»Eine Geschichte, die Mut macht, sich von gesellschaftlichen Erwartungen zu lösen und stattdessen die Chancen des Lebens zu ergreifen.«

4. Dezember 2020
dotbooks

Ein Gespräch mit unserer Bestseller-Autorin Viola Alvarez über die Schatten der Vergangenheit, ihre Bewunderung für Barbara Noack und ihre fesselnde Familiensaga WAS UNS AM ENDE BLEIBT.

Liebe Frau Alvarez, was hat Sie dazu inspiriert, einen Roman über einen Filmstar der Nachkriegszeit zu schreiben?

Viola Alvarez: »Ich bin eine langjährige Bewunderin des deutschen Heimatfilms. Als Kind bin ich mit den Wiederholungen der Klassiker der 50er Jahre im Sonntagsfernsehen aufgewachsen. Lange habe ich geglaubt, so wäre es damals ›wirklich‹ gewesen. Ich hätte gerne in dieser heiteren Technicolor-Version der 50er gelebt – und wollte auch schon immer darüber schreiben. 

Später kam dann eine gewisse ironische Komponente dazu, als ich begriff, wie schlecht einige dieser Filme gerade im Dialog waren. Manche gehören allerdings auch heute noch zu meinen Lieblingsfilmen: die ›Zürcher Verlobung‹ beispielsweise – nach dem Roman der von mir sehr verehrten Barbara Noack. (Im Übrigen habe ich aus diesem Film auch die waghalsige Idee mitgenommen, Schriftstellerin zu werden. Aber dies nur am Rande …) Die Hauptfigur des Films wartet einmal im Vorzimmer einer Filmproduktionsfirma, dort hängt das satirisch intendierte Plakat eines fiktiven Heimatfilms: ›Heideguitarren‹ – in dieser Schreibweise. Diesen Film habe ich meine Figuren in WAS UNS AM ENDE BLEIBT dann tatsächlich drehen lassen.«

Lulu von Radziwil ist ein glamouröser Filmstar, ihre bodenständige Enkelin Charlotte könnte nicht gegensätzlicher sein – oder verbindet die beiden Frauen mehr, als es den Anschein hat?

Viola Alvarez: »Als ich anfing, mir Lulu vorzustellen, sah ich sie von außen nach innen. Die äußere Schönheit, die inszenierte Heiterkeit, die Fotogenität, und darunter verborgen die Fähigkeit, Menschen durch ihr Schauspiel ihre eigene Realität um sich herum vergessen zu lassen. Doch tatsächlich ist Lulu eine Frau, die mit Unsicherheiten kämpft, die ihre Lebensentscheidungen viel zu lange von anderen treffen lässt. Letztlich bleibt ihr aber gar keine andere Wahl, als aus den gesellschaftlichen Zwängen ihrer Zeit und ihrer Rolle als ›Süßes Mädel‹ auszubrechen.«

Ihre Enkelin Charlotte ist ihr im Grunde gar nicht so unähnlich. Sie verkörpert für mich das Dilemma vieler moderner Frauen: Charlotte hat den ausgeprägten Wunsch, ihre eigene Unsicherheit gegen ein selbstbestimmtes und emanzipiertes Leben einzutauschen, und deshalb Schwierigkeiten, die Kontrolle auch einmal abzugeben. Mit ihrer neuen Liebe Gus, der als eine harmlose Zufallsbekanntschaft in ihr Leben tritt, erfährt sie nun zum ersten Mal, wie es ist, vollkommen angenommen zu werden. Ich fand es einen hübschen Dreh Charlotte mit ihrer großen Liebe in Australien genau in die Situation zu bringen, in der Lulus Heimatfilme stets enden.«

Was wollen Sie Ihren Lesern mit Ihrem Roman gern mitgeben?

Viola Alvarez: »WAS UNS AM ENDE BLEIBT ist eine Geschichte, die Mut macht, sich von gesellschaftlichen Erwartungen zu lösen und stattdessen die Chancen des Lebens zu ergreifen.

Vom Deserteur über einen gefeierten Filmproduzenten bis hin zu einer von der Liebe enttäuschten Lehrerin und einem vor dem Leben davongelaufenen Familienvater – wir lernen sie alle in ihren entscheidenden Momenten und den nachfolgenden Konsequenzen kennen.

Ich glaube, dass gerade darauf Toleranz erwachsen kann. Richtige Toleranz, nämlich jemanden ohne inneren Dünkel sein zu lassen, wie er ist.

Wenn ich also eine Hoffnung äußern darf, was den Leser faszinieren möge, dann diese: Es ist ebenso wunderbar wie schrecklich, wozu Menschen in der Lage sind. Genau das kann uns helfen, zu entscheiden, wo wir selbst stehen wollen. Es ist ziemlich genau das, was uns am Ende bleibt …«

Das Gespräch führte Ronja Beck aus dem dotbooks-Lektorat.

Viola Alvarez, geboren 1971 in Lemgo, ist eine deutsche Schriftstellerin, Referentin und Keynote-Speakerin. Nach dem Studium der Germanistik, Geschichte und Skandinavistik in Freiburg arbeitete sie als Referentin in der Erwachsenenbildung und war Leiterin eines Theaters in Köln. Heute ist sie Inhaberin eines Instituts für Managemententwicklung und lebt im Rheinland.

Bei dotbooks erschienen bereits ihre Romane:

»Das Flüstern des Glücks«

»Ein Tag, ein Jahr, ein Leben«

»Die Zunftmeisterin«

WAS UNS AM ENDE BLEIBT von Viola Alvarez – überall erhältlich, wo gute eBooks angeboten werden, und natürlich auch auf unserer WEBSITE, wo die eBooks für Sie im Mobi-Format für den Kindle und als ePub für alle anderen Lesegeräte bereitstehen.