»Wir verstehen uns mehr als literarische Band denn als Autorenduo.« Mersch und Königshausen – die Autoren von »ZWEIGESTIRN« im Interview
Ein Gespräch mit Thomas Mersch und Tobias Könighausen über Freundschaft, Schreiben im Team und ihren Roman ZWEIGESTIRN.
Lieber Thomas, lieber Tobias, wie seid ihr dazu gekommen, gemeinsam Romane zu schreiben?
Thomas Mersch: „Das war nicht geplant. Auf dem Programm standen drei Wochen Wandern in den Pyrenäen. Hätte bestimmt nett werden können, wenn nicht gleich am ersten Tag diese Bänderdehnung dazwischengekommen wäre. Vielleicht hätten wir misstrauisch werden sollen, als der angebliche Wunderheiler im ölverschmierten Overall kam? Irgendwann ließen die Schmerzen nach. Und als nach ein paar Tagen der Vorrat an Büchern verbraucht war, kam die Idee: Warum nicht selbst eins schreiben? Daraus wurde dann unser erster Roman, TREIBSAND.“
Wie klappt die Zusammenarbeit an einem Roman, wenn man wie ihr in Köln und Berlin lebt?
Tobias Königshausen: „Auf die Distanz, ehrlich gesagt, gar nicht. Während der Arbeit an unseren Büchern sind wir zusammen ins Exil gefahren. In die Eifel, an den Atlantik, zwei Wochen in den Harz oder an die Nordsee. Da wurde dann viel geraucht, rumgehangen, Bier getrunken – und vor allem geredet.“
Thomas Mersch: „Geschrieben haben wir da natürlich auch. Meistens gleichzeitig an verschiedenen Kapiteln, die dann abwechselnd überarbeitet wurden. Manchmal aber auch zusammen, an einzelnen Passagen, Sätzen, Satzzeichen.“
Tobias Königshausen: „Nach so viel Nähe brauchten wir dann erst mal Abstand, von der Geschichte und voneinander.“
Thomas Mersch: „Bis zum nächsten Schreiburlaub. Versuche, über eMail und Telefonieren weiter zu kommen, sind zuverlässig gescheitert. Haben Lennon und McCartney ja auch nicht gemacht. Der Alltag ist der natürliche Feind des Schreibens. Taugt höchstens als Ideengeber. Wir haben uns immer damit getröstet, dass wir uns sowieso mehr als literarische Band denn als Autorenduo verstanden haben: Man lässt Ideen aneinander abprallen und guckt, was am Ende hängen bleibt.“
ZWEIGESTIRN ist die Geschichte einer großen Männerfreundschaft, die in die Brüche geht. Wie wichtig sind Freunde in euren Leben?
Tobias Königshausen: „Schmeckt Salz salzig?“
Thomas Mersch: „Und wenn ja, wie salzig genau? Im Ernst: Genau diese Frage ist auf eine Art Ursprung und Auslöser zu ZWEIGESTIRN gewesen. Wir haben einen ganzen Roman gebraucht um – für uns – eine Antwort zu finden, die wir für vertretbar halten.“
Tobias Königshausen: „Die Frage ist ein klassischer NEON-Titel – mit einem Cover voller junger Freaks am Baggersee. Wer unsere Antwort hören möchte, muss schon das Buch lesen.“
Die beiden Hauptfiguren in ZWEIGESTIRN landen bei dem Versuch, die Freundschaft zu retten, mitten im Kölner Karneval, der offenbar wirklich eine Herausforderung für jeden Feierwilligen zu sein scheint. Was begeistert euch daran?
Thomas Mersch: „Das Feiern ist die eine Sache. Sechs Tage am Stück – körperlich und geistig in jedem Fall eine Grenzerfahrung. Aber Karneval ist nicht gleich Ballermann. Auch wenn man es auf den ersten Blick nicht glaubt: Karneval ist auch melancholisch, manchmal fein – und tiefsinnig.“
Tobias Königshausen: „Das Wichtigste: Alles in anders, auf den Kopf gestellt für eine knappe Woche. Jeder kann sein, wer oder was er will. Was sonst wichtig ist, ist plötzlich egal – und die Welt geht trotzdem nicht unter. Beruhigend, oder?“
Das Gespräch führte Timothy Sonderhüsken, Programmleiter dotbooks.
Thomas Mersch, geboren 1970, Journalist, lebt mit seiner Familie in Köln. Gemeinsam mit Tobias Königshausen, geboren 1971 und wohnhaft in Berlin, hat er bereits zwei Romane und zahlreiche Kurzgeschichten veröffentlicht. Bei dotbooks erschienen TREIBSAND – EINE LIEBESGESCHICHTE und ZWEIGESTIRN.
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