasse habe ich unter Mitschülern meine ersten Kurzgeschichten in Form von auf ein A4-Blatt kopierten und dann wie ein Buch gefalteten Sonderausgaben verteilt, die jede Woche neu herauskamen. Heute bedeutet Schreiben für mich, eine bessere Welt zu erschaffen als die, die uns jeden Tag im Internet und von den Massenmedien präsentiert wird. Ich möchte mit meinen Geschichten Menschen ermutigen, sich nicht von der vermeintlich nicht zu ändernden Realität einschüchtern zu lassen, sondern sich mit Rückgrat und Zivilcourage auf die Seite des Guten zu schlagen. Denn nur wir Menschen entscheiden, ob wir im Himmel oder in der Hölle leben wollen – leider bevorzugt die Mehrheit momentan die Hölle, was noch lange kein Grund ist, dieser Mehrheit hinterherzulaufen.
In Ihren Romanen sind die Grenzen zwischen Realität, Traum und einer ganz besonderen Art von Magie fließend – was reizt Sie daran?
Ben Bennett: »Ich denke, die Menschen haben vergessen, wie wichtig es ist zu träumen. Viele wissen sogar überhaupt nicht mehr, wie es geht. Doch ein Leben ohne jede Magie ist für mich einfach nur ein Dahinvegetieren. Dabei kann man Magie in den kleinsten Dingen finden – wir müssen es nur wollen und diese verlorene Welt aktiv wiederentdecken. Indem wir mutig gegen den Strom schwimmen und auch unseren Kindern beibringen, offen für die Wunder des Lebens zu sein. Hinzu kommt, dass ich fest daran glaube, dass wir nur in der Lage sind, einen sehr begrenzten Ausschnitt der Welt wahrzunehmen – und dass es da draußen sehr viel mehr gibt als wir ahnen …«
Was hat Sie zu Ihrem Roman DIE TRAUMWEBERIN inspiriert?
Ben Bennett: »Inspiriert hat mich eine Freundin, der ich immer unendlich viele Geschichten erzählt habe. Irgendwann hat sie mich nur noch ›Dreamweaver‹ genannt – also Traumweber auf Deutsch. Mit diesem Wort fing alles an. Und es ist ein gutes Beispiel dafür, dass ein ganzer Roman aus nur einem einzigen Wort entstehen kann, das dich aus irgendeinem Grund dazu inspiriert, mehr daraus zu machen. Was ich an diesem Roman besonders mag, ist die Idee, dass die große Liebe vielleicht kein Zufall ist, sondern einem Plan folgt, den wir Menschen nicht lesen können. Und tatsächlich gibt es ja diese seltsamen „Zufälle“ im Leben, die fast jeder schon mal erlebt hat. Sind das wirklich Zufälle – oder sind wir alle Teilnehmer eines Spiels, dessen Regeln wir nicht kennen?«
SOLANGE ES WUNDER GIBT war bereits in seiner ersten Printausgabe ein Bestseller: Wie erklären Sie sich den Erfolg dieser besonderen Geschichte?
Ben Bennett: »Als dieser Roman zum ersten Mal erschien, war die Welt noch eine andere. Die Menschen waren optimistischer und positiver und Liebe war noch ein Wert, nach dem viele sich sehnten. Es ist erst zehn Jahre her, aber was regiert heute unsere schöne neue Welt, wenn man sich umsieht: Liebe – oder Hass? Obwohl sich heutzutage dunkle Stoffe, in denen es um Mord und Totschlag geht, auf dem Buchmarkt weit besser verkaufen, habe ich mich deshalb entschlossen, weiter über die Liebe zu schreiben. Weil die Welt diese Liebe dringender braucht denn je. Deshalb nenne ich meine Romane auch ›Bücher, die die Welt beschützen‹. Wir sind, was wir lesen – ich glaube fest an diesen Satz. Wenn wir also wieder eine Welt wollen, die an die Liebe glaubt, und wenn wir selbst Liebe in unser Leben ziehen möchten, wäre es ein guter Anfang, sich mit SOLANGE ES WUNDER GIBT an dieses größte aller Gefühle zu erinnern.«
Ihr Roman DAS LEUCHTEN IN DEINEN AUGEN spielt nicht nur in einem wunderbaren kleinen Restaurant, Sie haben die Geschichte auch mit einigen Rezepten »abgeschmeckt«. Gibt es Parallelen zwischen der Kunst, einen bewegenden Roman zu erzählen, und der, ein besonders leckeres Essen auf den Tisch zu bringen?
