Gabriella Engelmann im Interview

1. April 2016
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Engelmann_Gabriella © Peter Wolff Fotodesign

Gabriella Engelmann © Peter Wolff Fotodesign

„Oft wartet etwas Besseres auf einen!“

Ein Gespräch mit Gabriella Engelmann über dunkle Vorahnungen, kluge Romanzen und ihren Roman SCHLUSS MIT LUSTIG.

 

Sie schreiben Romane mit erwachsenen Protagonisten, Kinder- und Jugendbücher – im Mittelpunkt von SCHLUSS MIT LUSTIG steht nun eine „junge Erwachsene“. Was hat Sie an dieser Altersgruppe gereizt?

Gabriella Engelmann: „Mich interessieren Menschen generell, egal, wie alt sie sind. Allerdings ist dieses Alter sehr davon geprägt, erwachsen sein zu wollen, dabei aber doch noch etwas kindlich zu sein. Noch alle Illusionen zu haben, die alten Ängste und Überzeugungen. Kurz: Das pralle und nicht immer behütete Leben steht einem noch bevor, und man muss – wie auch später – seinen persönlichen Weg durch all die Abenteuer finden, die auf einen warten. Das reizt mich als Autorin natürlich sehr. Deswegen wird im November auch ein weiteres eBook aus dem Genre, das in Verlagen inzwischen ‚New Adult‘ genannt wird, bei dotbooks erscheinen; der Titel ist, passend zur Gefühlslage, DAFÜR IST MAN NIE ZU ALT.“

 

Wie viel Gabriella steckt in Ihrer Protagonistin July aus SCHLUSS MIT LUSTIG: Sind Sie Optimistin oder haben Sie eher einen Hang zu Pessimismus?

Gabriella Engelmann: „Das hat sich im Laufe der Jahre ein wenig geändert, weshalb es für mich auch so reizvoll war, July beides durchleben zu lassen.
Früher bin ich gerne mal vom Schlimmsten ausgegangen, weil ich glaubte, mich dann für alles wappnen zu können, was passiert. Heute weiß ich, dass es oft in Situation, vor denen man Angst hat, weit besser kommt als erwartet. Allerdings gilt das leider häufig auch umgekehrt … Also versuche ich, an jeden neuen Tag möglichst fröhlich und optimistisch heranzugehen, und offen dafür zu sein, was passiert.“

 

Engelmann, Schluss mit lustig 3Darf ich Sie also eine „realistische Optimistin“ nennen?

Gabriella Engelmann: „Das dürfen Sie gerne!“

 

July kritisiert auf ihrer Website mit viel Vergnügen gefühlvolle Liebesromane … verstecken Sie da ein bisschen Kritik an Ihrer Branche?

Gabriella Engelmann: „Sagen wir es mal so: Ich gelte als Expertin für ‚kluge Romanzen‘ und Garant für ‚Wohlfühlromane‘. Mit beiden Labels kann ich bestens leben, denn ich schreibe, um meine Leserinnen zu unterhalten, sie vom Alltag abschalten zu lassen und ihnen schöne Stunden zu bescheren. Dass das Leben nicht immer nur Happy Ends bereithält, weiß jeder – natürlich auch meine Leser und ich. Aber es macht Freude. Deswegen liegt es mir fern, die Branche zu kritisieren oder ein Genre zu verurteilen.
Ganz ehrlich: Es ärgert mich sogar, wenn in manchen Feuilletons immer noch die Meinung vertreten wird, nur ‚ernsthafte‘ Literatur wäre ‚richtige‘ Literatur. Trotzdem hat es Spaß gemacht, July ein Problem mit rosaroten Geschichten anzudichten – denn was die Covergestaltung angeht, nun, da könnte man sicher hier und da ein Wort der Kritik anbringen.“ (lacht)

 

Wie Ihre Protagonistin July hat jeder Mensch mal einen schlechten Tag – wie holen Sie sich den Sonnenschein zurück, wenn dunkle Gemütswolken aufziehen?

Gabriella Engelmann: „Sollte es tatsächlich mal ‚dicke‘ kommen, vertraue ich aus Erfahrung darauf, dass es am nächsten Tag besser läuft. Nach Sonne kommt halt Regen – umgekehrt allerdings auch. Ich glaube es ist wichtig, all diese emotionalen ‚Wetterlagen‘ möglichst positiv anzunehmen.
In der Regel starte und beende ich jeden Tag mit einer kleinen Betrachtung und führe mir vor Augen, was ich Schönes erlebt habe – das gilt ganz speziell für die sogenannten Kleinigkeiten, die sich in der Summe aber ganz schön addieren –, oder worauf ich mich besonders freue. Wenn irgendetwas schief gelaufen ist oder ich traurig bin, weiß ich, dass es oft seinen Sinn hat. Denn: Nicht jeder Wunsch kann und soll in Erfüllung gehen – und schließlich wartet oft etwas Besseres auf einen.“