Lesetipp der Woche: UNSER AUTOR SEBASTIAN NIEDLICH

23. September 2022
dotbooks

vorgestellt von Timothy Sonderhüsken, Programmleiter

Es wird Sie nicht überraschen, dass ich mich als »Büchermensch« definiere – schließlich bewege ich mich seit über 30 Jahren in der Verlagsbranche, hatte das Vergnügen, mit vielen BestsellerautorInnen zusammenzuarbeiten – und auch jenen Schreibenden, die Geheimtipps geblieben sind. Meine Liebe zu Büchern prägt natürlich mehr als mein Berufsleben – das Lesen begleitet mich auch im Privaten. Wahrscheinlich ist es bei Ihnen nicht anders: Wir lesen, wenn wir glücklich sind. Wir lesen, wenn wir alles andere als glücklich sind. Wir lesen, um unsere Sinne für Ideen, Wahrheiten, Lebensentwürfe und Welten zu öffnen, die nicht unsere eigenen sind … und wir lesen, wenn wir alles um uns herum vergessen und einfach abschalten wollen.

Ein Autor, der sehr eng verwoben ist mit der Geschichte von dotbooks, ist Sebastian Niedlich. Selbstverständlich würde ich seine Werke auch im Herzen tragen, wenn sie Geheimtipps geblieben wären … aber umso mehr freue ich mich, dass seine Romane und Kurzgeschichtensammlungen zu unseren Top-Bestsellern gehören. Dabei ist das Genre, in dem Sebastian Niedlich sich mit großem Vergnügen bewegt, keins, das in Deutschland zu den verbreitetsten gehört: Die Bestsellerlisten sind stets gut gefüllt mit »Mord und Totschlag« und ganz großen Gefühlen … aber AutorInnen, die uns zum Schmunzeln und Lachen bringen, schaffen deutlich seltener den Durchbruch.

Was macht seine Bücher so erfolgreich? Es ist diese besondere Mischung aus Humor, der sich aus Sebastian Niedlichs genauer Beobachtungsgabe speist, seinen Figuren, die nie versuchen, besonders sympathisch zu wirken und es gerade deswegen sind, und den großen Themen, denen sich der Autor auf herrlich respektlose Art nähert. Dazu gehört allem voran der Wunsch der Menschen nach Orientierung und Zugehörigkeit – weswegen er in UND GOTT SPRACH: ES WERDE JONAS und DICKER TEUFEL UMSTÄNDEHALBER IN LIEBEVOLLE HÄNDE ABZUGEBEN Religionen und den modernen Dating-Dschungel aufs Korn nimmt – und unser aller Unwohlsein, wenn es um das geht, was uns alle irgendwann mal erwartet, nämlich der Tod. In seinen beiden erfolgreichsten Büchern DER TOD UND ANDERE HÖHEPUNKTE MEINES LEBENS und DER TOD IST SCHWER ZU ÜBERLEBEN trivialisiert Sebastian Niedlich das Ende des Lebens nicht, aber er öffnet andere Blickwinkel darauf … und schafft es immer wieder, uns ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.

Neben seinen Romanen veröffentlicht Sebastian Niedlich bei dotbooks auch seine Kurzgeschichtensammlungen, in denen sich – weniger aus ernsthafter poetischer Ambition, sondern aus augenzwinkernder Freude am Spiel mit Reimen – auch das ein oder andere Spaßgedicht findet. Vor allem aber bieten diese kurzweiligen Lesevergnügen ein Wiedersehen mit den Figuren, die wir in seinen Romanen kennen- und lieben gelernt haben, wie schon die (zugebenermaßen etwas lang geratenen) Titel andeuten: DER TOD, DER HASE, DIE UNSINKBARE UND ICHEIN GOTT, DREI KÖNIGE UND ZWEI MILLARDEN VERRÜCKTEDAS ENDE DER WELT IST AUCH NICHT MEHR, WAS ES EINMAL WAR – und schließlich MAFIOSI, DRACHE, TOD UND TEUFEL.

»Aber was«, würde nun vielleicht ein klassischer Feuilleton-Kritiker wüten, »ist mit dem moralischen Standpunkt, mit der ernsthaften literarischen Auseinandersetzung – schreibt der Autor womöglich gar keine Werke für den bürgerlichen Bildungskanon?« Nö, tut er nicht. Und das ist auch gut so: Wenn wir Sebastian Niedlichs Bestseller lesen, tritt all das Schwere, was in der Realität nur eine Push-Up-Information weit entfernt ist, für die Dauer einer Kurzgeschichte oder eines Romans in den Hintergrund – und erlaubt uns so, abzuschalten und durchzuatmen. Aus meiner Erfahrung im Lektorat kann ich verraten, dass es harte Arbeit ist, etwas so unbeschwert zu schreiben … und als Lesender kann ich mich auch privat immer wieder an dem Geschenk erfreuen, das Sebastian Niedlich uns mit seinen Büchern macht.

Lesetipp der Woche:

UNSER AUTOR SEBASTIAN NIEDLICH

vorgestellt von Timothy Sonderhüsken, Programmleiter

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