Aus dem Autorenmagazin Qwertz: Jasmin Zipperling interviewt Programmleiter Timothy Sonderhüsken

3. November 2014
dotbooks

ICH HABE DEN „DOT SPOT“ GEFUNDEN!
Jasmin Zipperling interviewt den dotbooks-Programmleiter Timothy Sonderhüsken für QWERTZ, das Mitgliedermagazin des Bundesverbands junger Autoren und Autorinnen e.V.. Aus Umfangsgründen erschien der Text in der QWERTZ-Ausgabe 3/2014 in leicht gekürzter Form; auf dem dotbooks-Blog findet sich nun die ungekürzte Fassung.

Verlage gibt es viele. An dieser Stelle möchten wir Euch den ein oder anderen vorstellen, um den dichten Wald für Euch ein wenig zu lichten.

Lieber Timothy Sonderhüsken, was ist dotbooks und seit wann gibt es den Verlag?
dotbooks ist ein unabhängiger, kommerziell ausgerichteter eBook-Verlag, der im Februar 2012 von Beate Kuckertz gegründet wurde. Wir kennen uns seit fast 20 Jahren und haben vorher zusammen bei Droemer Knaur gearbeitet – Beate Kuckertz als Verlagsleiterin, ich als Lektor und später Programmleiter.
Die ersten 36 eBooks haben wir im Juli 2012 veröffentlicht – bis Oktober 2014 sind nun bereits über 800 bei dotbooks erschienen. Angefangen haben wir übrigens zu dritt, bis Ende des Jahres wird dotbooks aber auf zehn Mitarbeiter anwachsen. Trotzdem sind wir natürlich immer noch ein kleines Team in Relation zu dem Programm, das wir mit viel Begeisterung stemmen.

Woher stammt der Name?

Als Beate Kuckertz den Verlag gründete, gab es verschiedene Ideen, wie das „Baby“ heißen könnte. Der Name sollte einfach zu merken sein, sich grafisch gut umsetzen lassen, sympathisch wirken, eine Aussage haben und anklingen lassen, dass wir ein moderner digitaler Verlag sind … und somit waren wir auf der Suche nach der berühmten „eierlegenden Wollmilchsau“. Es gab viele Ideen, ein paar waren auch richtig gut – aber bei keiner stimmte das Bauchgefühl. Bis im Rahmen eines Gesprächs mit einem wunderbaren Freund unseres Verlags auf einmal „dotbooks“ fiel – und alle wussten: „JA, DAS IST ES!“

dotbooks ist also ein reiner eBook-Verlag. Darf ich fragen, ob Sie generell etwas gegen gedruckte Bücher haben?
(lacht) Nein, überhaupt nicht! Wir bei dotbooks lieben Bücher – unserer Meinung nach kommt es dabei nicht darauf an, ob sie gedruckt worden sind oder in digitaler Form vorliegen. Wichtig ist die Qualität der Geschichte, nicht das Trägermedium. Das eBook ist eine attraktive neue Ausgabeform, so wie das Taschenbuch vor vielen Jahren die preisgünstige Alternative zum Hardcover war. Wir versuchen übrigens auch, die Druckrechte unserer Bücher – wie auch die Hörbuch- und Übersetzungsrechte – an andere Verlage zu lizensieren.

Haben Sie damit schon Erfolg?
In überschaubarem Umfang – aber wir arbeiten daran. Wir haben inzwischen sogar eine Rechte- und Lizenzmanagerin eingestellt, die diesen Geschäftsbereich mit viel Energie voranbringen wird.
Man darf dabei nicht vergessen, dass der eBook-Markt in Deutschland noch sehr jung ist. Vielen traditionellen Verlagen fällt das Umdenken auf die neuen Möglichkeiten noch etwas schwerer – sie kaufen zwar Taschenbuchrechte bei altbekannten Hardcover-Verlagen wie Hoffmann & Campe, verstehen aber noch nicht, dass sie bei uns genauso gut sämtliche Printrechte bekommen können. Letztendlich, da bin ich sicher, setzt sich Qualität aber durch – und die bieten wir mit dotbooks sowohl unseren Lesern als auch möglichen Lizenzpartnern.

