„Das Sterben der Bilder“ von Britta Hasler

16. März 2016
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Sonja-Korte-SmallSonja Korte, Lektorin, stellt DAS STERBEN DER BILDER von Britta Hasler vor:

 

Ich liebe Wien! Und ja, ich gestehe, das hat auch etwas mit einer gewissen österreichischen Kaiserin zu tun. Schon als Kind konnte ich von den Sissi-Filmen nicht genug bekommen. Das lag zum einen an den wunderschönen Kostümen (Welches Mädchen träumt nicht davon, einmal ein solches Ballkleid anzuziehen?), zum anderen an den prächtigen Schauplätzen: Schönbrunn, die Hofburg, der Prater … Hach, da verfalle ich immer gleich ins Schwärmen. Jeder, mit dem ich mich je über diese bezaubernde Stadt an der Donau unterhalten habe, wird das bestätigen.

Doch nun wurde dieses – zugegeben sehr kitschige – Bild zerstört: von einem Roman! Eine brutale Mordserie im malerischen Wien? Das konnte ich mir so gar nicht vorstellen. Aber genau davon erzählt der Roman „Das Sterben der Bilder“.

In ihrem beeindruckenden Krimidebut entführt Britta Hasler den Leser ins Wien der Jahrhundertwende. Anschaulich beschreibt sie die prachtvollen Kulissen der k. u. k. Monarchie – und die dunklen Abgründe der Seelen, die unter Franz Joseph I. in der Kaiserstadt weilen.

Hasler-Das Sterben der Bilder-72dpiDen Hauptschauplatz der packenden Handlung bildet das Kunsthistorische Museum. Hier erhält der arbeitslose und von Obdachlosigkeit bedrohte Julius Pawalet eine Anstellung. Denn er hat eine beeindruckende Gabe: Er verfügt über ein fotografisches Gedächtnis und kann sich jede Einzelheit eines Werks, das er längere Zeit betrachtet hat, fehlerlos merken.

Sein Blick für Details lässt Julius auch bald erkennen, dass im Kunsthistorischen Museum nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Da ist zum Beispiel die schöne Luise von Schattenbach. Warum verbringt die undurchsichtige Beamtengattin ihre Zeit nicht wie andere Damen ihres Standes mit Kaffeekränzchen und Tratsch, sondern ist tagein, tagaus im Museum anzutreffen? Und was verbirgt der geheimnisvolle Dr. Grimminger, der tief in Gedanken versunken stundenlang die Gemälde des Museums abmalt?

Britta Haslers Kriminalroman besticht nicht nur durch die prachtvoll-morbide Atmosphäre Wiens, sondern insbesondere durch die faszinierenden Figuren, die den Leser immer wieder mit völlig neuen Facetten überraschen – ganz zu schweigen von den seelischen Untiefen des Mörders, dessen besondere Beziehung zu Julius ich hier natürlich nicht verrate …

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Britta Hasler (c) Thommy Mardo

Auch wenn „Das Sterben der Bilder“ mein perfektes Bild von Wien erschüttert hat, würde ich den Roman doch immer wieder lesen. Auch Sie sollten ihn sich nicht entgehen lassen: Mit ihrer klaren Sprache und ihrem Talent, prächtige Szenen vor dem geistigen Auge ihrer Leser heraufzubeschwören, wird Britta Hasler auch Sie begeistern! Und wenn Sie nach der spannenden Lektüre etwas zur Erholung brauchen, empfehle ich Ihnen einen romantischen Film über das Leben und die Liebe jener reizenden österreichischen Kaiserin …