„Anna Marx“ und „Heldensterben“ von Christine Grän

26. September 2016
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Susann_Harring-smallSusann Harring, Lektorat, stellt HELDENSTERBEN und die ANNA MARX-Reihe von Christine Grän vor:

 

Ein bisschen Abwechslung darf es schon sein, finden Sie nicht? So wie man nicht jeden Tag Brot mit Käse essen mag – und ich liebe Käsebrote! –, möchte man als Leser nicht immer das Gleiche konsumieren. Deswegen bin ich Autoren dankbar, wenn sie etwas anders machen als das, was gerade dem „Zeitgeist“ entspricht. Und aus diesem Grund mag ich auch Anna Marx so gerne, die Ermittlerin aus den Kriminalromanen von Christine Grän.

graen-3Anna Marx ist laut, üppig und nicht nur wegen ihrer roten Haare auffällig: Sie trinkt gerne mal ein Gläschen zu viel, muss ihren Liebhaber Philip mit einer anderen Frau teilen (wobei es sich strenggenommen um seine Ehefrau handelt …), redet manchmal schneller, als sie denkt, und hat sich mit ihrem durch und durch unperfekten Leben … tja, sagen wir mal … mehr abgefunden als angefreundet. Außerdem hat sie ein untadeliges Näschen für dubiose Todesfälle.

Auch hier zeigt Christine Grän, dass sie sich gerne jenseits ausgelatschter Genrepfade bewegt: Annas erster Fall spielt im schwarzafrikanischen Samyana, wo sie die Aufklärung eines Mordes begleiten und dokumentieren soll. Das hält die Reporterin allerdings nicht davon ab, auch das schillernde Leben auf Partys zu genießen – man reißt sich förmlich um die „exotische“ Frau aus Germany. Doch als Anna feststellt, dass der ermittelnde Oberst die Beweise sehr eigenwillig auslegt, strengt sie eigene Recherchen an … und schon bald steht das gesellschaftliche Leben in dem kleinen Land Kopf!

graen-2Auch Christine Gräns Roman „Heldensterben“ sollten Sie sich nicht entgehen lassen – denn diese rabenschwarze Liebeserklärung an Wien ist ein ebenso witziges wie ernstes, makabres wie großartiges Sittenportrait und Lesevergnügen. Im Mittelpunkt stehen auch hier eigenwillige Charaktere: Da gibt es die kleinwüchsige Lucie, die tränenreiche und poetische Trauerreden schreibt, die schöne Anna, die mit eben diesen Reden zum Star unter den Bestattungsrednern wird, und Ludwig, der Poet werden wollte, nun aber Porno-Produzent ist, und das alles wegen Erica, deren harmloser Name nicht verrät, welche Abgründe in ihr schlummern …Vor der morbiden Pracht der ehemaligen Donau-Monarchie wird in „Heldensterben“ gestorben und gestritten, geliebt und gelitten, was das Zeug hält.

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Christine Grän (c) Angelika Bardehle

Christine Grän ist ein Garant für ausgefallene Unterhaltung: Sie liebt ihre Figuren, schreckt aber nicht davor zurück, gemein zu ihnen zu sein und sie in die eine oder andere Falle laufen zu lassen. Was für Anna, Lucie, Ludwig und Co. verständlicherweise unschön ist … für uns aber Lesevergnügen pur!

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