Interview mit Stefan Nowicki
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»Lieber Stefan Nowicki, im ersten Band Ihrer historischen Saga ›Die Flucht der Glasmacherin‹, muss die junge Venezianierin Sofia Ziani einen langen Weg zurücklegen, vom Heiligen Land über Venedig und Prag. Was hat sie dazu inspiriert, Ihre Protagonistin auf diese Reise zu schicken?«
Stefan Nowicki: »Nach der ›Tochter des Gauklers‹ war ich auf der Suche nach einer Möglichkeit, meinen Lesern/innen zu beantworten, wie es den jungen Charakteren der Trilogie weiter ergangen ist. Gleichzeitig brauchte ich eine neue Protagonistin. Der Untergang der Hafenstadt Akkon, die geprägt war von Handelsniederlassungen Venedigs und Genuas, sowie der Kreuzritter kam mir da zur Hilfe. Ich fand es reizvoll, das Schicksal zweier extrem unterschiedlicher Stände miteinander zu verbinden: Sofia Ziani, die Kaufmannstochter aus reichem Haus und Hug, der ehemalige Bettler aus Hameln. Beide müssen aus unterschiedlichen Gründen von Akkon Richtung Norden ziehen – Hug will zurück in seine Heimat, Sofia sucht nach einem Ort, um das Erbe ihres Vaters als Glasmacherin weiterzuführen. So kreuzen sich ihre Wege.«
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»Auf ihrer Flucht wird Sofia von den Waffenknechten Hug und Tomas begleitet. Wie würden Sie dieses Dreiergespann beschreiben?«
Stefan Nowicki: »Es sind drei sehr unterschiedliche Charaktere. Sofia, verwöhnt, standesbewusst, aber auch mutig und willensstark. Hug ist ein eher ruhiger, besonnener Typ, dessen Lebenserfahrung ihn hilfsbereit und auch anpassungsfähig gemacht hat. Das gefällt wiederum Sofia sehr. Tomas hingegen ist sehr geltungsbedürftig, ein Angeber, der immer auf seinen Vorteil bedacht ist. Mit Hug verbindet ihn die gemeinsame Vergangenheit in Hameln, die Erlebnisse als Kreuzfahrer und besonders die Hoffnung, eines Tages die Heimat wiederzufinden. Gleichzeit sieht Tomas Sofia als Störfaktor, weil Hug für sie die Heimreise verzögert und so kommt es immer wieder zu Streit. Diese Troika steckt voller Spannungen, die ihre Entwicklung reizvoll machte. Denn letztendlich muss sich Sofia fragen: Kann sie ihren beiden Begleitern wirklich vertrauen?«
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»Sofia will das Erbe ihres Vaters fortführen und reines Glas herstellen. Wieso war das damals so etwas Besonderes?«
Stefan Nowicki: »Glas ist ein uralter Werkstoff, der die Menschen schon lange faszinierte. Im 13. Jahrhundert gewann Glas mehr und mehr an Bedeutung und verlor etwas von dem Makel, ein unerschwingliches Luxusgut zu sein. Doch Mineralien und Oxyde in den Rohstoffen sorgen dafür, dass Glas meist eine Grün- oder Brauntönung hat, was wiederum seine Durchsichtigkeit beeinträchtigt. Je farbloser es ist, umso mehr Licht lässt es durch. Für die Idee, Maueröffnungen damit zu verschließen, war das von größter Bedeutung. Und so war die Suche nach kristallklaren Glas für einige Zeit ein ähnlich umkämpftes Feld wie die Suche nach dem Stein der Weisen. Viele Glashersteller, Alchimisten und Mönche arbeiteten daran.«
»Haben Sie eine Lieblingsszene in ›Die Flucht der Glasmacherin‹, die Ihnen beim Schreiben besonders viel Spaß gemacht hat?«
Stefan Nowicki: » Sofias Audienz beim Dogen von Venedig, als sie um ihr rechtmäßiges Erbe kämpft. Sofia –stolz, in ihrem schönsten Kleid, aber auch wütend und willensstark – trifft auf den mächtigsten Mann Venedigs, der, ebenso stolz, genau weiß was er will. Das Ganze hatte eine solche Dynamik, dass es eine Freude war, einfach niederzuschreiben, was die beiden sich zu sagen haben.«
Das Gespräch führte Alina Hettmann aus dem dotbooks-Lektorat.
Stefan Nowicki, geboren 1963, studierte Germanistik, Politik, Kunstgeschichte, Philosophie und Theologie. Er arbeitet unter anderem als freier Kulturjournalist für verschiedene Zeitungen und lebt im Chiemgau.
Der Autor im Internet: stefannowicki.de
Der Autor auf Facebook: facebook.com/stefannowicki.w.u.t
Stefan Nowicki veröffentlichte bei dotbooks bereits den Bestseller DIE KREUZFAHRERIN, in dem er die abenteuerliche Lebensgeschichte der jungen Deutschen Ursula erzählt, und DER SOHN DER KREUZFAHRERIN, in dem er sich Ursulas Sohn Shakib widmet, sowie die Trilogie TOCHTER DES GAUKLERS mit den Einzelromanen DIE TORE VON HAMELN, DIE STADT DER LÜGEN und DIE STUNDE DER HOFFNUNG – auch als Sammelband erhältlich.
Als letztes erschien Stefan Nowickis Roman DIE FLUCHT DER GLASMACHERIN als Auftakt seiner GLASMACHERIN-SAGA.