Ben Bennett: »Ich koche selbst sehr gern – und eine Parallele zum Romanschreiben gibt es tatsächlich auch: Denn sowohl beim Kochen als auch beim Schreiben benötigt man den richtigen Mix aus Leidenschaft, Disziplin und Know-how, wenn es gut werden soll. Ein Geheimrezept, das sich bei mir über die Jahre bewährt hat. Außerdem geht Liebe ja bekanntlich durch den Magen, und DAS LEUCHTEN IN DEINEN AUGEN zeigt, dass man auch dann wieder Appetit auf die große Liebe bekommen kann, wenn man die Hoffnung eigentlich schon lange aufgegeben hat.«
In WENN EIN STERN VOM HIMMEL FÄLLT begegnet die liebenswerte Pauline ihrer großen Liebe an einem Melonenstand. Glauben Sie, dass das Glück tatsächlich immer dann auf uns wartet, wenn wir am wenigsten damit rechnen … oder darf man ihm mit Tinder, Parship und anderen modernen Plattformen ein wenig auf die Sprünge helfen?
Ben Bennett: »Heute geht es ja kaum noch anders als mit diesen Plattformen – was einerseits schade, andererseits praktisch ist. Im Jahr 2020 kann man sich jeden Tag einen neuen Partner aus dem Online-Katalog aussuchen. Das ist fast wie Einkaufen gehen. Sehr effizient also. Ob man auf diese Weise aber die große Liebe und das große Glück findet, ist äußerst fragwürdig. Doch immer mehr Menschen wollen das ja auch gar nicht mehr, weil die große Liebe nicht kontrollierbar ist und einem brutal das Herz brechen kann. Von daher suchen sie sich lieber ganz sicher und bequem im Internet einen vorzeigbaren Partner mit passendem Portemonnaie, der ihnen garantiert nicht wehtun wird – traurig, aber wahr. Ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen wären wie Pauline und Leonard, die Hauptfiguren meines Romans, und im echten Leben nicht ängstlich wegschauen, sondern dem Zufall eine Chance geben würden. Hätten wir ein wenig mehr Vertrauen in das Gute und ineinander, könnten sich Menschen viel einfacher kennenlernen und es gäbe sehr viel weniger einsame und unglückliche Singles auf dieser Welt.«
Anders als in Ihren anderen Romanen stehen junge Charaktere im Mittelpunkt von DAS LEUCHTEN VON STERNENSTAUB – was hat Sie daran gereizt?
Ben Bennett: »Genaugenommen ist ›Das Leuchten von Sternenstaub‹ mein erster Roman. Die Idee dazu trage ich schon mit mir herum, seit ich 16 war. Am Ende hat es nicht nur Jahre, sondern Jahrzehnte gedauert, bis daraus endlich ein Roman wurde. Aber die Hauptfiguren sind so jung geblieben, wie ich es damals war. Von daher ist es nicht nur mein persönlichster Roman, sondern auch mein liebster – was nicht zuletzt daran liegt, dass man sich mit dieser märchenhaften Lovestory noch einmal in die Zeit zurückversetzen kann, in der man sich zum allerersten Mal Hals über Kopf verliebt hat. Das Herz rast, man kann nicht schlafen vor Sehnsucht und das ganze Leben ist auf einmal pure Magie, die uns einfach unfassbar glücklich macht.«
Das Interview führte Timothy Sonderhüsken, Programmleiter bei dotbooks.