Interview: Ole Hansen über Claasen & Hendriksen

16. August 2024
dotbooks

Ein Gespräch mit unserem Autor Ole Hansen über die Ermittler Claasen und Hendriksen.

Lieber Ole Hansen, in Ihren Worten: Wie würden Sie Ihr Ermittler-Duo Arne Claasen und Dr. Marten Hendriksen beschreiben? Was unterscheidet Sie, was macht sie zu so einem guten Team?

Ole Hansen: » Auch wenn es auf dem ersten Blick nicht den Anschein hat, Claasen und Hendriksen sind zwei grundverschieden Charaktere. Das liegt in ihrem Werdegang begründet: Claasen hate eine Polizei-Ausbildung absolviert und ist später für den BND im Nahen Osten durch eine harte Schule gegangen. Ihm fehlt jeder Respekt vor der Obrigkeit, wenn sie ihn nicht verdient. Hendriksen dagegen ist durch sein Studium und dem Einsatz als Arzt und Rechtsmediziner, der wissenschaftliche Typ. Oder plakativ ausgedrückt: Claasen ist der Rambo und Hendriksen der Analytiker. Gerade durch diese Unterschiede und ihre trotzdem sehr enge Freundschaft ergänzen sie sich zu einem erfolgreichen Team.«

Bevor er die Hamburger Detektei übernommen hat, hat Claasen die ungelösten Mordfälle der Stadt neu aufgerollt. Was ist für Sie die große Faszination von »Cold Cases«?

Ole Hansen: » Das Faszinierende an den Cold Cases ist für mich, dass die Ermittler vor Fällen stehen, bei denen die Zeit nahezu alle Informationen ausgelöscht hat, weil die Polizei sie zum Zeitpunkt des Geschehens nicht aufklären konnte. Es ist, als ständen die Ermittler vor einer Nebelwand, die sie nur mit logischem Denken und Fantasie durchdringen können, bis sich langsam ein Bild von der Tat abzeichnet und sich die Lösung des Falles herauskristallisiert.«

Dr. Hendriksen kommt wiederum ursprünglich aus der Rechtsmedizin. Sie haben sich selbst viel mit Forensik beschäftigt – konnten Sie hier aus Ihren eigenen Erfahrungen schöpfen?

Ole Hansen: » Der Begriff ›Forensik‹ wird heute viel benutzt, aber selten verstanden. ›Forensik‹ ist ein Sammelbegriff, unter dem sich alle Wissenschaften vereinigen, die zur Aufklärung von Verbrechen benötigt werden. Voraussetzung für den Einsatz als ›Forensiker‹ ist in der Regel ein Studium. Obwohl ich mich jahrelang mit Themen der Forensik beschäftigt habe, bin ich weit davon entfernt, zum Kreis dieser Experten zugehören. Was mir die Beschäftigung mit der Forensik jedoch gebracht hat, ist das Vermögen, zu erkennen, was sie leisten kann. Dadurch vermag ich forensische Untersuchungen so zu erklären, dass sie dem Sachverhalt gerecht werden und der Leser sie trotzdem verstehen kann und nicht beim Lesen verloren geht.«

»Mord im Trockendock« ist wie immer ein Hamburg-Krimi, dennoch geht es um den internationalen Diamantenschmuggel aus Afrika. Was hat Sie an diesem Thema so gereizt?

Ole Hansen: »Ich liebe es, in meinen Kriminalromanen Szenarien aufzubauen, die sich mit der internationalen Kriminalität beschäftigen. Hier geht es mir ähnlich wie bei meinen Thrillern, die gerade beim dotbooks-Verlag unter dem Titel Der JOURNALIST veröffentlicht werden. Der Gedanke zu dem Diamantelschmuggel kam mir, als ich im letzten Frühjahr vor einem Juwelierladen stand und die glitzernden Steine betrachtete. Die Frage ›Was wäre wenn?‹ brachte mich auf den Gedanken, Diamanten zu schmuggeln – nur auf dem Papier versteht sich. Dabei bot sich Hamburg als Zentrum und Südafrika als Land der Diamantenminen wunderbar an.«

Selbst so erfahrene Ermittler wie Claasen und Hendriksen brauchen ein gutes Team an ihrer Seite. Würden Sie sie uns kurz vorstellen?

Ole Hansen: » Das Team um Claasen und Hendriksen ist, gemessen an ihren Erfolgen, klein. Nur eine einzige Bürokraft, Dörte, schmeißt den gesamten administrativen Laden. Sie ist die Seele und der ruhende Pol der Agentur. Bis zum Auftauchen von Sue Xing war sie auch die IT-Spezialistin. Sue Xing war in China für Industriespionage ausgebildet worden und kann es mit jedem Hacker aufnehmen. Der neueste Zugang zum Team ist Irene Bartels. Sie hat zwölf Jahre in der Bundeswehr beim militärischen Abschirmdienst gedient und ist eine Expertin auf den Gebieten Waffenschmuggel, Munitionsdiebstählen und Spionage. Felder auf denen selbst Claasen wenig Kenntnisse besitzt! Eine besondere Gruppe ist die Rentnergang: Sie ist fürs ›Grobe‹ zuständig und, im wahrsten Sinne des Wortes, eine schlagkräftige Truppe. Alle drei sind pensionierte Hafenarbeiter und haben jahrzehntelang im Hamburger Hafen gearbeitet. Sie gehen keiner Rauferei aus dem Wege. Das letzte Mitglied der Agentur ist Nero, ein bulliger Mischlingsrüde mit einem beachtlichen Gebiss – und einem noch größeren Herz.«

Das Gespräch führten Alina Hettmann aus dem dotbooks-Lektorat.