H. Dieter Neumann im Interview zu „Die Narben der Hölle“ & „Das Erbe der Wölfin“
„Wer meine Romane liest, bekommt vor allem fesselnde Lektüre, ganz beiläufig aber auch eine Ahnung davon, dass die Gründe für den weltweiten Terrorismus durchaus vielschichtig sind“
Ein Gespräch mit unserem Autor H. Dieter Neumann über menschliche Schicksale, Kriegserfahrungen und seine Thriller DIE NARBEN DER HÖLLE und DAS ERBE DER WÖLFIN:
In Ihren Thrillern DIE NARBEN DER HÖLLE und DAS ERBE DER WÖLFIN behandeln Sie wichtige politische Themen, wie den Krieg in Afghanistan und den Kampf gegen Terrorismus. Was hat Sie dazu veranlasst, diese Themen in eine fiktionale Handlung einzubetten?
H. Dieter Neumann: „Ich denke, dass die meisten von uns erst dann einen Bezug zu politischen oder gesellschaftlichen Themen aufbauen, wenn sie diese mit menschlichen Schicksalen verbinden können. Ein gutes Medium dazu ist der anspruchsvolle Spannungsroman, mein Schwerpunkt als Autor. Im besten Falle gelingt es mir so, die Leser und Leserinnen persönlich zu berühren und Bilder von Menschen entstehen zu lassen, die – auf welcher Seite auch immer – Teil der jeweiligen Geschehnisse sind. Wer DIE NARBEN DER HÖLLE und DAS ERBE DER WÖLFIN liest, bekommt also vor allem fesselnde Lektüre (schreiben zumindest die Rezensenten), ganz beiläufig aber auch eine Ahnung davon, dass die Gründe für den weltweiten Terrorismus durchaus vielschichtig sind.“
In DIE NARBEN DER HÖLLE wird ein Segeltörn zum Höllentrip für den im Afghanistaneinsatz schwer traumatisierten Johannes Clasen, da er auf hoher See von Unbekannten attackiert wird. Sie waren selbst Offizier bei der Luftwaffe der Bundeswehr und sind zudem passionierter Segler. Haben Sie eigene Erlebnisse in den Thriller einfließen lassen?
H. Dieter Neumann: „Natürlich konnte ich beim Schreiben von meinen Erfahrungen aus vierzig Jahren als begeisterter Segler profitieren. Ebenso war das militärische Wissen aus meiner Zeit als Offizier sicher hilfreich. Was jedoch die ‚eigenen Erlebnisse‘ betrifft, so habe ich solche in Afghanistan nicht gesammelt. Als die Bundeswehr in den ISAF-Einsatz ging, war ich bereits aus dem Dienst ausgeschieden. Dennoch hatte ich durch meine nach wie vor bestehenden persönlichen Verbindungen die Möglichkeit zu tiefgehender Recherchearbeit und konnte auch Gespräche mit Soldaten und Soldatinnen führen, die mehrfach im Afghanistaneinsatz waren.“
In DAS ERBE DER WÖLFIN ermittelt Ihr Protagonist, der Terrorismus-Experte Clemens Venske, gegen die „Grauen Wölfe“: eine pantürkische Nationalistenorganistation, die tatsächlich besteht. Wie haben Sie für dieses Buch recherchiert?
H. Dieter Neumann: „Die Recherchearbeit für DAS ERBE DER WÖLFIN hat mich jahrelang beschäftigt. Sie umfasste das Studium der Literatur über die Bozkurtlar (= Graue Wölfe), einen regen Austausch mit einigen der Autoren dieser Bücher, vor allem aber Gespräche mit Türken in Deutschland und in ihrem Heimatland. Ich habe die Türkei oft besucht, schon als der Tourismus dort noch in den Kinderschuhen steckte. Die Entwicklung des Landes sehe ich heute voller Sorge, weil viele der aus unserer Sicht unheilvollen aktuellen Entwicklungen im pantürkischen Nationalismus – der Ideologie der Grauen Wölfe also – begründet sind. Auch dieses Buch ist aber zuallererst ein Spannungsroman und wegen des brisanten Hintergrundthemas sogar aktueller denn je.“