»DER TRAUM VOM CAFÉ«

12. Mai 2020
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Unsere Autorin Jana Seidel lässt ihre Gedanken tanzen und verrät euch ihre Lieblingscafés

Für meinen Roman DAS CAFÉ DER SÜSSEN WUNDER musste ich nicht lange nach Inspirationen suchen. Ich träume seit ich denken kann – wie so viele Menschen – von einem eigenen Café: Eines mit einer magischen, bonbonbunten Atmosphäre irgendwo zwischen Zirkus, „Alice im Wunderland“ und „Die fabelhafte Welt der Amélie“. Es würde leise Klaviermusik zu hören sein, die aber angeregte Gespräche niemals stört. Natürlich gäbe es ganz viele Bücher samt gemütlichen Leseecken. Auf den verschnörkelten Etagèren lägen Scones, Gurkensandwiches und Macarons drapiert. Und für Tee und Kaffee stünde üppig geblümtes Geschirr bereit. Die Terrasse im Grünen wäre rosenumrankt und …

Okay, das war jetzt ein wenig kitschig. Und leider auch vollkommen unrealistisch. Hier mein Geständnis: Bei den Backpassagen im Roman haben mir kundige Freundinnen geholfen, weil meine Backkünste zwar etwas, aber nicht viel überzeugender sind als die von Alexandra in DAS CAFÉ DER SÜSSEN WUNDER. Umso mehr bewundere ich die Frauen (und Männer), die einem eben mal perfekte Madeleines kredenzen und sagen: „Ach, den Teig habe ich so Pi mal Daumen zusammengerührt.“

Ich habe oft überlegt, was notwendig wäre, damit ich meinen Traum doch noch umsetzen könnte. Die Antwort lautet: ein Wunder! So kam mir die Figur der Effie in den Sinn, die meiner Protagonistin mit viel Verve und Leidenschaft zur Seite steht.

Mittlerweile habe ich mich damit abgefunden, dass es wohl nichts wird mit meinem Café. Aber einer der Aspekte, die das Schreiben so wunderbar machen, ist, dass ich mir und den Lesern alternative Leben erschaffen kann, in denen alles möglich ist. Und zu meinem Glück gibt es viele nette Menschen, die sehr viel begnadeter darin sind, ein Café zu führen – so dass ich mich einfach bequem an einen der Tische setzen und der Sache nachgehen kann, die ich noch ein kleines bisschen mehr liebe, als schöne Cafés: dem Schreiben.

Extra:

Cafés, die mich glücklich machen!

Vielleicht kann ich euch ein paar Tipps für Ausflüge geben – und manchmal reicht ja schon die Website dieser wunderbaren Orte, um sich aus dem Alltag davon zu träumen …

In meiner Heimatstadt Hamburg: Weil ich eine heimliche Schwäche für den Zirkus habe, gehe ich – wenn ich mal in der Innenstadt bin – gerne ins „Roncalli Grand Café“ in der Mönckebergstraße: Diesen speziellen Zirkus liebe ich noch mehr, seit er gar keine Tiernummern im Programm hat. Außerdem finde ich wegen meinem Faible für alles Britische das „Eaton Place“ in Ottensen ganz toll.

Die Adressen: Roncalli Grand Café, Mönckebergstraße 7, www.grand-cafe-roncalli.hamburg/

Eaton Place Bahrenfelder Str. 80-82, eaton-place.de

In Lüneburg, wo ich aufgewachsen bin, gehe ich am liebsten zu „Johnson’s“. Das wirkt auch sehr britisch, dabei ist der Stil ein ganz anderer als im „Eaton Place“. Bei „Johnsons’s“ gibt es weniger Chesterfield oder edles Nachtblau à la „Downton Abbey“, sondern eher Cottagegemütlichkeit mit Rosen- und Tiermotiven à la Rosamunde Pilcher. Ich fühle mich in beidem wohl.

Die Adresse: Johnson’s, An den Brodbänken 8a, facebook.com/pages/Johnsons/167146656670922

In Berlin: Eigentlich ist es ja heute eher ein Bistro als ein Café, aber in der „Joseph Roth Diele“ gibt es wirklich leckeren N.Y. Cheesecake – und dazu über die Innenausstattung gratis eine Zeitreise in die Vergangenheit. Da soll der Schriftsteller Joseph Roth in der Konditorei, die sich hier einmal befunden hat, seine Arbeit an „Das Spinnennetz“ begonnen haben.

Die Adresse: Joseph Roth Diele, Potsdamer Straße 75, joseph-roth-diele.de

In München: Im „Schnickschnack Ladencafé“ sitzt man wie in einem gemütlichen Wohnzimmer. Auf zusammengewürfelten Sofas genießt man leckeren Kuchen und Rooibos-Cappuccino – mit Blick auf herrlichen Trödel, Bücher und Schallplatten, bei denen es sich hinterher perfekt auf Schatzsuche gehen lässt.

Die Adresse: Boschetsrieder Str. 142, facebook.com/schnickschnackladencafe