»Der Traum von Freiheit« von Judith Katz
vorgestellt von Timothy Sonderhüsken, Programmleiter
Gibt es Bücher, die Sie schon lange Zeit begleiten? Die Sie ganz besonders mögen, an die Sie immer wieder denken müssen, die sich manchmal wie eine leise Melodie durch Ihren Alltag ziehen? Dann wissen Sie, wie es mir geht – sowohl aus beruflichen Gründen als auch aus ganz privaten – mit DER TRAUM VON FREIHEIT von Judith Katz.
Zum ersten Mal habe ich vor Ende der 90er Jahre von diesem Buch gehört. Die Geschichte einer jungen jüdischen Frau, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts davon träumt, ein freies Leben zu führen, hörte sich spannend an … und kaum hatte ich die ersten Seiten gelesen, wusste ich: Diesen Roman will ich unbedingt veröffentlichen! Aber in der Verlagsbranche kommt bekanntlich vieles anders, als man es sich wünscht. Und obwohl sich immer wieder Kolleginnen und Kollegen genau so für Judith Katz’ Werk begeisterten wie ich, schien nie der richtige Zeitpunkt gekommen zu sein, um das Buch einem größeren Publikum vorstellen zu können: mal fehlte der Programmplatz, mal der Mut der Vertriebsabteilung, mal gar der Verlag … und, und, und.
Umso mehr freue ich mich, dass ich Ihnen DER TRAUM VON FREIHEIT nun hier bei dotbooks vorstellen kann – und Sofia, seine Heldin, die man nie vergisst, wenn man ihr einmal begegnet ist. Zu Beginn der Geschichte wird sie gegen ihren Willen an einen vermeintlich reichen Mann verheiratet, doch schon auf dem Schiff, das sie von Europa nach Argentinien bringen soll, stellt sich dies als Falle heraus: Sofia ist einem Schwindler in die Hände gefallen, der sie in Buenos Aires an ein Bordell verkauft. Von nun an muss sie für die faszinierende Perle Goldenberg arbeiten (eine Schönheit, ebenso durchtrieben wie gottesfürchtig, liebevoll wie streng – definitiv eine weitere Romanfigur, die Sie so schnell nicht vergessen werden). Und obwohl Sofia nicht gewillt ist, sich selbst als Opfer zu sehen, scheint es für sie keine Hoffnung mehr auf eine glückliche Zukunft zu geben …
Das ändert sich, als der Boss der jüdischen Unterwelt von Buenos Aires eines Tages den jungen Varietékünstler Hankus in da Bordell bringt und mit Sofia aufs Zimmer schickt, damit er endlich seine Unschuld verliert. Hankus, der als Kind in Europa nur knapp einem Pogrom entkommen ist. Hankus, der sich seitdem irgendwie durchschlägt, getrieben vom Wunsch, in Freiheit leben und lieben zu können. Hankus, der Sofia schließlich sein Geheimnis offenbart: »Er« ist in Wahrheit eine Frau, Hannah, die gelernt hat, in dieser Verkleidung zu überleben … und natürlich darf niemand das erfahren.
Sie merken es vielleicht schon: Ich liebe diesen Roman und die beiden Frauen in dieser schier ausweglosen Situation. Zwei Frauen, die sich vom ersten Moment an wie magisch zueinander hingezogen fühlen. Zwei Frauen, die genau wissen, dass sie nur noch ihr Leben zu verlieren haben – aber alles gewinnen könnten, wenn sie bereits sind, es zu riskieren …
Judith Katz erzählt die Geschichte von Sofia und Hankus in einem ganz besonderen Ton, der es schafft, gleichzeitig schwebend leicht und doch von großer Opulenz zu sein, durchzogen von jiddischen Wörtern, die uns ungemein vertraut vorkommen und doch einer Kultur entstammen, die viele heute kaum noch kennen. DER TRAUM VON FREIHEIT erzählt vom Schicksal starker Frauen, vom Antisemitismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts, von jüdischen Gangstern, die sich die Achtung der besseren Gesellschaft ertrotzen wollen, von Zartheit, Grausamkeit und dem, was niemals sterben darf: der Hoffnung.
Wenn Sie Bücher mögen, die Sie auch nach der letzten Seite noch fesseln und bewegen, dann greifen Sie zu: DER TRAUM VON FREIHEIT ist ein echtes Lesevergnügen! Noch dazu freue ich mich sehr, dass dieser Roman parallel zur eBook-Ausgabe bei dotbooks auch als Printausgabe bei unseren Freunden vom Quer-Verlag erschienen ist. Ganz egal, ob Sie gerne einen eReader in der Hand halten oder Papier bevorzugen, genießen Sie diese ganz besondere Geschichte … und zwar am besten jetzt sofort!
Unser Lesetipp
Judith Katz »Der Traum von Freiheit«
vorgestellt von Timothy Sonderhüsken, Programmleiter