»Immer wieder habe ich über Themen berichtet, bei denen ich dachte: Da muss man einfach mal einen Krimi drüber schreiben!«

8. November 2019
dotbooks

Ein Gespräch mit unserem Autor Harry Luck darüber, warum seine Krimis KALTES LACHEN und KALTES SPIEL nur in München spielen können, was eine holländische Polizistin perfekt für den bayerischen Politsumpf macht und weshalb Humor nie fehlen darf.

Lieber Herr Luck, Ihre Kriminalromane KALTES LACHEN und KALTES SPIEL bieten erstklassige München-Spannung und eine ordentliche Prise bayerischen Lokalkolorit. Warum gerade München als Schauplatz?

Harry Luck: »Vor fast einem Vierteljahrhundert bin ich als ›Zuagroaster‹ nach Bayern gekommen. Als Journalist und Berichterstatter aus und über Bayern habe ich bald tiefe Einblicke erhalten – in die Sprache, die Bräuche, die Mentalität. Immer wieder habe ich über Themen berichtet, bei denen ich dachte: Da muss man einfach mal einen Krimi drüber schreiben! Angefangen beim Oktoberfest, über die Kabarettszene bis hin zur bayerischen Politik und der CSU.

Mein erster Krimi war dann aber mehr Zufall – er ist ursprünglich aus der Idee für einen München-TATORT entstanden. Dieses Exposé wurde damals vom Sender als ›zu experimentell‹ abgelehnt, das könne man dem TATORT -Zuschauer nicht zumuten. Das ist schon lustig, wenn man sich anschaut, was ihnen heute alles präsentiert wird … Jedenfalls fand ich die Idee zu gut, um sie in der Schublade verschwinden zu lassen. So wurde mein erster Krimi TOD IN MÜNCHEN: RACHELUST draus.«

Kommissar Lukas Schmidtbauer, eine der Hauptfiguren in Ihren Krimis, ist ein alter Hase bei der Münchner Polizei, die Holländerin Anneke van Royen kommt ganz neu in diese reine Männer-Riege – was macht ausgerechnet die beiden zum perfekten Team?

Harry Luck: »Ich habe selbst holländische Wurzeln und kann mich in Anneke gut hineinfühlen, die in KALTES LACHEN im Rahmen eines Europol-Austauschprogramms am Münchner Bahnhof ankommt und prompt auf einen bairisch grantelnden Bahn-Mitarbeiter trifft. Sie schaut mit dem oft etwas irritierten Blick einer Fremden auf das, was den Einheimischen völlig normal vorkommt. Das hilft ihr auch bei den Ermittlungen gemeinsam mit Lukas: Die Mauscheleien in der bayerischen Politik und die Anweisung, bestimmte Leute mit Samthandschuhen anzufassen, können sie nicht beeindrucken. Für Anneke zählt nur die Suche nach dem Täter, und wenn der aus der obersten Riege der Mächtigen kommt – sei’s drum. Das führt auch immer mal wieder zu Reibepunkten mit Lukas … was die ohnehin schon knisternde Beziehung zwischen den beiden noch weiter auflädt.«

Nervenaufreibende Spannung und feiner Humor – Sie verbinden beides zu bester Krimiunterhaltung. Warum ist Ihnen diese Mischung wichtig?

Harry Luck: »Ganz ehrlich: Bei meinen München-Krimis hat sich der Humor irgendwie eingeschlichen. Ich habe sie ursprünglich als klassische Polizeikrimis angelegt, in denen die Spannung im Vordergrund stehen soll. Aber immer häufiger haben mir Leser gesagt, sie hätten sich bei der Lektüre auch köstlich amüsiert. Und in einer Rezension zu KALTES LACHEN hieß es mal, der Autor hätte auch das Zeug, selbst Gag-Schreiber zu werden – das ist sicher übertrieben, aber Humor scheint die perfekte Zutat zu sein, um die Spannung in meinen Krimis ordentlich zu würzen.«

In KALTES SPIEL versinken Ihre beiden Ermittler im bayerischen Politsumpf – schöpfen Sie dafür aus der eigenen Berufserfahrung?

