„Die unbekannte Dritte“ von Alexandra von Grote
Susann Harring, Volontärin im Lektorat, stellt „Die unbekannte Dritte“ von Alexandra von Grote vor:
Was tun Sie, wenn der Alltag Sie allmählich auffrisst? Wenn Wellness gerade nicht möglich ist und Urlaub erst recht nicht … Ich habe da ein gutes Rezept: Wenn ich merke, dass ich urlaubsreif bin, meine ersehnte Auszeit aber noch in weiter Ferne ist, greife ich am liebsten zu Büchern. In meiner Fantasie reise ich dann nach Südamerika, in den Nahen Osten, nach Italien und Frankreich. Nichts anderes kann mich gedanklich so grenzenlos aus meinem Alltag und meinem Umfeld entführen. Im Idealfall ist das Buch so spannend und fesselnd, dass ich nicht mal auf die Idee komme, die Lektüre zu unterbrechen, um beispielsweise Staub zu wischen oder abzuwaschen. Darum sind Krimis in südlichen Ländern der perfekte Ersatzurlaub für mich. Wie gut also, dass mir DIE UNBEKANNTE DRITTE von Alexandra von Grote in die Hände fiel – ein Provence-Krimi, der alles hält, was diese zwei Worte versprechen: Ein packender Kriminalfall, bei dem man gar nicht anders kann, als selbst zu kombinieren und zu rätseln, und das vor der atemberaubenden Kulisse provenzalischer Lavendelfelder! Ich reiste also in meinem Kopf in die Provence, wo …
… eine Frau erschossen aufgefunden wird – jeder kannte sie, doch niemand hat sie vermisst. Nun sind umsichtiges Befragen der Dorfbewohner, kluges Kombinieren und ein kühler Kopf gefragt. Eigentlich nichts Neues für die Kommissarin Florence Labelle. Doch dieser Fall ist besonders brisant, denn eine der Hauptverdächtigen ist die Nichte des französischen Präsidenten! Für ihren Kollegen Kommissar Marbeuf steht der Mörder sofort fest: Gilbert Cosme, armer Spross armer Eltern, der sich in der Mordnacht mit dem Opfer im Wald traf – und vorbestraft ist wegen sexueller Belästigung. Für Labelle passt das alles zu gut zusammen. So einfach zu lösen sind Mordfälle selten! Während sie daher weiter ermittelt, hat die Kommissarin zunehmend das Gefühl, im Nebel zu stochern. Die Tote hütete zahlreiche Geheimnisse, in die nicht nur die Dorfbewohner verwickelt sind, Geliebte und Ex-Ehemänner, sondern auch Geister aus der Vergangenheit. Und dann taucht plötzlich eine weitere Leiche auf …
DIE UNBEKANNTE DRITTE ist ein Schmöker-Krimi par excellence mit klassischer Ermittlungsarbeit und einer entspannend normalen Ermittlerin, die sich gegen chauvinistische Kollegen wehren und falsche Spuren entlarven muss. Statt mit Figuren und Typen, denen wir bereits aus unzähligen anderen Krimis kennen, wartet die Autorin mit erfrischend neuen Charakteren auf. So lernte ich zum Beispiel, dass es auch unter lesbischen Frauen echte Machos gibt! Und trotz der Spannung und der Ich-muss-unbedingt-wissen-wer-der-Mörder-(oder-die-Mörderin)-ist-Atmosphäre saß ich nicht völlig verkrampft auf dem Sofa, sondern konnte vor allen Dingen abschalten und relaxen. Als ich aus der Provence zurückkehrte, hatte ich nicht nur zusammen mit Florence Labelle einen Mordfall gelöst und Nîmes etwas sicherer gemacht, sondern auch noch einen entspannenden Kurzurlaub in Frankreich verlebt: So muss Lesen sein!
Und das Beste: Der nächste Kurztrip mit der Kommissarin ist schon gebucht, denn auch die weiteren drei Bände um Florence Labelle, DIE KÄLTE DES HERZENS, DAS FEST DER TAUBE und DIE STILLE IM 6. STOCK, sind bereits erschienen.