„DER KÖNIGSBERG-PLAN“ von Alexander Weiss
Timothy Sonderhüsken, Programmleiter, stellt „DER KÖNIGSBERG-PLAN“ von Alexander Weiss vor:
Als kleiner Junge habe ich die meisten Ferien bei meiner Großmutter verbracht. Jeden Sonntag gab es ein festes Ritual: Nach der Kirche sind wir gemeinsam in die Gemeindebücherei gegangen, und ich durfte mir Lesestoff für die Woche aussuchen. Allerdings gab es da ein paar Einschränkungen: Taschenbücher waren verboten. „Das sind keine richtigen Bücher“, entschied Maria Sonderhüsken streng. Krimis kamen ebenfalls nicht in Frage … und Thriller gab es in den 70er Jahren noch nicht. Zumindest nicht in Hamm-Heessen.
Was meine Großmutter überhaupt nicht an der sogenannten Spannungsliteratur mochte, war das oft verwendete klassische Muster: Opfer wird gefunden – zack –, die Polizei ermittelt – zack –, der erste Tatverdächtige stellt sich als unschuldig heraus – zack – und am Ende war es derjenige, der schon die ganze Zeit mit Unschuldsmine im Hintergrund rumlungerte. ZACK!
Heute glaube ich, dass ich sie mit einem Buch wie DER KÖNIGSBERG-PLAN vom Gegenteil hätte überzeugen können – denn Alexander Weiss wandelt jenseits der ausgetretenen Genre-Wege. Und noch dazu besitzt er die Chuzpe, historische und politische Hintergründe in seinen atemlosen Thriller zu verflechten.
Worum es geht? Um eine politische Intrige. Eine atemlose Verfolgungsjagd vom Berliner Kanzleramt bis in ein bretonisches Château. Und einen mörderischen Wettlauf gegen die Zeit. Alles beginnt 1945 in Königsberg. Die rote Armee rüstet sich zum Sturm auf die Stadt, in der eine junge Frau fieberhaft versucht, eine geheime Mission zu vollenden. Doch dabei gerät sie in die Schusslinie der SS … Nach diesem furiosen Auftakt springt die Handlung in das Berlin der Gegenwart. Der Kunstrechtsexperte Benjamin Parker trauert um eine befreundete Anwältin, die unter mysteriösen Umständen gestorben ist, als er unerwarteten Besuch bekommt – vom Geheimdienst: „Wir haben nicht viel Zeit. Die Kanzlerin muss Berlin in einer Stunde verlassen – und will Sie vorher sehen.“
Von einer Sekunde auf die andere findet Parker sich im Mittelpunkt einer Verschwörung wieder, die Deutschland in seinen Grundfesten zu erschüttern droht. Gemeinsam mit der Journalistin Zoé Velázquez muss er alles daran setzen, um dies zu verhindern – und sein Leben zu retten!
Meine Großmutter ist vor einigen Jahren gestorben. Wenn ich an einer Bücherei vorbeilaufe, muss ich immer an sie denken – und frage mich nun: Hätte ihr dieses Buch gefallen? Mit den Taschenbüchern hat sie Frieden geschlossen, weil sie die dann doch praktisch und preisgünstig fand. Aus diesem Grund hätte sie sich – nach einigem Rumgemosere – sicher auch mit einem eBook-Reader angefreundet, zumal sie es geliebt hätte, sich die Schriftgröße nach eigenem Belieben einzustellen. Und DER KÖNIGSBERG-PLAN? „Ach, Junge“, hätte sie gesagt. „Das ist mir alles eine Spur zu schnell. Aber ich habe mich immer wieder dabei ertappt, dass ich mich gefragt habe: Kann das so wirklich geschehen sein?“ Und das war immer das größte Kompliment, das meine Großmutter einem Buch machen konnte.