Federwelt: Beate Kuckertz im Interview – Teil 3
dotbooks-Verlegerin und -Gründerin Beate Kuckert im Interview mit Nathalie Schwaiger von dem Magazin Federwelt – Teil 3:
Nathalie Schwaiger: Was wissen Sie sonst noch über Ihre LeserInnen? Wer liest E-Books?
Beate Kuckertz: Die Vertriebsplattformen bestätigen, dass sich die Zielgruppe von Unterhaltungsliteratur überhaupt nicht verändert hat. Sie ist auch nicht jünger geworden durch E-Books, eher im Gegenteil. Die Kernzielgruppe sind Frauen zwischen 30 und 60 Jahren. Die Heavy-Userinnen unter ihnen haben seit der ersten Stunde ihr Lesegerät: Frauen, die 900-Seiten-Romane an einem Wochenende verschlingen, sind von Anfang an dabei und stolz, inzwischen 1000 Bücher auf ihrem Reader zu haben.
Nathalie Schwaiger: Sind E-Books eine Chance für AutorInnen?
Beate Kuckertz: Und wieder eine Frage, auf die ich mit „Ja“ und „Nein“ antworten kann (lacht). Ja, E-Books sind eine gute Chance, um als Autor bei dotbooks veröffentlicht zu werden: Da wir keine gedruckten Bücher produzieren, die kostenaufwendig gelagert und verschickt werden müssen, sind wir experimentierfreudiger als die klassischen Print-Verlage.
Und noch einmal „Ja“: Durch E-Books und das Selfpublishing ist es heute für jeden Autor möglich, seinen Text auch ohne Verlag zu veröffentlichen. Ich begrüße dies, denn es gibt jedem die Möglichkeit, seine Kreativität auszuleben und anzubieten. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass er damit auch Geld verdienen wird.
Natürlich gibt es Selfpublisher, die fest überzeugt sind, dass ihnen ein klassischer Verlag – wie dotbooks einer ist – nichts bieten kann, was er nicht genauso gut selbst in die Hand nehmen könnte. Und tatsächlich locken auch die sehr hohen prozentualen Beteiligungen am Verkaufserlös. Ein Selfpublisher sollte sich aber bewusst sein, dass er genauso viel – wenn nicht sogar mehr – Arbeit in den Vertrieb und das Marketing stecken muss wie in den Schreibprozess. Mit dem Hochladen bei einer Selfpublishing-Plattform ist es nicht getan. Dann ist das Buch zwar veröffentlicht, wird aber – wie die 10.000 Bücher, die parallel dazu erschienen sind – von den potenziellen Lesern nicht gefunden.
Zur Maschinerie eines klassischen Verlags gehört die Covererstellung und die Textarbeit, die Datenpflege, der Vertrieb, das klassische Marketing gemeinsam mit den wichtigen Handelspartnern, die Social-Media-Aktivitäten, die Kontakte zu Bloggern, aber zum Beispiel auch Buchhaltung, Abrechnungskontrolle und so weiter. Die wenigsten Selfpublisher haben die Zeit, das Knowhow und die Kontakte, um dies alles zu bewältigen, von der Vorfinanzierung durch den Verlag einmal ganz abgesehen. Um nur ein kleines Beispiel zu nennen: Wir haben aktuell 800 Blogger in unserer Kartei, denen wir regelmäßig Rezensionsexemplare anbieten. Und wir kontrollieren sehr genau, wer professionell arbeitet oder nur kostenlose Bücher abstauben will.
Nathalie Schwaiger: Nehmen Sie auch AutorInnen, die vom Selfpublishing kommen?
Beate Kuckertz: Ja, Astrid Korten haben wir zum Beispiel so entdeckt. Sie hatte die ursprünglichen Fassungen ihrer drei Thriller bereits selbst veröffentlicht und damit sogar Erfolg, allerdings in einem eher überschaubaren Rahmen. Wir haben die Bücher gemeinsam mit ihr überarbeitet, dann von einem Redaktionsprofi noch einmal nachschleifen lassen, sie mit neuen, professionellen Covern herausgebracht und sehr gut bei verschiedenen Händlern positioniert. „Eiskalte Umarmung“ schaffte deswegen den Sprung auf Platz 1 der Downloadcharts bei Thalia, und auch die beiden anderen Bücher machen uns große Freude.
Nathalie Schwaiger: Wie finden Sie Ihre Autoren?
Beate Kuckertz: Die meisten Titel kommen über Agenten, dann über Kontakte zu Autoren, die wir bereits gut kennen, und an dritter Stelle – was die Anzahl angeht, nicht die Wertigkeit – stehen neue Autoren, die sich bei uns bewerben. Im Monat gehen um die 100 Manuskripte bei uns ein. Wir nehmen diese natürlich genauso ernst, als wären sie uns von einem Agenten angeboten worden. Wir verteilen die Texte im Team und besprechen sie. Von den zehn, die ich diesmal gelesen habe, haben wir sieben abgelehnt, zu den anderen drei lasse ich mir das Manuskript schicken. Natürlich bekommt jeder Autor von uns eine Rückmeldung; allerdings kann das manchmal bis zu drei Monate dauern, weil wir ein kleines Team sind.
Nathalie Schwaiger: Was raten Sie AutorInnen, die es bei dotbooks versuchen wollen?
Beate Kuckertz: Erst einmal sollten sie sich mit unserem Programm auseinandersetzen. Ihr Text muss zu uns passen und er muss ganz klar zur Unterhaltungsliteratur zählen. Bildbände oder Gedichte veröffentlichen wir nicht. Dann sollten sie sich die Zeit nehmen, die Fragen auf unserem Online-Anmelde-Formular zu beantworten. Hier merken wir sehr schnell, ob jemand mit Herzblut sein Projekt vorstellt oder ob einfach nur schnell ein Text in das Eingabefeld gehackt worden ist.
Teil 3 des Federwelt-Interviews mit Beate Kuckertz. Das Interview erschien in vollständiger Länge in der Federwelt-Ausgabe 3/2014.
Teil 1 des Interviews finden Sie HIER.
Teil 2 des Interviews finden Sie HIER.
Lesen Sie hier weiter: Teil 4