»Die entscheidende Botschaft von GENIUS – EISKALTER PLAN besteht in dem Appell, dass sich Fachwissenschaftler aus disziplinären Gefängnissen befreien sollten.«
Ein Gespräch mit unserem unseren Autoren Jens Johler und Olaf-Axel Burow über die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und ihre Grenzen, die Gefahren unkontrollierter Forschung, und ihren Thriller GENIUS – EISKALTER PLAN sowie CONTROL – MÖRDERISCHE RACHE.
Lieber Herr Johler, lieber Herr Burow, wie ist die Idee zu Ihrem Wissenschaftsthriller »GENIUS – Eiskalter Plan« entstanden?
Jens Johler: »Unsere Idee war ursprünglich, einen Roman zu schreiben, in dem wir die Wissenschaftler und ihre Visionen vorstellen, die das 21. Jahrhundert prägen werden. Genetik, Künstliche Intelligenz, Neurowissenschaften, aber auch Astrophysik und vor allem die Utopie von der Einheit der Wissenschaften. Erst im Laufe des Brainstormings kamen wir auf die Idee, einen Thriller daraus zu machen. Das lag auch daran, dass die Wissenschaftler, deren Bücher wir für die Recherche lasen, so unterschiedlich waren, dass man sich nicht vorstellen konnte, wie sie jemals in einen gemeinsamen Dialog treten könnten. Da kommt unser Thriller ins Spiel: Er zeigt, wie ein Killer ohne Skrupel auf verdrehte Weise dieses Problem ›lösen‹ will …«
Olaf-Axel Burow: »Als Hochschullehrer in den Gebieten Allgemeine Pädagogik, Psychologie, Kreativitäts- und Zukunftsforschung veranstalte ich seit vielen Jahren Zukunftswerkstätten und Zukunftskonferenzen, in denen es darum geht, Lösungen für Zukunftsfragen durch die Vernetzung des Wissens der Beteiligten zu entwickeln. Dabei musste ich immer wieder erleben, wie schwer es vielen Wissenschaftlern fällt, mit KollegInnen aus anderen Fachgebieten zu kommunizieren, obwohl die meisten Probleme nur durch inter- oder sogar transdisziplinäre Zusammenarbeit gelöst werden können. Bei meiner Recherche stieß ich unter anderem auf den Entwickler des Polio-Impfstoffes Jonas Salk, der die Bedeutung fächerübergreifender Zusammenarbeit schon in den sechziger Jahren erkannt hatte und mit dem Salk Institut in San Diego, das wir im Laufe der Recherche auch besuchten, ein transdisziplinäres Institut einrichtete. Ähnlich wie einer unserer Charaktere wurde er aber von Fachkollegen zum Frühstücksdirektor degradiert und musste erleben, wie seine zukunftsweisende Idee an den ›Fachidioten‹ scheiterte. Hinzu kam die Begegnung mit der Theorie der multiplen Intelligenzen des Sozialpsychologen Howard Gardner, der gezeigt hat, dass wir alle über unterschiedliche Begabungen verfügen, die es zu kombinieren gilt. Nach dieser Vorlage haben wir uns profilierte Wissenschaftler aus passenden Disziplinen ausgesucht, ihre Forschungszugänge recherchiert und neu zusammengebaut. Insofern ist unser Roman abseits der Thrillerhandlung wirklichkeits- und theoriegesättigt. Die LeserInnen werden also nicht nur unterhalten, sondern erhalten zugleich einen weitgehend faktenbasierten Einblick in das Denken von Fachwissenschaftlern, die großen Einfluss auf unser Weltbild und unsere Zukunft haben.
Kurzgesagt, die Idee für unseren Thriller entstand aus unseren Recherchen und meiner Erfahrung heraus: Wenn die Wissenschaftler nicht bereit sind, ihren fachzentrierten Egoblick aufzugeben, muss man eben andere Weg finden, um ihr Wissen zu vernetzen …«
Welche Gebiete der Wissenschaft haben jeden von Ihnen bei der Recherche für GENIUS am meisten gereizt?
