»Der Ich-Erzähler ist für mich das Alleinstellungsmerkmal meines Thrillers: Für mich war es Nervenspannung pur, mich in seine Gedankenwelt hineinzuversetzen.«

24. Juni 2022
dotbooks

Ein Gespräch mit unserem Autor Rudolf Jagusch über verlassene Dörfer in der Eifel, die Faszination des Bösen und seinen neuen Thriller MORDSOMMER.

Lieber Rudolf Jagusch, in deinem nervenaufreibenden Thriller MORDSOMMER wird die Protagonistin Nina von einem düsteren Geheimnis aus ihrer Vergangenheit eingeholt. Was hat dich dazu inspiriert?

Rudolf Jagusch: »Nachdem ich eine Dokumentation über den US-amerikanischen Serienmörder Ted Bundy gesehen habe, kam mir der Gedanke ›Was wäre, wenn sich eine Gruppe Jugendlicher mit einer ganz ähnlichen Faszination für das Böse zusammenfände? Wie weit würden sie gehen? Wie würden sie es ausleben? Wann wäre eine Grenze erreicht?‹ Zwar haben wir es bei Nina, der Protagonistin meiner Geschichte, eindeutig nicht mit einer Serienmörderin zu tun. Doch als ein anonymer Drohbrief sie und ihre alten Jugendfreunde in einer abgelegenen Gaststätte nahe der belgischen Grenze zusammenführt, wird schnell klar, dass die Clique ein schreckliches Geheimnis verbindet … Diese spannende Konstellation und das Gedankenspiel haben mich so sehr fasziniert, dass ich diesen Thriller einfach schreiben musste.«

MORDSOMMER besticht durch seine besondere Kulisse: ein verlassenes Dorf in der Eifel, in dem das Psychospiel seinen Lauf nimmt. Hat der Ort ein reales Vorbild? Und wie gestaltete sich die Recherche?

Rudolf Jagusch: »Für die Geschichte brauchte es ein abgelegenes, schwer erreichbares Dorf, um Fluchtmöglichkeiten für die Figuren zu erschweren und eine bedrohliche Atmosphäre aufzubauen. Dazu trägt auch sehr die wilde Natur bei, die das Dorf von allen Seiten umgibt. Ich arbeite gerne mit realen Schauplätzen, hatte jedoch zunächst Befürchtungen, in der Eifel keinen Ort zu finden, der den Bildern in meinem Kopf wirklich gerecht würde. Umso überraschter war ich dann, als ich bei der Recherche auf die perfekte Location stieß: das verlassene Dorf ›Staudenhof‹ in der Nähe von Prüm, das abgeschieden in einem Talkessel liegt. Von den früheren Häusern sind nur noch Ruinen übrig – einzig die frühere Schule ist heute wieder bewohnt. Vor Ort konnte ich mich selbst davon überzeugen, dass es wirklich ideal zu meinen Ideen für einen nervenaufreibenden Thriller passte.«

Fernab der Zivilisation entspinnt sich für Nina und ihre Freunde ein Psychospiel, in dem jeder verdächtig ist. Woher nimmst du die Ideen für deine Figuren? Und hat es dir eine besonders angetan?

Rudolf Jagusch: »Am Anfang steht für mich die Geschichte. Erst nachdem ich die handlungstragenden Charaktereigenschaften der Figuren festgelegt habe, entwerfe ich ihre Lebensläufe, die zeigen, wie die Personen so wurden, wie sie sind. Meine Lieblingsfigur in MORDSOMMER ist deshalb auch diejenige, die aus der Ich-Perspektive erzählt. Für mich das Alleinstellungsmerkmal meines Thrillers: Sie nimmt uns mit in die düstere Gedankenwelt eines Soziopathen, der sich nach blutiger Vergeltung sehnt. Für mich war es Nervenspannung pur, mich in seine Gedankenwelt hineinzuversetzen – gleichzeitig schauderhaft und faszinierend.«

Als die erste Leiche gefunden wird, überschlagen sich die Ereignisse in dem verlassenen Eifeldorf. Wie hättest du in Ninas Situation gehandelt?

Rudolf Jagusch: »Nina trifft in dieser Extremsituation Entscheidungen, die durch Angst und Stress geprägt sind. Sie ist keine Heldin, genau so wenig wie ich ein Held bin. Ich glaube, dass genau das sie als Protagonistin so nahbar macht, und ich denke, dass ich an ihrer Stelle ähnlich reagieren würde. Allerdings zweifle ich, ob ich überhaupt dem Ruf in die Eifel gefolgt wäre. Für Nina steht zu diesem Zeitpunkt schließlich ihre Karriere auf dem Spiel, denn ihr Ruf als erstklassige Staatsanwältin wäre durch die Enthüllung ihres streng gehüteten Geheimnisses ruiniert. Ja, wenn ich ehrlich bin, würde ich wohl eher zu Hause bleiben und weiter an meinem aktuellen Roman arbeiten.«

Das Gespräch führte Frederik Bahr aus dem dotbooks-Lektorat.

Rudolf Jagusch wurde 1967 in Bergisch Gladbach geboren. Seit der studierte Verwaltungswirt 2006 seinen ersten Roman veröffentlichte, ist er eine feste Größe in der deutschen Krimi-Landschaft. Er lebt mit seiner Familie im Vorgebirge am Rand der Eifel, wo auch die meisten seiner Romane spielen.

Die Website des Autors: www.rudijagusch.com

Der Autor auf Instagram: www.instagram.com/rudi_jagusch

Rudolf Jagusch veröffentlich bei dotbooks seine Ermittlerkrimis um den Kölner Hauptkommissar Stephan Tries:

»Nebelspur«

Außerdem bei dotbooks erschienen sind seine Thriller »Bis zur letzten Sekunde« und »Mordsommer«.

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