Constanze Behrends im Interview
„Wir müssen nicht perfekt sein, nur authentisch“
Ein Gespräch mit Constanze Behrends über den Mythos Multitasking, Blondinenwitze und ihren Roman WER ALLE TASSEN IM SCHRANK HAT, DEM FEHLT PLATZ FÜR DIE WICHTIGEN DINGE.
Von Frauen wird heute oft erwartet, dass sie multitasken können und perfekt sind – in Ihrem Buch erzählen sie davon, dass Sie weder das eine können, noch das andere sein wollen. Warum?
Constanze Behrends: „Multitasking und Perfektionismus schließen sich aus! Wenn frau alles gleichzeitig macht, kann das nur Larifari werden. Ich weiß auch gar nicht, wer wirklich Perfektion von Frauen erwartet, oder ob wir uns diesen Druck selbst machen. Aufgebrezelt die Nacht durchfeiern, am nächsten Tag quellfrisch aufstehen, um Muffins für die Kita zu backen und danach im Job und Haushalt zu brillieren: Wie soll denn das gehen? Wenn ich feiere, hab ich einen Hangover, Kinder freuen sich auch über Kekse von der Tanke, und wenn ich schreibe, schließe ich mich ein und die Wohnung sieht aus wie Sau. Wir brauchen realistischere Frauenbilder, Heldinnen des Alltags. Wir müssen nicht perfekt sein, nur authentisch. Und darum geht es auch in WER ALLE TASSEN IM SCHRANK HAT, DEM FEHLT PLATZ FÜR DIE WICHTIGEN DINGE.“
Mit Ihrem Buch zeigen Sie, dass Sie über sich selbst lachen können – aber hört Ihr Humor bei Blondinenwitzen auf?
Constanze Behrends: „Ich persönlich finde Blondinenwitze nicht besonders lustig, weil sie meist eindimensional sind und einem antiquierten sexistischen Frauenbild entspringen. Ich fühle mich aber davon auch nicht angegriffen – zumal ‚Blondine‘ nichts ist, was ich mir auf die Fahne schreiben würde. Ich bin Künstlerin, Mutter, Freundin, Liebhaberin, Schauspielerin, Kreativ-Coach, Autorin, Falschparkerin, Feministin … und, ach ja … zufällig auch blond! Who cares?“
Welche der 24 Katastrophen, über die Sie in Ihrem Buch schreiben, bereitet Ihnen besonders Vergnügen?
Constanze Behrends: „Die Geschichte mit dem Waldorfschüler im Nudistencamp. Ganz einfach, weil sie die absurdeste, unglaubwürdigste ist – und doch zu 99 % wahr! Das Leben schreibt einfach die besten Geschichten. Man muss nur aufpassen und einen Bleistift zur Hand haben.“ (lacht) „Ich finde es aber durchaus spannend, welche Vorlieben meine Leserinnen und Leser haben. Männer amüsieren sich königlich über mein Abenteuer im Parkhaus des Grauens und haben eher wenig Verständnis für meinen Kampf mit der Friseur-Mafia, während einige meiner Freundinnen immer wieder aus meiner Doppelnamen-Kinder-Geschichte zitieren. Und meine Mutter … nun, ich sage nicht, dass Sie das Kapitel über die unerwarteten Elternbesuche wirklich liebt, aber gelacht hat sie trotzdem.“
Viele Menschen schämen sich, wenn sie in ein Fettnäpfchen stolpern – Sie erheben das zur Kunst. Sollten wir also alle lockerer an die kleinen Katastrophen des Alltags herangehen?
Constanze Behrends: „Jaaaaaa! Unbedingt! Humor ist die stärkste Waffe, die wir haben. Wenn man nicht über sich selbst lachen kann, hat man nichts zu lachen! Mit WER ALLE TASSEN IM SCHRANK HAT, DEM FEHLT PLATZ FÜR DIE WICHTIGEN DINGE möchte ich außerdem Frauen Mut machen, die in dieser ewigen Man-muss-perfekt-sein- und Jede-Frau-kann-Multitasking-Falle sitzen: Kommt da ganz schnell raus, dann habt ihr viel mehr Spaß im Leben!“
Das Gespräch führte Timothy Sonderhüsken, Programmleiter bei dotbooks.
Constanze Behrends, geboren 1981 in Wittenberg, lebt heute mit ihrer Familie in Berlin. Als Schauspielerin machte sie sich durch preisgekrönte Comedy-Formate wie „Switch Reloaded“ einen Namen, als Autorin wurde sie mit dem Deutschen Musicalpreis für das von ihr verfasste Stück „Klassenkampf“ ausgezeichnet. Weitere Informationen zu Constanze Behrends: www.constanzebehrends.de
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