Judith Mathes im Interview zu „Tage des Ra“ und „Tage des Seth“

10. März 2017
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Judith Mathes (c) privat

„Ich wollte die Menschen verstehen, die vor so langer Zeit gelebt haben“

Ein Gespräch mit unserer Autorin Judith Mathes über die Faszination einer längst vergangenen Zeit, intensive Recherche und ihre Romane „Tage des Ra“ und „Tage des Seth“

 

Liebe Frau Mathes, in Ihren beiden Romanen „Tage des Ra“ und „Tage des Seth“ entführen Sie den Leser ins alte Ägypten. Wie kam es dazu, dass Sie genau diese Zeit und diesen Schauplatz gewählt haben?“

Judith Mathes: „Beiden Romanen sind Rundfunksendungen vorausgegangen, die ich für den Bayerischen Rundfunk geschrieben habe. Beide waren so spannend, dass ich gar nicht anders konnte, als Romane daraus zu machen! Bei ‚Tage des Ra‘ war es die Geschichte des fähigen, aber verbrecherischen Totenstadtvorarbeiters Paneb, die ich die ich sehr faszinierend fand. Um Paneb herum wollte ich das Panorama einer ganzen Epoche zeichnen, mit packenden Schicksalen von Handwerkern, Priestern, Frauen, Hofbeamten bis hinauf zum Pharao.
Tage des Seth‘ ist die Geschichte der sogenannten Haremsverschwörung gegen Pharao Ramses III., ein richtiger Krimi, der den Staat erschüttert hat und mich selber noch heute ganz atemlos werden lässt.“

 

Mathes, Tage des Ra und Seth 1In Ihren historischen Romanen geben Sie spannende Einblicke in die teils höchst dramatischen Geschehnisse am Hof realer Pharaonen. Wie viel Ihrer Romane basiert auf Tatsachen und was ist Fiktion?

Judith Mathes: „In meinen Romanen sind sehr viele Personen historisch belegbar. Die Hauptpersonen allerdings sind fiktiv. So hatte ich größtmögliche Freiheit in der Gestaltung der Persönlichkeiten. Zu beiden Geschichten gibt es uralte Papyri, in denen Einzelheiten benannt sind, die tatsächlich stattgefunden haben. Was ‚Tage des Ra‘ anbelangt, so kennen wir viele Menschen aus dem Grabbauerdorf in der Totenstadt in Theben-West, wir wissen von ihren Kümmernissen, ihren Träumen, aber auch ihren Untaten, Intrigen und Streitigkeiten. Die engen Beziehungen zwischen den Grabbauern und den Personen am Königshof sind verbürgt. ‚Tage des Seth‘ basiert auf erhaltenen Prozessakten, die uns von der Verschwörung gegen das Leben Pharao Ramses berichten.“

 

Liebe Frau Mathes, was hat Ihnen bei den Recherchearbeiten zu „Tage des Ra“ und „Tage des Seth“ am meisten Spaß gemacht? Sie sind doch sicherlich auch selbst einige Male ins Land der Pharaonen gereist?

Mathes, Tage des Ra und Seth 3Judith Mathes: „Ich habe für die Romane extra die altägyptische Sprache, Hieroglyphen also, gelernt. Ich wollte die Menschen verstehen, die vor so langer Zeit gelebt haben, nachfühlen können, „wie sie getickt haben“. Die Sprache, die Literatur, die Lebensumstände der Menschen, alles habe ich mit großer Begeisterung studiert. Ich bin viele Male durch Ägypten gereist, mehrere Wochen auch ganz allein. Ich habe in einem Dorf in der Totenstadt in Theben-West gewohnt und bin mit Diktaphon, Block und Stift durch Städte, Dörfer und über Felder gewandert und natürlich auch auf dem Nil geschippert. Alles, was ich an Farben und Atmosphäre aufgesogen habe, ist in meine Romane eingeflossen.“