Welche Genres publizieren Sie?
Wir decken ein sehr breites Themenspektrum ab, vom Krimis und Thrillern über Liebes- und Familiengeschichten bis zum historischen Roman. Außerdem dürfen natürlich Fantasy, Jugendbücher und erotische Unterhaltung nicht fehlen. Grundsätzlich probieren wir alles aus. Zu Beginn haben wir beispielsweise auch Sachbücher veröffentlicht, bis wir einsehen mussten, dass Leser diese bisher noch nicht in digitaler Form kaufen. Auch unsere Lyrik-Edition gehört sicher nicht zu den ganz großen Erfolgen unserer Verlagsgeschichte … und trotzdem war es wichtig, diese Erfahrung zu machen. Wir lernen mit jedem neuen Projekt – und werden auch weiterhin Bücher ins Programm nehmen, die auf den ersten Blick vielleicht nicht zu dotbooks passen, uns aber inhaltlich begeistern.

Haben Sie ein Lieblingsbuch in Ihrem derzeitigen Programm?

Eins? Diese Frage ist Folter für einen leidenschaftlichen Programmmacher! Aber mein besonderes Spannungshighlight ist Turhan Boydaks „Die Janus-Protokolle“, weil er ein hochaktuelles Thema – nämlich die Komplettüberwachung, in die wir uns teils freiwillig begeben – in einem spannenden Thriller verpackt. Im Bereich des allgemeinen Unterhaltungsromans schlägt mein Herz für Sebastian Niedlichs „Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens“, weil ich den leibhaftigen Tod als Hauptfigur sehr sympathisch finde, und Sabine Neuffers „Eine Liebe zwischen den Zeiten“, da mich diese Geschichte sehr berührt hat. Im Bereich Fantasy halte ich Maja Ilischs „Das Puppenzimmer“ für einen der besten Romane, den ich in meiner Karriere betreuen durfte. Bei den historischen Romanen bin ich hin- und hergerissen zwischen Tanja Kinkels Bestseller „Die Söhne der Wölfin“, das bei uns neu herausgebracht wird, und ihrer Novelle „Ein freier Mann“, die als Originalausgabe bei uns erscheint. Bei den Jugendbüchern bin ich bekennender Fan von Bernd Schreibers „Mister Fantastic & Miss World“. Im Genre Erotik ist Aimée Laurent mit „Die Zärtlichkeit von Fremden“ einer meiner Favoriten – und wenn es um humorvolle Unterhaltung geht, führt für mich kein Weg vorbei an Silke Schütze und „Herr Hasemann auf Wolke 7“. Sie merken schon: Es fällt mir schwer, einen einzelnen Favoriten herauszupicken!

Das sind nun durchaus Romane, die man sich auch bei anderen Verlagen vorstellen könnte. Was ist das Besondere am dotbooks Verlag im Vergleich zur Konkurrenz?
Der größte Unterschied besteht für mich in der Art, wie wir bei dotbooks arbeiten. Ich habe ja schon erwähnt, dass wir ein kleines Team sind. Das bedeutet, dass wir kurze Entscheidungswege haben, und deswegen gibt es auf unserer kleinen, aber schnellen Segelyacht ein anderes Tempo als auf den großen Schlachtschiffen.
Für Buchhändler sind wir ein attraktiver Partner, weil wir unkonventionell denken und sehr offen und partnerschaftlich mit ihnen arbeiten. Für Leser sind wir eine gute Alternative zu großen Verlagen, weil wir sehr gute Bücher zu einem günstigen Preis anbieten. Und Autoren mögen uns, weil wir einerseits die gleiche inhaltliche Arbeit leisten, wie man sie von jedem professionellen Verlag erwarten darf, sie bei uns andererseits aber nicht nur „einer von vielen“ sind. Bei uns veröffentlichen inzwischen viele Autoren, die früher anderswo unter Vertrag waren. Und da höre ich immer wieder „Es macht so viel Spaß mit euch“ und „Von euch könnten sich andere Verlage eine Scheibe abschneiden“.

