Constanze Wilken im Interview

26. August 2016
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Constanze Wilken (c) privat

Constanze Wilken (c) privat

„Ich bin ständig auf der Suche nach spannenden Geschichten.“

Ein Gespräch mit Constanze Wilken über ihre Liebe zu Wales, Geheimnisse der Vergangenheit und ihren Roman DIE FRAU AUS MARTINIQUE.

 

Liebe Frau Wilken, was hat Sie zu Ihrem Roman „Die Frau aus Martinique“ inspiriert?

Constanze Wilken: „Meine große Liebe zu Wales! Ich hatte das Glück, einige Jahre in Aberystwyth an der walisischen Westküste leben und Kunstgeschichte studieren zu dürfen. Während meiner Zeit in Großbritannien – ich war später noch einige Monate in London – habe ich auch meine Liebe zu Antiquitäten beruflich und als Hobby entdeckt. Es fügte sich alles ineinander. Ich durfte mich für einen Antiquitätenhändler auf Spurensuche seltener kunstvoller Möbelstücke und Kunstobjekte begeben. Diese Recherchen haben mich letztlich zur Geschichte um die Künstlerin Alexandra inspiriert.“

 

Ihr Roman spielt also genau in dem Ort an der walisischen Küste, in dem Sie selbst einige Jahre gelebt haben. Was macht diesen Ort für Sie so besonders?

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walisische Küste (c) privat

Constanze Wilken: „Wo soll ich anfangen – es gibt so vieles, was mich an diesem Landstrich begeistert! Aberystwyth ist eine kleine Küstenstadt, malerisch in der Bucht von Cardigan gelegen. Grandiose Klippen ragen direkt ins Meer, man spaziert hinauf zum Constitution Hill und hat einen weiten Blick über das Meer und die Hügel im Hinterland. An der Uferpromenade ziehen sich viktorianische Häuser und pastellfarben gestrichene Cottages entlang. Die meisten Orte in Wales haben sich ihren ursprünglichen Charme bewahrt. Es ist diese Kombination aus herrlicher Natur, archaischer Kulturlandschaft, mythengetränkt, mit vielen Wanderwegen, Küsten, Stränden, der rauen Irischen See und dem bergigen Snowdonia im Norden. Wer es lieblicher mag, fährt in den Süden nach Pembrokeshire und lässt sich von St. David’s oder Caldey Island verzaubern. Wer gern die ursprüngliche Natur und Berge mag, übernachtet vielleicht einmal in einem echten Tudor Castle in Gwydir, im Herzen von Snowdonia. Morgens weckte mich stilecht der Ruf der Pfauen im Park. Die Menschen sind freundlich und herzlich, ohne überschwänglich zu sein. Ich habe mich selten irgendwo so willkommen gefühlt wie in Wales.
Am besten, Sie schauen auf meiner Seite vorbei www.meinwales.de – da finden sich viele Berichte und Tipps zu Wales. Croeso y Cymru!“

 

Alexandra, die Protagonistin in Ihrem Roman, ist einem alten Geheimnis auf der Spur. Haben Sie sich selbst auch schon einmal auf eine Spurensuche in der Vergangenheit begeben?

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Anwesen in Wales (c) privat

Constanze Wilken: „Ich habe schon als Kind Geheimnisse und Legenden geliebt und bin eigentlich ständig auf der Suche nach spannenden Geschichten. Mein Studium der Kunstgeschichte hat mich noch mehr infiziert, mich mit soziokulturellen und politischen Hintergründen in der Entstehungsgeschichte von Gemälden, Skulpturen oder Möbelstücken zu befassen. Kunstwerke sind Zeitzeugen, berichten von Schicksalen, Kriegen, Dramen. Ich liebe es, in Archiven in alten Schriftrollen zu stöbern und die Handschriften zu studieren. Allein die Einkaufsliste des fürstlichen Archivs im Museo Capodimonte in Neapel erzählt eine ganze Familiengeschichte.

 

 

Wie sieht die Recherche zu Ihren Romanen aus, die ja viele historische Fakten beinhalten?

Die Recherche macht einen Großteil des Schreibens aus und da ich für mein Leben gern reise, fotografiere und mich von Land und Leuten inspirieren lasse, freue ich mich bei jedem neuen Projekt auf diese Vorbereitungsphase. Dabei plane ich nicht alles, sondern lasse mich auch von dem begeistern, was mir unterwegs begegnet. Einmal war ich in Lucca und kam mit einem älteren Herrn ins Gespräch, der auf einer Bank vor der Steinmauer zu einem heruntergekommenen Palazzo saß. Hinter der Mauer verbarg sich ein wundervoller Garten und der Palazzo gehörte einer der ältesten Familien der Stadt. Was für ein Romanschauplatz!“

 

Gibt es eine Szene in „Die Frau aus Martinique“, die Ihnen beim Schreiben besonders viel Spaß gemacht hat?

Wilken_die_frau_aus_martinique_631x1000pxConstanze Wilken: „Besonders gern habe ich die Figur der geheimnisvollen Nanacoada erschaffen – und die Schlussszene ging mir beim Schreiben sehr nahe.“

 

Ihr Roman ist sehr stimmungsvoll und nimmt einen direkt mit in das wildromantische Wales. Da fehlt eigentlich nur noch der passende Soundtrack – was würden Sie Ihren Lesern denn als passende musikalische Untermalung empfehlen?

Constanze Wilken: „Musik gehört für mich zum Schreiben dazu. Die richtige Musik beflügelt, inspiriert und schafft die Atmosphäre, die ich für eine Szene benötige. Während ich in der Renaissance unterwegs war, habe ich viel Bach und Purcell gehört. Das Album ‚Fairest Isle‘ von Barbara Bonney gehört zu meinen Favoriten. Ich liebe die atmosphärischen Stücke meines Bruders, Alexander (Prince Alec), der auch die Soundtracks zu meinen Buchtrailern komponiert. Da kann ich ganz in Klangwelten abtauchen und im Kopf Bilder entstehen lassen. Für meine Walesromane darf ich meiner Liebe zum keltischen Folk frönen und höre gern Loreena McKennitt, Karen Matheson oder Maggie Reilly – deren Album ‚Rowan‘ ist ein Ohrenschmaus und läuft bei mir derzeit rauf und runter.“