Interview mit Maja Ilisch – Die Schatten von Owls End

18. April 2025
dotbooks

Was ist die persönliche Lieblingsszene unser Autorin Maja Ilisch in ihrem neuen Roman DIE SCHATTEN VON OWLS END?

Maja Ilisch: »Oh, das ist eine schwierige Frage, weil ich so viele Lieblingsszenen in dem Buch habe, dass es mir schwerfällt, mich für eine zu entscheiden. Da wäre zum Beispiel die Szene, als Della zum ersten Mal versucht, das Rätsel des Wechselbalgs zu beantworten … Oder als sie Gracie das erste Mal begegnet und von ihrer eigenen Reaktion auf diese faszinierende Frau völlig überrumpelt wird … Oder die beklemmenden Szenen, in denen Della singend einen leeren Kinderwagen durch den Garten schiebt, während sie aus den Fenstern von Owls End beobachtet wird … Der erste Kuss … Oder der Schluss … Aber wenn ich mich für eine entscheiden muss, dann ist das wahrscheinlich die Szene, in der Della mit sieben besonderen kleinen Beeren eine andere Welt betritt – weil sie sich von da an nichts mehr vormachen lässt und das Heft selbst in die Hand nimmt. Aber wirklich, ich liebe das Buch von vorn bis hinten. ›Ist mein Süppchen gekocht? Ist mein Bettchen bereit? Wer sagt’s der Mutter?‹ Jede Antwort hat ihren Preis ….«

Neugierig nachgefragt bei Maja Ilisch: »Was macht das Setting Ihres Romans DIE SCHATTEN VON OWLS END für Sie so faszinierend – und warum spielt der Roman gerade hier und in dieser Zeit?«

Maja Ilisch: »Ich habe viele Mystery-Romane in meinem Leben gelesen, aber am allermeisten liebe ich die des Engländers Wilkie Collins (1824-1889), der für mich das ganze Genre geprägt hat – und als ich dann selbst angefangen habe, Mystery zu schreiben, war für mich klar, dass ich Collins‘ Gaslichtromanen nacheifern und meine Bücher auch in dieser Zeit ansiedeln wollte. Das ausgehende neunzehnte Jahrhundert ist eine spannende Zeit, geprägt nicht nur von seiner Mode, sondern vor allem von großer sozialer Ungerechtigkeit, und viele der damaligen Probleme haben leider bis heute Bestand, sodass sich die Bücher, die in dieser Zeit angesiedelt sind, heute noch aktuell anfühlen.

Ich liebe die Architektur englischer Herrenhäuser, habe Großbritannien intensiv bereist und mich vor allem in die kleinen Städte auf dem Land verliebt. Für ›Die Schatten von Owls End‹ habe ich mich für Lincolnshire entschieden, was eine wirklich bezaubernde Gegend ist – das Dorf Octon ist zwar fiktiv, aber es hat ein Vorbild mit ähnlichem Namen, in dem die Ruine eines alten Herrenhauses steht, das für mich als Owls End herhalten durfte. Dort soll es, heißt es, spuken – und auch in meinem Owls End geht mehr um, als sich Della bei ihrer Ankunft vorstellen kann …«

Wir haben für euch unsere Autorin Maja Ilisch interviewt und sie gefragt: »Wie würden Sie die Dynamik zwischen den Charakteren Gracie und Della (Adelia) beschreiben?«

Maja Ilisch: »Die Dynamik zwischen den beiden finde ich besonders spannend, weil beide in der jeweils anderen die Freiheit sehen, die ihnen selbst fehlt.

Della, eingezwängt in das Korsett ihrer Zeit, in der sie kaum Rechte besitzt – am allerwenigsten das, zu lieben, wen sie will – findet in Gracie nicht nur ein Paar Augen wie der Himmel im Schatten des Regenbogens, sondern vor allem eine große, wilde Freiheit, von der sie noch nicht einmal zu träumen gewagt hat. Gracie, auf der anderen Seite, umgeben von Unsterblichkeit und der atemberaubenden Schönheit der Feenwesen, findet in Della den Zauber des Sterblichen, die Freiheit, ein Mensch zu sein, und die Fähigkeit, immer auf eine bessere Zukunft zu hoffen. So ergänzen sich die beiden in ihrer Unterschiedlichkeit, scheinen wie geschaffen füreinander – bis Gracie etwas tut, das Dellas Vertrauen in sie in den Grundfesten erschüttert …«

Das Gespräch führte Agnes Ejma aus dem dotbooks-Lektorat.

Maja Ilisch, geb. 1975 in Dortmund, studierte Öffentliches Bibliothekswesen an der FH Köln und absolvierte im Anschluss daran eine Fachbuchhandelsausbildung. Nach mehreren Stationen in Buchhandels-, Verlags- und Bibliothekswesen schreibt Maja Ilisch nunmehr hauptberuflich und betreibt nebenher das Fantasy-Autorenforum Tintenzirkel. Sie wurde mit dem Phantastikpreis der Stadt Wetzlar ausgezeichnet. Maja Ilisch ist verheiratet und lebt in einem alten Stolberger Haus, in dem es nur vielleicht spukt.

Die Website der Autorin: ilisch.de

Die Autorin bei Facebook: facebook.com/majailisch

Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin DAS PUPPENZIMMER und DIE SCHATTEN VON OWLS END.

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