Von den eigenen Figuren durch die Vergangenheit geführt: Stefan Nowicki
„Hättest du nicht Lust, einen historischen Roman zu schreiben?“
„Ähm, ja, weiß nicht.“
So, oder so ähnlich fing es an. Ich hatte bereits einen Haufen Kurzgeschichten verfasst und mich auch an größere Projekte gewagt, aber ein historischer Roman?
Doch es war zu spät, der „Virus“ saß in meinem Kopf. Also sah ich mich um, schaute, worüber bereits geschrieben worden war, las ein paar bekannte, ein paar weniger bekannte Romane und grübelte. Dabei entstand die Idee, eine Zeit zu beschreiben, die nicht ganz so oft für historische Romane herangezogen wurde. Und im nächsten Schritt der Wunsch, das Leben einer Person zu beschreiben, die innerhalb der Gesellschaft ganz unten ist.
Das war die kleine Flamme, die genährt, geschützt und befeuert werden musste, und die sich schließlich „Die Kreuzfahrerin“ nannte. Mal war es nur ein Glutnest, dann wieder loderten die Flammen hell auf.
Ich hatte mir selber die für historische Romane eigentlich unübliche Aufgabe gestellt, auf unterschiedlichen Zeitebenen zu erzählen. Der Rahmen war die Geschichte einer Geburt, die im 11. Jahrhundert ein für Mutter und Kind lebensgefährliches Unterfangen darstellte. Aber eine Geburt endet, da wo eigentlich alles anfängt, nämlich mit der Ankunft eines neuen Erdenbürgers. Ich konnte also gar nicht anders … Ich musste weitererzählen.
Reizvoll erschien mir der Gedanke, nun aber aus dem Kontext des christlichen Abendlandes herauszutreten und das Eindringen der Kreuzzügler in die Welt des vorderen Orients aus der Sicht der dort lebenden Menschen zu schildern. „Der Sohn der Kreuzfahrerin“ nahm mich an die Hand und zeigte mir seine Welt und das Handwerk seines Vaters.
Meine Ideen entstehen in mir als aller erstes in Form von Bildern. Ich versuche, diese Bilder mit Worten zu malen. Manchmal ist das ganz einfach, weil das, was ich sehe, mir sehr deutlich vor Augen steht. Doch wie genau sah Damaskus vor 900 Jahren aus? Wie ist die Landschaft beschaffen, in der sich meine Figuren bewegen? Neben Vorstellungskraft und Recherche muss ich mich ganz bewusst von all dem trennen, was durch Kinofilme in unser aller Köpfe eingeprägt wurde.
Meine Figuren helfen mir über manche Durststrecke hinweg. Denn sobald ich sie einmal vor Augen habe, entwickeln sie ein Eigenleben, das mich selbst manchmal in Erstaunen versetzt.
Zufrieden bin ich dann, wenn ich den Eindruck gewinne: Es ist mir gelungen, meinen Lesern genau die Bilder zu zeigen, die ich im Kopf hatte.
Neugierig geworden? Dann finden Sie hier kostenlose XXL-Leseproben zu „Die Kreuzfahrerin“ und „Der Sohn der Kreuzfahrerin“