Alfred Wallon im Interview
„Der knurrige Alte hat verdammt viel zu erzählen“
Ein Gespräch mit Alfred Wallon über seinen Protagonisten Frank, sein Faible für das Western-Genre und den Roman STERBEN KANN ICH MORGEN NOCH.
Lieber Herr Wallon, STERBEN KANN ICH MORGEN NOCH ist ein Road-Trip voller turbulenter Ideen, dabei aber eigentlich eine tragische Geschichte, die mit wahrem Heldenmut und einer Prise Romantik gewürzt ist. Warum alles auf einmal?
Alfred Wallon: „Nur eine Storyline zu erzählen, wäre zwar möglich, aber ich finde das nicht ausreichend. Gerade die Mischung aus Abenteuer, Humor und Tragik machen das Ganze perfekt.
Als ich die Idee zu STERBEN KANN ICH MORGEN NOCH entwickelte, wollte ich ganz bewusst kein Happy-End im üblichen Sinne, denn das machen andere Autoren schon zur Genüge. Mir ging es um die Geschichte eines Mannes, der genau weiß, dass ihm nur noch wenig Zeit übrig bleibt, um das zu tun, was er eben noch einmal tun MUSS. Dass solch eine Entscheidung dann auch mit gewissen Komplikationen verbunden ist und nicht alles geradlinig verläuft, ist auch klar. Und somit konnte ich auch einen gewissen Humor mit einbauen, ohne dass er überzogen wirkt.“
Ihr Protagonist Frank ist Westernautor, Sie selbst gehören selbst zu den erfolgreichsten Autoren dieses Genres in Deutschland. Woher rührt diese Faszination?“
Alfred Wallon: „Diese Faszination mit wenigen Sätzen zu erklären, wird sehr schwer. Ich will es dennoch versuchen. Ich stamme noch aus einer Generation, die mit drei Fernsehprogrammen und weder mit Internet, noch sonstigen Medien aufgewachsen ist. In meiner Jugend waren Western noch ein weit verbreitetes Genre, mit dem man gut unterhalten konnte. Im Lauf der Zeit sind andere Medien und Genres hinzugekommen, und so gibt es jetzt Generationen, die mit diesem Genre noch gar keine Berührung hatten.
Was unterscheidet die griechischen Helden der Antike, die vor Troja gekämpft haben, von einem Mann, der im ‚Wilden Westen‘ Abenteuer erlebt? Wenn man es genau nimmt, doch eigentlich nur die Sprache, die Kleidung, Waffen und der Handlungsort. Einen guten und spannenden Western zu erzählen, erfordert viele Detailkenntnisse der amerikanischen Geschichte. In STERBEN KANN ICH MORGEN NOCH habe ich einiges davon einfließen lassen, aber nicht so, dass der Roman zu einem Sachbuch wird.
Man kann mit einem guten und spannenden Western übrigens nicht nur unterhalten, sondern auch moralische und ethische Werte vermitteln, unter der Voraussetzung, dass man es richtig macht. Meinem Helden Frank ist dies in seinen Werken gelungen – und mir in meinem Roman über Frank hoffentlich auch.“
STERBEN KANN ICH MORGEN NOCH ist eine Geschichte darüber, dass man niemals aufgeben soll. Ist das auch Ihre persönliche Überzeugung?
Alfred Wallon: „Für jeden Menschen verläuft das Leben anders. Manche gelangen schneller zum Ziel, andere wiederum benötigen viel Zeit. Und es gibt welche, die es niemals schaffen, weil sie auf dem Weg dorthin aufgegeben haben.
Ich wollte schon als Kind immer schreiben und veröffentlichen. Die ersten Schritte dazu machte ich 1981, als mein erster Roman erschien, und seitdem habe ich niemals aufgegeben und habe mich auch nicht entmutigen lassen. Ich war immer der Überzeugung, dass ein Western eine Chance hat, wenn man es richtig macht und seinen Job ernst nimmt. Und heute bin ich durch mein Engagement Mitglied bei den beiden amerikanischen Schriftstellervereinigungen ‚Western Writers of America‘ und ‚Western Fictioneers‘. Einige meiner Romane gibt es sogar in englischer Sprache. All dies wäre mir niemals gelungen, wenn ich irgendwelche Trends als Autor verfolgt hätte oder mir hätte vorschreiben lassen, was ich schreiben soll und was nicht. STERBEN KANN ICH MORGEN NOCH ist ein Buch, das ich unbedingt schreiben MUSSTE. Und der Erfolg zeigt mir, dass dies genau richtig war.“
Hand auf’s Herz: Ist Frank, Ihr Held aus STERBEN KANN ICH MORGEN NOCH ein Mensch, mit dem Sie gerne mal ein Bier trinken gehen würden – oder ist der ‚knurrige Alte‘ doch ein zu anstrengender Zeitgenosse?
Alfred Wallon: „Ich weiß nicht, ob ich mit Frank einfach nur ein Bier trinken würde. Das würde seinem Charakter nicht gerecht werden. Aber ich glaube, er hätte sich sehr darüber gefreut, wenn ich ihm vorgeschlagen hätte, ihn auf einer Erkundung des Grand Canyons zu begleiten und nach einem anstrengenden Tag dann mit ihm zusammen am Lagerfeuer zu sitzen und seinen Geschichten von früher zu lauschen. Vielleicht ist Frank zu anstrengend für gewisse Leute, die nicht viel über die Vergangenheit wissen. Aber der ‚knurrige Alte‘ hat in meinen Augen verdammt viel zu erzählen. Ich bin froh darüber, dass ich zumindest einen Teil davon dem Leser zugänglich machen konnte.“
Das Gespräch führte Timothy Sonderhüsken, Programmleiter dotbooks.
Über den Autor:
Alfred Wallon, geboren 1957 in Marburg/Lahn, ist seit 1981 als Schriftsteller tätig. Er veröffentlichte bereits über 200 Romane in nahezu allen gängigen Sparten der Spannungs- und Unterhaltungsliteratur. Wallon gehört zu den wenigen Europäern, die bei den renommierten „Western Writers of America“ aufgenommen wurden, und ist außerdem Mitglied bei den „Western Fictioneers“.
Bei dotbooks veröffentlichte er seinen Roman STERBEN KANN ICH MORGEN NOCH.
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