Interview mit Jeffery Deaver

»In Jeffery Deavers Thriller SCHULE DES SCHWEIGENS erleben wir eine nervenaufreibende Geiselnahme mit und lernen als Leser die psychologischen Feinheiten einer Geiselverhandlung kennen. Was hat den Autor bei der Recherche zu seinem Roman besonders fasziniert?«
Jeffery Deaver: »Für mich ist es sehr wichtig, eine fesselnde Geschichte zu schreiben. Ich möchte, dass meine Leserinnen und Leser gar nicht anders können, als meinen Roman zu verschlingen. Ich bin fasziniert von jeder menschlichen Situation, die bei meinen Leserinnen und Lesern Fragezeichen und das Gefühl einer unguten Vorahnung auslöst. Damit sie schnell umblättern und weiterlesen. Bei einer Geiselnahme handelt es sich ja schon fast per definitionem um eine solche Situation. Und wenn man dann noch hinzufügt, dass die betroffenen Opfer hörgeschädigt sind … ich dachte, dass das eine besonders spannende Geschichte sein würde, die ich erzählen könnte.«
»Neugierig nachgefragt beim Bestsellerautor Jeffery Deaver: Du erzählst deinen Thriller aus wechselnden Perspektiven – aus Sicht der Spezialkräfte, der Verbrecher und der Opfer. Warum ist dir das wichtig?«

Jeffery Deaver: »Der Grund, warum ich mehrere Perspektiven verwende, ist, dass ich in meinen Büchern immer wieder Wendungen einbaue und es für die Leserinnen und Leser sehr wichtig ist, dabei nicht von mir als Autor betrogen zu werden. Wenn man nur aus einer Sicht schreibt, dann muss man im Thriller zu einem sogenannten unzuverlässigen Erzähler werden. Und das ist ein Betrug, den die Leserinnen und Leser erkennen. Wenn man aus verschiedenen Blickwinkeln schreibt, kann man den Figuren bestimmte Informationen vorenthalten und trotzdem glaubwürdig bleiben. Außerdem liebe ich es, mich in die Figuren in meinem Buch hineinzuversetzen – sogar in die Bösewichte! Lieblingsfiguren habe ich dabei aber keine. Ich versuche, stets eine emotionale Distanz zur Geschichte zu behalten – damit ich bei den Lesenden eine emotionale Reaktion auslösen kann.«
»Dreh- und Angelpunkt von Jeffery Deavers Thriller SCHULE DES SCHWEIGENS ist Arthur Potter, ein psychologisch geschulter FBI-Spezialist, der die Verhandlung mit den Verbrechern leitet. Was für eine Art von Romanheld ist Potter in den Augen des Autors?«
Jeffery Deaver: »Mein Ziel beim Schreiben von SCHULE DES SCHWEIGENS war es, zwei Personen zu zeigen, die ein gemeinsames Ziel haben – nämlich unschuldige Opfer zu retten –, dies aber mit zwei völlig unterschiedlichen Ansätzen verfolgen. Der eine ist Arthur Potter, ein Mann, der als Geiselvermittler seinen Lebensunterhalt damit verdient, zu sprechen. Worte und Sprache sind seine Waffen. Melanie, die Geisel, die für den Schutz der gekidnappten Kinder zuständig ist, ist jemand, der weder sprechen noch hören kann. Mir gefällt die Idee, dass sich die beiden trotz ihrer sehr unterschiedlichen Kommunikationsansätze zusammentun, um zu versuchen, die Opfer zu retten. Außerdem gefällt mir, dass Potter kein waffenschwingender Superheld ist. Er benutzt seinen Verstand, um die Bösewichte zu besiegen, und kein Maschinengewehr.«

»Wir haben für euch Bestsellerautor Jeffery Deaver interviewt und ihn gefragt: In SCHULE DES SCHWEIGENS entführen drei entflohene Schwerverbrecher in Kansas einen Schulbus mit acht taubstummen Mädchen. Beruhen deine Geschichten in der Regel auf deiner Fantasie oder lässt du dich von Fällen in der Wirklichkeit inspirieren?«
Jeffery Deaver: »Es war ein merkwürdiger Zufall, dass das Buch vollständig meiner Fantasie entsprang. Es basierte größtenteils auf dem Gedanken, dass sich zwei verschiedene Personen mit sehr unterschiedlichen Möglichkeiten zu kommunizieren, zusammenschließen. Völlig unabhängig davon ging dann aber kurz nach Veröffentlichung der amerikanischen Originalausgabe eine Geschichte über eine ähnliche Geiselnahme durch die Presse. Glücklicherweise war aufgrund des Zeitpunkts klar, dass die Personen in diesem realen Fall nicht von meinem Buch inspiriert sein konnten. Im Allgemeinen erfinde ich die Szenarien selbst, weil ich gerne die Kontrolle über meine Geschichte habe. Wenn man sich auf eine wahre Geschichte stützt, ist man verpflichtet, sich an dieser Wahrheit zu orientieren, und das kann das Erzählen behindern.«

»Nachgefragt bei Bestsellerautor Jeffery Deaver: Viele, wenn nicht alle, deiner Thriller zeichnen sich durch überraschende finale Twists aus. An welchem Punkt wusstest du, wie SCHULE DES SCHWEIGENS enden sollte – und warst du selbst ein wenig von der Auflösung überrascht?«
Jeffery Deaver: »Ja, alle meine Bücher und Kurzgeschichten weisen sowohl im Handlungsverlauf als auch ganz am Ende Wendungen und Twists auf. Bevor ich mit dem Schreiben beginne, weiß ich genau, wie diese Wendungen aussehen werden. Ich habe SCHULE DES SCHWEIGENS etwa 8 Monate lang geplant, bevor ich zu schreiben begann. Ich denke, es ist sehr wichtig zu wissen, wohin man mit seiner Geschichte will. Wir steigen nicht in Flugzeuge, die nicht nach Diagrammen und Tabellen gebaut wurden. Chirurgen operieren ihre Patienten nicht, ohne genau zu wissen, wie der Eingriff ablaufen wird. Mit einem Buch sollte es genauso sein.«
Das Gespräch führte Frederik Bahr aus dem dotbooks-Lektorat.
Jeffery Deaver gilt als einer der weltweit besten Autoren intelligenter psychologischer Thriller. Seit seinem ersten großen Erfolg als Schriftsteller hat Jeffery Deaver sich aus seinem Beruf als Rechtsanwalt zurückgezogen und lebt nun abwechselnd in Virginia und Kalifornien. Seine Bücher, die in 25 Sprachen übersetzt werden und in 150 Ländern erscheinen, haben ihm zahlreiche renommierte Auszeichnungen eingebracht.
Die Website des Autors: www.jefferydeaver.com/
Der Autor bei Facebook: www.facebook.com/JefferyDeaver/
Der Autor auf Instagram: www.instagram.com/officialjefferydeaver/
Bei Saga Egmont im Hörbuch und bei dotbooks im eBook veröffentlichte der Autor seine mitreißenden Thriller SCHULE DES SCHWEIGENS, BLUTIGER MOND, NACHTGEBET und EIN TÖDLICHER PLAN.