Kaja Vetters Ladybugs

18. Juni 2015
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Kaja Vetter (c) privat

Kaja Vetter (c) privat

Was ich über den Dächern des Berliner Prenzlauer Bergs begann, beendete ich mit Blick auf See und Berge in meiner neuen Heimat Queenstown, Neuseeland: Nach und nach, über einen Zeitraum von insgesamt fünf Jahren, füllte ich Satz für Satz mein Word-Dokument mit dem Arbeitstitel „ladybugs.doc“. Bis es unter dem Titel DAS LIED DER FREUNDSCHAFT dann wirklich erschien, ist so einiges passiert:

Mit harter Arbeit und Jahren an der Uni habe ich mein Ziel verwirklicht – zumindest hielt ich es damals für mein Ziel. Auf den guten Abschluss folgte direkt mein erster Vollzeitjob in einer Werbeagentur.

Das Ergebnis? Ich war kreuzunglücklich! Irgendwo las ich eine Interpretation des Wortes „Verzweiflung“: der Gedanke, dass der morgige Tag genauso wird wie der heutige. Das hörte sich viel zu sehr nach meinem Leben an.

Was nun? Wie sollte es weitergehen in einem Land, in dem Karrieren so starr sind, dass wir eine mehrjährige Ausbildung brauchen, um Brötchen verkaufen zu können?

Ich beschloss, alles hinter mir zu lassen – in der vagen Hoffnung, dass das Leben woanders mehr Spaß machen würde und berufliche Veränderung einfacher wären. Ich gab mir acht Monate.

Freund, Familie und jahrzehntelange Freundschaften ließ ich zurück und zog nach Australien, in die Kangaroo Street (ja, wirklich) in Sydney. Der Strand war fünf Minuten entfernt, vom Balkon schaute ich aufs Meer und in den Bäumen kreischten die Kakadus.

Das Ladybugs-Manuskript kroch nun voran, wenn auch nur langsam. Mit mir selbst veränderten sich Tiffy, Jo, Maja und Liz: Tiffy hatte nun Familie in Italien und Jo Wurzeln in Namibia. Meine Freundschaft mit einer Künstlerin gab mir Ideen, wie Manne sich zu einem interessanten jungen Mann entwickeln könnte.

Die Arbeit als Kellnerin war an sich wenig spannend– aber das entspannte Verhältnis der Australier zu ihrer Karriere begann mir zu zeigen, dass „Alltag“ anders aussehen kann als ich es bisher erlebt hatte. Hier kam „Leben“ zuerst – und man arbeitet, um zu leben, nicht andersherum. Mit dieser Philosophie konnte ich schon mehr anfangen!

Acht Monate später landete ich dann nicht wieder in Deutschland, sondern in Neuseeland. Kellnerinnen bekommen in Australien kein Arbeitsvisum – ein Fakt, den ich nur nach vielen Tränen akzeptieren konnte. Und wie ging es den Ladybugs? Zeit, die Heldinnen durch ihre Krisen gehen zu lassen!

Nach drei Wochen Reisen durch ein Land mit Vulkanen, Geysiren und nicht-tropischen Regenwäldern führte mein Weg in einen kleinen Ort zwischen Bergen an einem langen See: Queenstown.

Dort fühlte ich mich sofort zuhause. Die Neuseeländer arbeiten hart – sind aber sogar noch entspannter als die Australier: Sie arbeiten, um (das Leben) zu genießen! Eine Karriere mit den unterschiedlichsten Jobs ist die Regel, nicht die Ausnahme.

Auch den Ladybugs bekam Neuseeland außerordentlich gut: Jos neues Hobby Motocrossfahren ist hier sehr beliebt (meine Nachbarn kommen regelmäßig mit vom Schlamm eingesauten Ducatis von ihren Ausflügen nach Hause). Und die Probleme meiner vier Heldinnen ließen sich nun ebenfalls entwirren. Vergebung für die einen – Beispiel Liz – und Überraschungen für andere: die größte sicher für Tiffy, deren Hoffnungen sich – anders als je erwartet – in ein neues Leben voller Möglichkeiten fügten.

Und so schrieb nach fünf Jahren eine stark veränderte Autorin die letzten Worte über ihre stark veränderten Heldinnen. Ich denke, das Warten hat sich für alle Beteiligten gelohnt.