An welchem dotbooks-Moment denken Sie immer gerne zurück?

Das ist die Frage, mit der unser letzter Volontär mich immer gequält hat, beispielsweise am letzten Tag der Buchmesse: „Na, was war nun der schönste Moment?“ Es gibt so viele, wie soll ich da nur einen benennen? Meine Top 3 wäre aber wohl: Der Moment, als wir zum ersten Mal auf Platz 1 der eBook-Charts eines großen Buchhändlers standen (an das Gefühl haben wir uns seitdem fast schon gewöhnt, aber es ist jedes Mal TOLL). Dann der Augenblick, als wir auf der Frankfurter Buchmesse 2013 zum ersten Mal mit einem eigenen Stand vertreten waren und wir am Ende eines langen Tages erschöpft, aber glücklich beisammensaßen. Und schließlich war es dann auch der Abschied des besagten Volontärs. Warum? Weil mir das wirklich nah gegangen ist … und das für mich beweist, dass dotbooks – bei aller harter Arbeit und jeder Menge Stress – eben doch noch mehr ist als nur ein Arbeitsplatz.

Wenn ich mich mit einem Manuskript oder Illustrationen bei Ihnen bewerben möchte – was muss ich beachten?
Wir freuen uns grundsätzlich über jedes Projektangebot und geben jedem Buch eine Chance, auch wenn wir letztendlich natürlich nicht jedem eine verlegerische Heimat geben können. Auf unserer Website steht ein eigener Autorenfragebogen bereit. Bei Illustrationen wird es allerdings schwierig, da diese im eBook noch keinen rechten Platz gefunden haben – die meisten eReader haben nur ein s/w-Display, die Einbettung in den Text ist aufgrund der variablen Schriftgröße auch ein Problem. Aber auch hier gilt: Lieber sehe ich mir etwas an uns sage dann „Geht im Moment leider noch nicht, aber ich behalte Sie im Hinterkopf“, als eine mögliche Chance zu verpassen.

Darf ich gleich mein ganzes Manuskript einsenden oder bevorzugen Sie Probekapitel?
Wir bevorzugen tatsächlich zuerst einmal ein überzeugendes Exposé, bei dem in der Kürze die Würze liegen sollte. Danach fordern wir dann gegebenenfalls noch ein ausführlicheres Exposé an oder gleich das Manuskript.

Wie lange muss ich auf jeden Fall warten, bevor ich bei Ihnen nachfrage, wenn ich ein Manuskript eingereicht habe?
Man muss leider auch bei uns, wie bei den meisten Verlagen, Geduld mitbringen – zwischen vier und sechs Monaten kann es dauern. Das ist für viele Autoren unermesslich lang. Aber man darf nicht vergessen: Die Prüfarbeit findet in der Regel nicht während der Büroarbeitszeit statt, sondern am Abend oder am Wochenende. Und irgendwann braucht auch der engagierteste Verlagsmitarbeiter mal eine Pause.

Arbeiten Sie auch mit Literaturagenten zusammen?
Ja, machen wir, und zwar sehr gerne. Agenten sind eine gute Möglichkeit für Verlage, mit neuen Autoren ins Gespräch zu kommen. Beate Kuckertz und ich haben aufgrund unserer langjährigen Verlagserfahrung ein großes Netzwerk, und das ist immer noch aktiv.

Ich danke Ihnen für dieses Interview.

Den dotbooks Verlag findet Ihr im Internet unter www.dotbooks.de/.

Den Autorenfragebogen findet Ihr hier:
http://www.dotbooks.de/autor-werden.html