Olaf-Axel Burow: »Grundsätzlich waren alle Gebiete der Wissenschaft relevant für unsere Recherche, denn die entscheidende Botschaft unseres Romans besteht aus meiner Sicht in dem Appell, dass sich Fachwissenschaftler aus disziplinären Gefängnissen befreien sollten. Dann können sie mit neuen Methoden der transdisziplinären Zusammenarbeit ihr Wissen nutzen, um wegweisende Antworten auf die Probleme der Zukunft zu finden.«
Jens Johler: »Was mich persönlich am meisten interessierte, waren die Wissenschaften, die sich mit der ›Verbesserung‹ des Menschen befassen, wie Genetik oder Neurophysiologie. Darf man den Menschen genetisch verändern? Darf man einen Übermenschen schaffen? Kann man Gehirne optimieren? Und ebenso interessant fand ich die Visionen vom Aufbruch ins All, um fremde Planeten zu besiedeln, was ja gerade wieder durch den Film „Don’t Look Up“ oder die Weltraumpläne von Elon Musk aktuell geworden ist. Geniale Wissenschaftler entwerfen mit ihren Zukunftsvisionen oft Wege, die dann tatsächlich eingeschlagen werden. Das Thrillergenre ist besonders geeignet, das Janusköpfige, das Zweischneidige der Wissenschaften zu zeigen und auf die Gefahren aufmerksam zu machen, die mit unkontrollierten Forschungen verbunden sind.«
Die Hauptfiguren in GENIUS und CONTROL sind der deutsche Wissenschaftsjournalist Troller und die englische Gerichtsreporterin Jane Anderson – was macht die beiden zu so einem tollen Ermittlerteam?
Jens Johler: »Es geht in GENIUS um eine Mordserie an hochkarätigen Wissenschaftlern verschiedenster Disziplinen. Troller und Jane versuchen dem Geheimnis hinter diesen Morden auf die Spur zu kommen und interviewen dafür Wissenschaftler, die alle an einer bestimmten Konferenz teilgenommen haben. Die Interviews sind Teil der Recherche – Troller als Wissenschaftsredakteur übernimmt das Fachgespräch mit den Wissenschaftlern; Jane Anderson, die Gerichts- und Kriminalreporterin mit gesundem Menschenverstand, stellt die unbequemen Fragen, blickt hinter die Fassade der Wissenschaftler und bringt die eigentliche Kriminal-Recherche voran.
In CONTROL ist die Aufgabenverteilung ähnlich, aber da die beiden inzwischen ein Paar geworden sind, ergeben sich noch ganz andere, spannende Dynamiken.«
Olaf-Axel Burow: »Aus meiner Sicht: Dass sie sich im Sinne der Synergietheorie, die ihr Gegenspieler mit Gewalt umsetzen will, auf produktive Weise in ihrer Unterschiedlichkeit gegenseitig herausfordern und ergänzen.«
Lieber Herr Johler, warum ist der Serienmörder Kant in CONTROL so eine einzigartige, gleichzeitig faszinierende und erschreckende Figur?
Jens Johler: »Der Mörder, der sich ›Kant‹ nennt, glaubt, einen moralischen Auftrag zu erfüllen: Er ermordet Hirnforscher, die den freien Willen leugnen, und die mit ihrer Arbeit auch tatsächlich auf dem Weg sind, den freien Willen abzuschaffen. Stichwort: Gedankenkontrolle. Das Faszinierende und Erschreckende an ›Kant‹ ist, dass man seine Intention, nämlich das selbstbestimmte Individuum zu retten, teilen kann – dass man aber (hoffentlich) brutale Morde als Lösungsweg ablehnt. So bringt einen die Lektüre dazu, auch sich selbst zu hinterfragen. So wie es auch Troller, der Wissenschaftsredakteur und Protagonist, tun muss – insbesondere da ›Kant‹ gleich zu Beginn des Romans eine Beziehung zu ihm aufbaut und behauptet: Wir beide gehören zusammen. Was du geschrieben hast, das setze ich in die Tat um.«
Das Gespräch führte Agnes Ejma aus dem dotbooks-Lektorat.
Prof. Dr. Olaf-Axel Burow
Olaf-Axel Burow, geboren 1951, war bis 2017 Professor für Allgemeine Pädagogik an der Universität Kassel und berät seitdem mit dem IF – Institute for Future Design Bildungseinrichtungen im In- und Ausland. Er ist Co-Herausgeber der Zeitschrift „Pädagogische Führung“ und lehrt an der Deutschen Akademie für Pädagogische Führung (DAPF). Er ist Autor zahlreicher Sachbücher und schrieb zwei Romane mit Jens Johler.
Die Website des Autors: https://www.olaf-axel-burow.de/
Von Jens Johler & Olaf-Axel Burow erscheint bei dotbooks:
Jens Johler
Jens Johler, geboren 1944 in Neumünster, war nach seiner Ausbildung in München drei Jahre lang als Schauspieler an den Städtischen Bühnen in Dortmund engagiert. Danach studierte er Volkswirtschaft in Berlin und arbeitete als wissenschaftlicher Assistent an der FU. Er schreibt Radiofeatures, Theaterstücke, Erzählungen, Politthriller und Biographien.
Die Website des Autors: jens-johler.de/startseite.html
Von Jens Johler & Christian Stahl erscheint bei dotbooks:
Von Jens Johler & Olaf-Axel Burow erscheint bei dotbooks:
Von Jens Johler erscheint bei dotbooks:
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