Harry Luck: »Auf jeden Fall. Ich habe als Landtagsreporter für verschiedene Nachrichtenagenturen jahrelang über die bayerische Politik und auch jedes Jahr über die CSU-Klausurtagung in Wildbad Kreuth berichtet. Immer, wenn ich dort im tiefen Schnee in der Eiseskälte ewig lange auf die Statements der Politiker warten musste, ging mir durch den Kopf: ›Irgendwann schreibst du über das alles hier mal einen Krimi.‹ Es gibt in KALTES SPIEL auch Momente, die sich in der Realität genau so abgespielt haben: Zum Beispiel die Szene, in der sich die Reporter mit ihren Mikros wild auf einen Mann stürzen, der ins Tagungszentrum geht, und ihn mit Fragen bombardieren, ohne überhaupt zu wissen, wer er ist. Später stellte sich heraus, dass er nur der Fahrer eines Politikers war – er hatte mit Sicherheit den Spaß seines Lebens!«

In KALTES LACHEN liefert sich das Münchner Kabarett einen Kampf wie David gegen Goliath mit einem ausländischen Comedy-Konzern – zu lachen gibt es bald nicht mehr viel. Wie kamen Sie auf dieses ungewöhnliche Thema?

Harry Luck: »Ich habe in einem Münchner Vorort mal eine Zeit lang in der Nachbarschaft von Ottfried Fischer gewohnt und außerdem war ich schon immer ein großer Fan des politischen Kabaretts, wie man es in der Münchner ›Lach- und Schießgesellschaft‹ mit Dieter Hildebrandt und Bruno Jonas erleben konnte. Dass man im Fernsehen weitgehend nur noch platte Quatsch-Comedy sieht, finde ich schade. Diese Entwicklung habe ich – etwas zugespitzt – in KALTES LACHEN verarbeitet: ein tödlicher Konflikt zwischen Kabarett und Comedy.«

Skrupelloser Politiker oder eiskalter Komödiant – was ist Ihnen lieber?

Harry Luck: »Als Politologe und langjähriger politischer Journalist interessieren mich Politiker natürlich sehr, besonders dann, wenn man sie persönlich besser kennt und hinter die Fassade blicken kann, die man im TV zu sehen bekommt. Als Krimi-Figur bietet der Politiker freilich viel mehr Potenzial. Unterhalten lasse ich mich aber lieber von (Berufs-)Komödianten, Harald Schmidt vermisse ich sehr auf dem Bildschirm.«

Das Gespräch führte Ronja Beck aus dem dotbooks-Lektorat.

Harry Luck wurde 1972 in Remscheid geboren, ist ausgebildeter Redakteur und studierte in München Politikwissenschaften. Er berichtete viele Jahre für verschiedene Medien über Politik, Kultur und Wirtschaft in München und Bayern. Heute lebt er mit seiner Familie in Bamberg, wo er an weiteren Kriminalromanen arbeitet und als Pressesprecher für das Erzbistum tätig ist.

Die Website des Autors: www.harryluck.de/

Der Autor im Internet: www.facebook.com/luck.harry

Der Autor bei Instagram: luck_harry

Harry Luck veröffentlichte bei dotbooks seine Kriminalromane »Kaltes Lachen – Ein Fall für Schmidtbauer und van Royen« und »Kaltes Spiel – Ein Fall für Schmidtbauer und van Royen«.

KALTES LACHEN und KALTES SPIEL von Harry Luck – überall erhältlich, wo gute eBooks angeboten werden, und natürlich auch auf unserer WEBSITE, wo die eBooks für Sie im Mobi-Format für den Kindle und als ePub für alle anderen Lesegeräte bereitstehen.