„Der Sohn der Kreuzfahrerin“ von Stefan Nowicki
Timothy Sonderhüsken, Programmleiter, stellt „Der Sohn der Kreuzfahrerin“ von Stefan Nowicki vor:
Eine Breze am Morgen, eine Semmel zum Salat, ein Rosinenbrötchen zum Nachmittagskaffee: Ich bin ein Fan von Backwaren aller Art. Unter der Woche muss es schnell gehen, da achte ich nicht immer auf Qualität – Hauptsache, es schmeckt und macht satt.
Am Wochenende ist das etwas anderes. Dann will ich genießen und mich verwöhnen, ein richtig gutes Brot und mein Mandelhörnchen in einer Bäckerei kaufen, in der es aus der Backstube herüberduftet. Echte Handwerksarbeit mit besten Zutaten, keine Massenfabrikation. Ganz ähnlich geht es mir, wenn ich meinen Lesestoff auswähle.
Ich mag historische Romane. Manchmal will ich einfach unterhalten werden. „Eine große Liebe vor eindrucksvoller Kulisse“, nennt unsere Verlegerin diese Art von Historiengeschichten – Romane also, in denen es um die Charaktere und ihre Gefühle geht, nicht um die realen geschichtlichen Hintergründe und Moralvorstellungen. Ideale Lektüre für zwischendurch also.
Eigentlich schlägt mein Herz aber für andere historische Romane: die, bei denen ich das Gefühl habe, in der Zeit zurückzureisen. Bücher, die mir nicht nur eine spannende und bewegende Geschichte erzählen, sondern auch etwas über die vergangene Epoche, über ihren für Normalsterbliche unerreichbaren Glanz – und vor allem auch ihre Abgründe.
Stefan Nowicki gehört zu den Autoren, die sich auf genau diese Art der anspruchsvolleren Unterhaltung verstehen. In seinem Bestseller „Die Kreuzfahrerin“ geht es – wie so oft in historischen Romanen – um eine Frau. Doch die ist weder besonders mutig, noch emanzipiert, noch geht sie aus den Prüfungen, die das Schicksal und der Autor für sie bereithalten, stets siegreich hervor. Ursula ist keine der bekannten Mittelalter-Heldinnen: Umso mehr fiebert man mit der armen Magd mit, die für jeden kleinen Moment des Glücks kämpfen muss.
Der geschichtliche Kontext ist bei Stefan Nowicki keine „eindrucksvolle historische Kulisse“, sondern er definiert und bestimmt die Figuren, denen wir in diesem Roman begegnen. Darum ist die Handlung alles andere als rosarot – dafür authentisch, spannend und mitreißend. Kein Wunder, dass „Die Kreuzfahrerin“ innerhalb kurzer Zeit zu einem unserer bestverkauften historischen Romane wurde … und es nun eine Fortsetzung gibt.
Auch bei seinem zweiten Roman bleibt Stefan Nowicki sich treu. Natürlich wäre es einfach schön, die Geschichte zu lesen, wie Ursula mit Mann und Sohn glücklich bis ans Ende ihrer Tage lebt … Aber wäre das realistisch? Nein. Deswegen erzählt Stefan Nowicki von einem Jungen, der in der Fremde aufwächst. Der mit Mut, Geschick und dem Herz am rechten Fleck allen Anfeindungen zum Trotz zu einem geachteten Mann heranwächst – und sich, wie einst seine Mutter, auf ein Abenteuer einlassen muss, das ihn das Leben kosten kann.
Wie gesagt: Manchmal braucht man ein locker-leichtes Milchbrötchen mit Marmelade. Aber ich ziehe ein herzhaftes Körnerbrot vor. Wenn es Ihnen genauso geht, empfehle ich Ihnen „Der Sohn der Kreuzfahrerin“. Es ist kein Zufall, dass der Titelheld von seinem arabischen Ziehvater den Namen Shakib bekommt, denn dieser bedeutet „das Geschenk“ – und als solches empfinde ich als Programmmacher sowohl den Autor als auch seinen neuen Roman. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre und verspreche Ihnen gute Unterhaltung!