DU: DEMENZ, ICH: BURNOUT von Hanna Roos
vorgestellt von Ronja Beck, Lektorat
Drei Worte können alles verändern. Drei Worte können uns in den Himmel heben, wenn jemand »Ich liebe dich« zu uns sagt. Und drei Worte können größten Schmerz bedeuten – so wie damals, als meine demente Großmutter mich nicht mehr erkannte und ängstlich fragte: »Wer sind Sie?«
Auch unsere Autorin Hanna Roos weiß, was es bedeutet, einen Menschen auf diese Art zu verlieren. Sie erlebt Tag für Tag, wie weh es tut, wenn die geliebte, demente Mutter langsam davondriftet. Aber sie hat auch die Erfahrung gemacht, dass es etwas gibt, das ihr in den dunklen Stunden hilft: die Kunst, den Schicksalsschlägen des Lebens mit Humor zu begegnen. Das ist nicht immer leicht. Aber es ist oft der richtige Weg.
Genau aus diesem Grund bin ich begeistert von Hanna Roosʼ Roman »DU: DEMENZ, ICH: BURNOUT«: Es ist eine warmherzige, lebenserfahrene Geschichte, in der sich Tragik und Humor die Waage halten. Unsere Autorin erzählt mit einem feinen Gespür dafür, wie herrlich absurd und ungemein komisch wir alle uns manchmal anstellen, wenn es darum geht, Probleme zu meistern. Wenn wir merken, dass wir nicht so stark sind, wie wir immer dachten, und das natürlich erst einmal nicht wahrhaben wollen. Oder wenn wir ausgerechnet dann vor einer neuen Liebe stehen, wenn wir die so gar nicht gebrauchen können … Aber fangen wir von vorne an:
Es gibt sicher bessere Orte, einen kleinen, feinen Nervenzusammenbruch zu bekommen, als in einem vollbesetzen Lehrerzimmer. Aber genau das passiert der Lehrerin Julia Rose, die eigentlich eine echte Powerfrau ist und sonst jedes Problem mit Elan und Witz aus dem Weg räumt. Doch heute wächst ihr alles über den Kopf: ihre demente Mutter, die immer gefühlskälter zu werden scheint, ihr Gatte, der ausgerechnet jetzt ihre Beziehung in Frage stellt, die eifersüchtige Kollegin, die sich Julias geliebte Theater-AG unter den Nagel reißen will … und dann hat sie am Morgen auch noch mit ihrem Smart den Sportwagen eines arroganten (wenn auch recht attraktiven) Schnösels ramponiert! Julia ist am Ende – und ahnt doch, dass das erst der Anfang ist: Wie wird es mit ihrer Mutter weitergehen? Darf sie ihren Gatten vielleicht einfach erschlagen? Und warum entpuppt sich der Schnösel erst als recht sympathisch … und dann ausgerechnet als Sohn des alten Mannes, mit dem ihre Mutter im Pflegeheim immer wieder aneinandergerät?
Man merkt dem Roman an, dass Hanna Roos weiß, wovon sie schreibt: »Julia und ihre Mutter Ingelore sind frei erfunden – aber das, was die beiden erleben, kenne ich sehr gut. Natürlich ist Demenz kein Thema, über das man lachen kann. Aber die Versuche einer Frau von 50 superplus, alles richtig zu machen, über die darf man sich herrlich amüsieren!« Und so verbindet »DU: DEMENZ; ICH: BURNOUT« Trauer und Zuversicht, große Gefühle und hinreißende Situationskomik zu einem Lesevergnügen, das lange in Erinnerung bleibt.
Ja, manchmal reichen tatsächlich drei Worte, um das Leben vollkommen zu verändern, im Guten wie im Schlechten. Tatsächlich findet sich ein »Wer sind Sie?« in diesem Roman – aber auch ein »Ich liebe dich«. Und so ist »DU: DEMENZ, ICH: BURNOUT« von Hanna Roos ein berührendes und unterhaltsames Buch, das ich Ihnen unbedingt empfehlen möchte, weil es in schweren Zeiten tröstet und an Sonnentagen immer wieder zu einem herzlichen Lachen verführt – überall zu finden, wo es gute eBooks gibt.
Lesetipp der Woche:
DU: DEMENZ, ICH: BURNOUT von Hanna Roos
vorgestellt von Ronja Beck, Lektorat