Tanja Schurkus im Interview

22. Januar 2016
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Schurkus Autorenfoto

Tanja Schurkus (c) privat

„Im bin am ehesten der verkrachte Musiker, der bei Picaud unterm Dach lebt“

Ein Gespräch mit Tanja Schurkus über Mysterien des 19. Jahrhunderts, Pariser Frauen und ihren Roman DIE VERSCHWÖRUNG DER KETZER.

 

Sie haben sich für Ihren Roman DIE VERSCHWÖRUNG DER KETZER von einem wahren Todesfall inspirieren lassen. Erzählen Sie uns mehr darüber?

Tanja Schurkus: „Der Tote, um den es geht, ist Admiral Villeneuve – er unterlag 1805 in der Seeschlacht von Trafalgar dem englischen Admiral Nelson. Dieses Ereignis beförderte nicht nur Napoleons Untergang, es begründete auch Englands Aufstieg zur See- und Weltmacht des 19. Jahrhunderts. Villeneuve aber wurde nach seiner Rückkehr aus englischer Gefangenschaft tot in einer Pension in der Bretagne aufgefunden. In seiner Brust steckte ein Besteckmesser und schon damals kochte die Gerüchteküche: Hat er sich aus Verzweiflung selbst getötet? Oder wurde er ermordet? Wenn ja: Von wem?“

 

Schurkus-Ketzer-3In Ihrem Roman DIE VERSCHWÖRUNG DER KETZER spielen zwei sehr verschiedene Frauen eine große Rolle. In welcher der beiden steckt mehr Tanja Schurkus – in Arousha oder in Amélie?

Tanja Schurkus: „Weder noch. Im bin am ehesten der verkrachte Musiker, der bei Picaud unter dem Dach lebt. Als literarische Figur hat mir Amélie aber deutlich mehr Spaß gemacht als Arousha. Zu ihr hat mich ein kulturhistorisches Phänomen inspiriert: Paris war schon immer die Stadt der großen Gesellschaftsdamen. Sie bildeten im Umfeld der Revolution einen festen Zirkel und einige der Namen sind bis heute bekannt: Madame de Staël etwa, Josephine de Beauharnais, die spätere Frau Napoleons, oder Juliette Récamier. Ihre Zu- oder Abwendung entschied über den Aufstieg und Fall der Männer. In vielen Balzac-Romanen tritt dieser Frauentyp auf. Es gab damals tatsächlich den Spruch: Paris ist der Himmel für die Frauen, das Fegefeuer für die Männer und die Hölle für die Pferde.“

 

Warum sollte man sich Ihren Roman DIE VERSCHWÖRUNG DER KETZER auf keinen Fall entgehen lassen?

Tanja Schurkus: „… denn zum Lesen sind sie da, die Romane allesamt. Sonst ist der Schriftsteller traurig. Aber zur Frage, wer sich diesen Roman nicht entgehen lassen sollte: Alle, die sich für die Mysterien des 19. Jahrhunderts interessieren, ob Hieroglyphen oder Opium. Alle, die in den Gassen des alten Paris unterwegs sein wollen oder miterleben möchten, wie ein Mann sein bestes Stück verliert: den Schnäuzer.“