Swantje Oppermann im Interview zu „Blindes Misstrauen“
„Mir ist es wichtig, spannende und unterhaltsame Geschichten mit einzigartigen Charakteren zu erzählen“
Ein Gespräch mit Swantje Oppermann über die nicht allzu ferne Zukunft, überraschende Figuren und ihren Roman „Blindes Misstrauen“
Liebe Swantje Oppermann, hauptberuflich bist du im Fernsehbusiness unterwegs, nebenbei besprichst du Filme und schreibst Drehbücher. Fließt deine Filmerfahrung beim Schreiben von Romanen ein?
Swantje Oppermann: „Die Struktur von Filmen ist sehr klar definiert und folgt festen Regeln. Beim Schreiben meiner Geschichten versuche ich, diese Struktur auch auf Romane anzuwenden. Auf diese Weise kann ich Schwachpunkte im Szenenaufbau oder den Kapitelübergängen schneller identifizieren. Mir ist es wichtig, spannende und unterhaltsame Geschichten mit einzigartigen Charakteren zu erzählen. Die ganze Geschichte einmal wie einen Film vor dem inneren Auge ablaufen zu lassen, hilft mir dabei sehr.“
Dein Roman „Blindes Misstrauen“ spielt im Jahr 2031. Warum?
Swantje Oppermann: „Ich wollte mich damit auseinander setzen, wie der Alltag für unsere Kinder aussehen könnte, wenn sie selbst Teenager sind – also in der Zukunft. Ich habe zwar noch keine Kinder, aber einige meine Freunde schon. Dabei bot es mir auch die Möglichkeit, über unser heutiges Nutzerverhalten zu reflektieren. Wie wird man zum Beispiel in 15 Jahren über unseren Umgang mit Social Media denken?
Gleichzeitig habe ich die technologischen Entwicklungen der nahen Zukunft genutzt, um hervorzuheben, dass mit jedem Fortschritt auch immer ein Einschnitt kommt. Für ein bisschen Komfort geben wir gerne die Kontrolle an andere ab. Das wird sich in Zukunft noch verstärken. Wir sind eben sehr bequem. Manchmal habe ich das auf humorvolle Weise in den Text eingearbeitet, manchmal auf nachdenkliche Weise.“
Ich bin ein großer Fan von der mutigen und draufgängerischen Mav. Welche der Figuren in deinem Roman „Blindes Misstrauen“ magst du besonders?
Swantje Oppermann: „Oha! Das ist ein bisschen so, als müsste man entscheiden, welches seiner Kinder man am liebsten hat. Besonders viel Spaß gemacht hat es mir, die Szenen mit Hawk und Mav zu schreiben. Zwischen den beiden herrscht eine ganz besondere Dynamik, weil sie sich eigentlich nicht ausstehen können, aber abhängig voneinander sind. Mav weiß, dass sie von ihm viel lernen kann, schließlich ist das Programmieren ihre große Leidenschaft und Hawk hat es in dieser Disziplin zu lebensgefährlicher Brillanz gebracht. Außerdem Hawk ist immer für eine Überraschung gut …“
Wenn du ein Idealbild unserer Zukunft malen könntest – wie würde sie aussehen? Genauso wie in „Blindes Misstrauen“ – mit einer komplett digitalen Welt? Oder doch etwas anders?
Swantje Oppermann: „Wenn ich über die Zukunft nachdenke, dann beschäftigt mich nicht so sehr der technologische Wandel selbst, sondern wie wir damit umgehen und wie sich dies auf unsere Gesellschaft auswirkt. Selbstfahrende Autos, digitale Kontaktlinsen … dies alles wird in wenigen Jahren Standard sein und das ist auch in Ordnung. Wirklich wichtig für mich ist aber, dass wir bei all dieser Digitalisierung unsere menschliche Seite bewahren. Mitgefühl, Ehrlichkeit und Fürsorge – davon möchte ich in der Zukunft gerne mehr sehen. Da geht noch mehr.“