»Die Äbtissin ist altersweise und besonnen, der Offizier impulsiv und tatendurstig. Aber beiden gemein ist die Cleverness!«
Ein Gespräch mit unserem Autor Michael Reinbold über Verbrechen, die hinter der größten Idylle schlummern können, den besonderen Menschenschlag der Lüneburger und warum ausgerechnet ein junger Offizier und eine alte Stiftsdame das perfekte Ermittlerduo für den verzwickten Mordfall in seinem Krimi TOD IM HEIDEKLOSTER sind:
Lieber Herr Reinbold, wie kamen Sie auf das ungewöhnliche Setting Ihres Kriminalromans TOD IM HEIDEKLOSTER, der in den Nachkriegsjahren in einem Dorf bei Lüneburg spielt?
Michael Reinbold: »Die Nachkriegszeit ist als Romanstoff hoch spannend, weil sie voller Unruhe und Geheimnisse war: vielerorts herrschte Chaos, große Menschenmassen waren in Bewegung gekommen und Alteingesessene mussten sich mit Neuankömmlingen oder gar Besatzern arrangieren. Und nicht wenige Leuten hatten etwas zu verbergen. Die weitgehend unzerstörte Hansestadt Lüneburg war britisch besetzt und bildete einen Verkehrsknotenpunkt, den die bei Kriegsende in Schleswig-Holstein versammelten Nazi-Größen passieren mussten, wenn sie irgendwo im ehemaligen Reich untertauchen wollten. Es ist also kein Zufall, dass Himmler sich ausgerechnet in Lüneburg vergiftet hat und Bormanns Leiche dort im Fluss Ilmenau gefunden wurde. Mein Kriminalroman spielt zwar in einem fiktiven „Heidekloster“, doch von denen gibt in der Region gleich mehrere, wie zum Beispiel das direkt vor der Stadt angesiedelte Kloster Lüne. Und einen Toten im Fluss gibt es bei mir auch – welche dunklen Geheimnisse der zu verbergen hatte, finden neugierige Leser aber am besten selbst heraus!«
Der junge Offizier Willoughby und die rüstige Äbtissin eines Klosters bilden in Ihrem Krimi ein ebenso ungewöhnliches wie geniales Ermittlerduo. Warum sind sie genau die richtigen, um den Mordfall zu lösen?
Michael Reinbold: »Zunächst gilt es, den Mord an dem Organisten der Klosterkirche aufzuklären. Doch schnell stellt sich heraus, dass mit diesem Tod ein anderes Verbrechen vertuscht werden sollte, das noch während des Krieges in Schlesien begangen worden war und mit dem Diebstahl einer wertvollen Handschrift eines berühmten Komponisten zusammenhängt. Es ist also eine verzwickte Angelegenheit und die Besatzungssituation der Nachkriegsjahre erschwert die Ermittlungen weiter. Captain Willoughby und Frau von Oppershausen, die Äbtissin des Heideklosters, kennen sich bereits seit Kriegsende, als sich Willoughby mit einigen Soldaten im Kloster einquartierte, um zu verhindern, dass die Briten dort plünderten. Obwohl den jungen Offizier und die alte Dame fast 50 Jahre trennen, waren sie sich auf Anhieb sympathisch. Vielleicht genau, weil ihre Temperamente so unterschiedlich sind: Die Äbtissin ist altersweise und besonnen, der Offizier impulsiv und tatendurstig. Aber beiden gemein ist die Cleverness! So kommen sie stets rasch auf einen gemeinsamen Nenner und lösen den Kriminalfall mit Spitzfindigkeit und Charme.«
Ihr Kriminalroman spielt in der Region der Lüneburger Heide – was schätzen Sie besonders an Land und Leuten dort und wollten es unbedingt in Ihrem Roman einfangen?
Michael Reinbold: »Die Lüneburger Heide ist eine der bedeutendsten Kulturlandschaften Niedersachsens. Kaum jemand weiß, dass die romantische Kargheit der Region auf einen gigantischen Raubbau zurückgeht, der schon vor 1.000 Jahren begann, als man damit anfing, große Wälder für den Salzabbau abzuholzen, der Lüneburg für viele Jahrhunderte berühmt machte. Die Hansestadt Lüneburg zeigt in ihrer historischen Bausubstanz heute noch den Reichtum der einstigen Bewohner. Die norddeutsch-gradlinige Art ihrer Nachfahren kommt mir persönlich sehr entgegen. Lüneburg – kaum mehr als 40 km südöstlich von Hamburg – ist eine touristische Hochburg mit reichlich Potenzial zum Verlieben. Fans der unverwüstlichen ARD-Telenovela ›Rote Rosen‹ werden es wissen. Aber Achtung: Jede Idylle hat auch ihre Abgründe zu verbergen – und genau um die geht es in meinem Roman!«
Das Gespräch führte Ronja Beck aus dem dotbooks-Lektorat.
Michael Reinbold, geboren 1956 in Lüchow, ist als Historiker an einem Landesmuseum tätig. Er studierte in Göttingen Geschichte und Archäologie und wurde 1986 über ein Thema der Stadtgeschichte Lüneburgs promoviert. In seiner Freizeit schreibt er gern und malt mit Vorliebe Kopien der »Alten Meister«. Er lebt mit Frau und Tochter in Oldenburg, Niedersachsen.
Bei dotbooks veröffentlichte Michael Reinbold seinen Kriminalroman »Tod im Heidekloster.
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