»Lisa ist Restaurateurin, sie verleiht alten Möbeln neuen Glanz. Ich denke, solche Berufe werden nur von Menschen ergriffen, die hinter etwaige Schnitzer und Dellen blicken können, um die Schönheit, die diesen alten Schätzen innewohnt, wieder hervorzuheben.«

12. August 2022
dotbooks

Ein Gespräch mit unserer Autorin Sandra Regnier über ungewöhnliche Liebesgeschichten, den besonderen Zauber von Paris und mehr Mut zu Selbstvertrauen in ihrem bewegenden Schicksalsroman BIS UNSERE TRÄUME UNS FINDEN:

Liebe Sandra Regnier, wie kam Ihnen die Idee für die ungewöhnliche Liebesgeschichte in Ihrem Roman BIS UNSERE TRÄUME UNS FINDEN?

Sandra Regnier: »Die Idee trug ich schon lange mit mir herum. Tatsächlich handelte es sich zuerst um einen Regency-Roman, bei dem sich eine neun Jahre ältere Frau in einen jüngeren Mann verliebt. Die Idee verwarf ich dann irgendwann – das war vor Bridgerton (lacht) – und siedelte die Geschichte stattdessen in unserer Zeit an. Das Alter und die Liebesbeziehungen einer Frau sind heute glücklicherweise nicht mehr so skandalös behaftet wie in der Regency-Ära. (Auch, wenn Frauen und Männern dabei leider immer noch mit zweierlei Maß gemessen werden.) Also überlegte ich mir stattdessen: Was wäre, wenn sich ein junger, aufstrebender Filmstar in eine Frau verliebt, die vom Alter her fast schon die Mutter seiner Teenie-Fans sein könnte? Immerhin produziert Hollywood Träume und keine Realität. Der Schauspieler Robert Taylor musste in den Fünfzigerjahren seine Ehe verheimlichen, weil er sich laut seiner Verträge als Junggeselle vermarkten musste – und vieles hat sich in dieser Richtung bis heute nicht geändert. Genau deshalb ist Lisas und Roberts Geschichte in BIS UNSERE TRÄUME UNS FINDEN so romantisch: Allen Widrigkeiten – auch Lisas Vorbehalten und ihren Ängsten – zum Trotz siegt die Liebe.«

Mit ganzem Herzen taucht Lisa auf ihrer Reise in den Charme von Paris ein. Warum entführen Sie uns in Ihrem Roman ausgerechnet an diesen Ort?

Sandra Regnier: »Lisa ist Restaurateurin, sie verleiht alten Möbeln neuen Glanz. Ich denke, solche Berufe werden nur von Menschen ergriffen, die Geschichte zu schätzen wissen und hinter aufgetragenen Lack sowie etwaige Schnitzer und Dellen blicken können, um die Schönheit, die diesen alten Schätzen innewohnt, wieder hervorzuheben. Es fügt sich daher ganz natürlich, dass Lisa einmal eine Stadt besuchen möchte, die sich den Glanz vergangener Zeiten bewahrt hat. Eine Stadt, die nie zerstört wurde, wo man Häuser und Wohnungen liebevoll herrichtet und alte Möbel mit Geschichte nie fehlen dürfen – eine aufregende Mischung aus lässiger Eleganz und Gemütlichkeit.

Wahrscheinlich merkt man ziemlich schnell: Ich bin im Herzen Französin. (Auch, wenn es mit der Sprache hapert). Ich würde Paris jederzeit allen anderen Städten vorziehen – dieses Gefühl haben meine schon 15 bisherigen Besuche nur verstärkt.«

In welchen Eigenschaften Ihrer Romanheldin finden Sie sich selbst wieder? Gibt es etwas, wozu Sie mit Lisas Geschichte ermutigen wollen?

Sandra Regnier: »Ich gestehe, ich würde mich schwertun, mit einem Mann zusammen zu sein, der doch um einiges jünger ist. Wenn ich daran denke, ich müsste mit ihm zu Geburtstagen aus seinem Freundeskreis … Bei den Themen, über die sich meine mittlerweile erwachsenen Kinder unterhalten, bin ich meist schon raus. Aber was das Ermutigen angeht: Für die Beziehung mit einem Filmstar braucht es sicher viel Selbstbewusstsein, oder besser, Vertrauen in sich selbst. Lisa findet das im Laufe des Romans und ich hoffe, wir alle können uns eine Scheibe davon abschneiden.

Für BIS UNSERE TRÄUME UNS FINDEN habe ich in der Filmbranche recherchiert und seitdem höchsten Respekt vor der Geduld, die diese Arbeit erfordert, sei es vor oder hinter den Kulissen. Davon würde ich mir gern immer wieder mal eine Prise gönnen – wobei Lisa bei aller Geduld auch immer wieder Gefahr läuft, zu nachgiebig zu sein, stets nur zu ›geben‹. Ich bin ein Freund klarer Worte. Sie sollten nicht verletzen, aber sie dürfen schon kritisch sein und vor allem ausdrücken, wie man sich fühlt. Runterschlucken schadet – Lisa muss erst mit sich selbst ins Reine kommen, damit das ›Wir‹ mit Robert eine Chance hat.«

Das Gespräch führte Ronja Beck aus dem dotbooks-Lektorat.

Sandra Regnier ist in der Vulkaneifel geboren und aufgewachsen. Nach der Schule und einer Ausbildung zur Beamtin wollte sie lange nach Frankreich auswandern – stattdessen heiratete sie einen Mann mit französischem Namen und blieb in der Heimat. Nach ihrer Arbeit im Tourismus übernahm sie die Leitung einer Schulbibliothek und konnte sich wieder ganz ihrer Leidenschaft widmen: den Büchern. Heute schreibt sie hauptberuflich und ist nebenher viel mit dem Fahrrad unterwegs, um Ideen zu sammeln, oder träumt beim Wandern von fantastischen Welten.

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