„Die Töchter der Heidevilla“ von Madeleine Harstall
Magdalena Heer, Lektorat, stellt DIE TÖCHTER DER HEIDEVILLA von Madeleine Harstall vor:
Am Wochenende feierten die Großeltern meines Freundes ihre Diamantene Hochzeit – unvorstellbare 60 Jahre sind sie nun miteinander verheiratet! Und fast wäre es zu diesem Jubiläum nicht gekommen. Denn wie so oft in ihrer Generation, wurde die junge Liebe durch den Krieg gewaltsam auseinandergerissen.
Gehört habe ich solche Geschichten schon oft, aber als Oma Inge und Opa Heinrich mir händchenhaltend und mit glänzenden Augen ihre ganz persönliche Liebesgeschichte erzählten, zerriss es mir das Herz. Schlimm genug, dass Inge ihre große Liebe an die Front ziehen lassen musste. Aber die ständige Ungewissheit und die lange Trennung kosteten die junge Lehrerin viel Kraft. Als sie erfuhr, dass er in russischer Kriegsgefangenschaft war, hatte sie kaum noch Hoffnung für das Paar. Doch nun sind sie glücklich vereint, und diesen Teil der Geschichte – das romantische Happy End – erzählen sie immer noch am liebsten. Obwohl inzwischen mehr als ein halbes Jahrhundert vergangen ist, stecken ihnen Schmerz, Trauer und Wiedersehensfreude noch tief in den Knochen. Und für mich bekam die Geschichte auf einmal ein Gesicht.
Auch Zilla, die junge, zielstrebige Karrierefrau aus Madeleine Harstalls Roman DIE TÖCHTER DER HEIDEVILLA, wird eines Tages mit einem Geheimnis aus der Vergangenheit konfrontiert. Zwar hat sie bereits als kleines Mädchen die gefährliche Flucht aus der DDR überlebt, doch wollte sie nie mehr über ihr Schicksal und das ihrer Familie erfahren. Als sie aber mit ihrem Mann Richard in das Haus ihrer Kindheit kommt, ändert sich schlagartig alles. Auf dem Dachboden entdeckt sie einen uralten Koffer ihrer Großmutter und in ihm eine kleine Puppe mit gläsernem Kopf sowie ein Büchlein mit der in Sütterlin handgeschriebenen Lebensgeschichte der Vorfahrin. Und so erwacht die Vergangenheit plötzlich zum Leben.
Beim Anblick dieser historischen Schätze wird Richard jedoch leichenblass. Die Puppe kennt er! Ein kleines, verängstigtes Mädchen klammert sich an ihr fest, als würde sie das Leben bedeuten – dieses Bild hat sich bei ihm eingebrannt, seit er die Fotografie in den Unterlagen seines Vaters gefunden hat. Nach und nach ergeben sich immer mehr Überschneidungen in der Vergangenheit des Paares. Und so manch eine wäre besser im Koffer der Großmutter verschlossen geblieben …
In DIE TÖCHTER DER HEIDEVILLA lüftet Madeleine Harstall das dunkle Geheimnis einer Familie. Einfühlsam und dennoch packend nimmt sie den Leser mit auf das herrschaftliche Trakehner-Gestüt an der Ostsee und macht es zum Schauplatz einer tragischen Reise in die Vergangenheit. Gut recherchiert und mit viel Herz trifft die Autorin einen wunden Punkt in jedem von uns.
Dieses Chaos der Gefühle, das die Geschichte von Oma Inge und Opa Heinrich in mir aufkommen ließ, kann ich Ihnen nicht mitgeben. Aber ich kann Ihnen DIE TÖCHTER DER HEIDEVILLA guten Gewissens ans Herz legen. Lesen Sie Zillas Familiensaga, wenn Sie bereit sind, das besondere Gefühl zwischen Gänsehaut, Ergriffenheit und wahrem Glück zu erleben.
DIE TÖCHTER DER HEIDEVILLA von Madeleine Harstall
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