Kaitlyn Abington und der böse Wolf
Ideen zu Büchern liegen für mich in der Luft. Irgendwann sind sie da, die eine schleicht sich ein, die andere meldet sich mit so viel Power, dass ich gar nicht anders kann, als sofort mit dem Schreiben anzufangen. Bei der Wolfsbraut hatte sich die Idee gemächlich herauskristalliert, sozusagen in Phasen absoluter Faulheit, als ich an einem anderen Buch gearbeitet habe. Aus dem vagen Einfall, doch auch mal eine Fantasy-Geschichte zu schreiben (nach vielen Krimis, Kinderbüchern und historischen Romanen), wurde dann auf einer Schottland-Reise ernst. Hier fand ich wilde, romantische Landschaften mit kleinen Dörfern, die wie aus der Zeit gefallen wirkten. Es drängte sich mir geradezu auf, meine Geschichte in diesen Gegenden zu verorten. Als mir das klar wurde, ging alles rasch. Vom Klang des Gälischen inspiriert, fanden sich die Figuren ein, begannen zu leben und ihren Platz in der Geschichte zu beanspruchen. Von der ersten Seite an schrieb sich das Buch, als würde ein Film vor meinem inneren Auge ablaufen. Ich liebe diesen Schreibfluss, in den ich ganz und gar eintauchen kann, bis ich das Ende erreicht habe.
Dann allerdings beginnt die schwierigere Zeit der Überarbeitung, in der ich die Geschichte auf Fehler abklopfe und sehr gründlich am Stil arbeite. Es ist mir wichtig, dass jedes meiner Bücher seinen ganz eigenen Sprachton hat, der sich auf den ersten Seiten bildet und den es bis zum Ende durchzuhalten gilt.
Autorin werden, wollte ich übrigens nie. Ich bin vor allem Leserin, es war ein spontaner Einfall, ein Buch zu schreiben, das ich gern lesen würde, so seltsam das klingen mag. Nach diesem ersten Buch bin ich dann beim Schreiben geblieben.
Meine Lieblingsfigur in der Wolfsbraut ist übrigens Ulf, ich mag seine Ungehobeltheit am Anfang der Geschichte und seine Fähigkeit, sich auf die doch erst einmal zickig und naiv anmutende Lynn einzulassen; und – natürlich – seine Doppelnatur.
Schwierigkeiten hatte ich mit dem Bösewicht Duncan. Er war böse, keine Frage (so böse und verschlagen wie Wölfe in den bekannten Märchen), aber doch mit einigen Schattierungen, die deutlich werden, wenn ich die Geschichte aus seiner Sicht erzähle.
Apropos Sicht: Meine Recherchen über Wölfe haben mir überraschende Einsichten in das sehr soziale Verhalten dieser Tiere verschafft. Von wegen böser Wolf!
Die Perspektivwechsel haben mir besonderen Spaß gemacht, und hier vor allem die Passagen mit Cam und Eadha, dem Gegensatzpaar zu Ulf und Lynn.
Eine meiner Lieblingsszenen ist der Überfall in der „Fabrik“. Inspiriert wurde sie von einem Besuch in einer Whisky-Destillerie, einer von den kleinen, malerischen, abgelegenen in alten Gemäuern. Beeindruckt haben mich die großen altertümlichen Kupferbrennblasen, die im Zwielicht von Dunst umwabert wurden, während mir seltsame Gerüche in die Nase stiegen.
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