Conny Lüscher im Interview

29. März 2019
dotbooks

»Es gibt kein Fenster, durch das wir in andere Menschen hineinsehen können – manchmal ist nichts so, wie es scheint.«

Ein Gespräch mit unserer Autorin Conny Lüscher über die Faszination des Bösen, das auch schon in Kindern lauern kann, und ihren nervenaufreibenden Psychothriller STUMMER SCHREI:

Liebe Frau Lüscher, in Ihrem Psychothriller STUMMER SCHREI lassen Sie uns tief in die Seele von Kindern blicken – und dabei schaudern. Wie konnten Sie sich so gut in deren Perspektive hineinversetzen?
Conny Lüscher: »Es klingt recht ungewöhnlich, aber meine eigene Kindheit ist mir noch sehr präsent. Ich war als Kind oftmals auf mich allein gestellt und musste deshalb meine eigenen Strategien entwickeln, um in der großen weiten Welt zurechtzukommen. Man beginnt Geheimnisse zu haben, die einem Halt und Stärke geben – doch das Ganze kann auch eine dunkle Seite haben, davon bin ich überzeugt. Wenn man sich zu sehr in seine eigene Traumwelt zurückzieht, sich abkapselt und keinen Zugang mehr zur Wirklichkeit findet. Was in Kindern vorgeht, gibt oft Rätsel auf – wie gefährlich das unter bestimmten Umständen werden kann, wollte ich unbedingt in STUMMER SCHREI aufgreifen.«

In Ihrem Thriller steht ein liebenswertes kleines Mädchen im Mittelpunkt – das dann unter Mordverdacht gerät … Wie ist die Idee zum Buch entstanden?
Conny Lüscher: »Die Idee hat einen persönlichen Hintergrund: Vor einigen Jahren musste ich hautnah miterleben, wie sich einer meiner Nachbarn schlagartig verändert hat. Es kam sogar zum Mordversuch an der Mutter, die Diagnose lautete Schizophrenie. Das war schockierend und hat mich noch lange beschäftigt. Für die Familie meines Nachbarn war es ein Trauma, denn trotz gewisser Vorzeichen brach es mit voller Wucht über sie herein. Seitdem ist mir noch bewusster als zuvor, dass es kein Fenster gibt, durch das wir in andere Menschen hineinsehen können. Auch wenn wir glauben, jemanden zu kennen, manchmal ist nichts so, wie es scheint. Aus diesem beängstigenden Gedanken hat sich die Geschichte von STUMMER SCHREI entwickelt – wo Lauras innerer Dämon zur tödlichen Bedrohung für ihre Familie wird.«

Sie spielen damit, einige Ihre Charaktere abwechselnd Opfer- und Täterrolle einnehmen zu lassen. Was reizt Sie daran?
Conny Lüscher: »In STUMMER SCHREI gibt es zum Beispiel einen Charakter, der sich im Verlauf der Geschichte anscheinend vom Saulus zum Paulus wandelt – er stellt sich im entscheidenden Moment vor sein bisheriges Opfer und kämpft gegen einen anderen Übeltäter. Doch was ist der wahre Grund dafür, dass er sich plötzlich auf die Seite des Opfers schlägt, an dem er sich doch eigentlich gerade noch rächen wollte? Diese Wendung hätte man vorher für unmöglich gehalten, und doch ist sie in sich schlüssig. Allerdings stelle ich hierbei bewusst die Frage, ob es ein Gesinnungswandel hin zu Recht und Anstand ist, oder ob die Konfrontation mit diesem neuen Bösen ihn vielmehr fasziniert und auf noch finsterere Gedanken bringt als bisher …«

Das Gespräch führte Ronja Beck aus dem dotbooks-Lektorat.

Conny Lüscher, geboren 1960, lebt mit ihrem Mann in Baden in der Schweiz. Nachdem sie viele Jahre im kaufmännischen Bereich tätig war, machte sie sich schließlich als Schriftstellerin und Künstlerin selbständig. Ihre humorvolle Seite lebt sie in ihren Comics aus, die regelmäßig in verschiedenen Zeitungen erscheinen – für ihre Romane aber bevorzugt sie düstere Handlungen mit ganz viel Gänsehautfaktor.

Die Website der Autorin: www.connyluescher.ch

Bei dotbooks veröffentlichte Conny Lüscher ihren Psychothriller STUMMER SCHREI.

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