Angela Lautenschläger im Interview
„Aus meiner Arbeit ziehe ich die Inspiration für meine Krimis“
Unsere Autorin Angela Lautenschläger über kauzige Figuren, einen spannenden Job und ihren Krimi „Geheime Rache“
Liebe Frau Lautenschläger, Friedelinde Engel ist eine kauzige, aber sehr sympathische Protagonistin. Was – oder wer – hat Sie zu dieser Figur inspiriert?
Angela Lautenschläger: „Ich selbst bemühe mich stets, freundlich zu sein und mich angemessen zu verhalten. Friedelinde Engel darf sich gern auch mal daneben benehmen, und anders als mir machen ihr die verwunderten Reaktionen ihrer Mitmenschen nicht so viel aus. Vielleicht zeigt sich in ihr also eine verborgene Seite von mir?“
An Friedelindes Seite ermittelt Nicolas Sander, ein bärbeißiger Typ mit hartem Schicksal. Inwiefern sind die persönlichen Probleme und Beziehungen der zwei Hauptfiguren wichtig für das Buch?
Angela Lautenschläger: „Der gut aussehende Nicolas Sander gibt sich zwar cool und selbstbewusst, aber natürlich wirft ihn das Schicksal seiner Noch-Ehefrau aus der Spur. Und Friedelinde Engel ist zwar etwas speziell, kann sich aber ziemlich gut behaupten, beispielsweise auch dann, wenn sie hartnäckig eine Spur verfolgt, was von der Polizei gar nicht gern gesehen wird. Das erzeugt Reibung, die der Geschichte erst das Feuer verleiht.“
Sie arbeiten Vollzeit als Nachlasspflegerin – wissen also genau, worüber Sie schreiben. Aber wann finden Sie die Zeit, sich Geschichten zu überlegen und diese auch aufzuschreiben?
Angela Lautenschläger: „Das mit der Zeit ist schwierig. So ein vierundzwanzig Stunden-Tag ist viel zu kurz für alles, was mir Spaß macht. Und dazu gehört auch meine Arbeit als Nachlasspflegerin, die manchmal so spannend ist wie die Geschichten, die ich daraus stricke. Denn natürlich ziehe ich aus meiner Arbeit auch die Inspiration für meine Krimis. Deshalb schreibe ich in jeder freien Minute, abends und am Wochenende. Morgens, wenn der Kopf noch leer ist, kommen mir häufig Ideen dazu, wie die Geschichte weitergehen soll. Dann mache ich mir am Küchentisch neben dem Müsliessen Notizen, und abends wird dann ein ganzer Text daraus.“
Die Fälle, die Friedelinde und Nicolas lösen müssen, sind immer extrem verwickelt und das Ende ist immer überraschend. Wie gehen Sie an das Schreiben ran?
Angela Leutenschläger: „Ich fange mit dem Schreiben an, wenn die Geschichte in meinem Kopf fertig ist. Einen detaillierten Plan, was wann und in welchem Kapitel geschieht, habe ich dann noch nicht. Das würde die Entwicklung der Figuren behindern. Aber deshalb passiert es eben hin und wieder auch, dass einer der Protagonisten sozusagen ausbricht und wieder in die Geschichte eingefügt werden muss.“
Besonders amüsant finde ich das Verhältnis von Friedelinde zu ihrem Kater. Ich tippe darauf, Sie haben selbst Katzen. Und Sie teilen auch den Beruf mit Friedelinde. Wie viel fließt noch aus Ihrem täglichen Leben in Ihre Bücher ein?
Angela Leutenschläger: „Ja, ich habe tatsächlich auch eine Katze – und Katzenbesitzer werden das kennen: Nichts ist für eine Katze als Sitzplatz geeigneter als die aufgeschlagene Seite eines Buches oder der Zeitung. Und auch auf einer Tastatur kann man es sich zur Not bequem machen. Das sind schon die beiden wesentlichen Punkte, in denen Friedelinde und ich uns ähneln – und die Neugier, die sich bei mir allerdings auf die detektivische Suche nach Nachlassgegenständen und Erben beschränkt …“