Mia Voss im Interview über „Männer sind wie Erdbeereis“
Was will eine Frau mehr?
Ein Interview mit der Autorin Mia Voss über das Mischen von Genres, erotische Szenen und schlüpfrige Angebote.
Liebe Mia Voss: Was hat Sie dazu inspiriert, MÄNNER SIND WIE ERDBEEREIS zu schreiben?
Mia Voss: „Es war zunächst der Auftrag eines anderen Verlags: Die Geschichte einer jungen Frau, die sich sexuell austesten möchte.
Allerdings gingen – nachdem bereits die Hälfte des Romans geschrieben war – die Vorstellungen der Lektorin und meine in eine andere Richtung. Bis dahin war mir aber meine Protagonistin Conny so ans Herz gewachsen, dass ich lieber ihre Geschichte weitererzählen wollte, als die Story den Vorgaben nach zu verbiegen. Darauf wurde mein Vertrag gelöst … und ich lernte dotbooks kennen. Darüber freue ich mich sehr, denn im Zusammenspiel mit der Verlegerin und dem Programmleiter entstand nun auch die Idee zu einem Fortsetzungsroman, an dem ich gerade arbeite.“
Ihr Roman ist ebenso humorvoll wie erotisch – und erscheint deswegen als Doppelausgabe sowohl bei dotbooks als auch bei venusbooks. Warum haben Sie sich nicht für ein Genre entschieden?
Mia Voss: „Es ist wie Schokolade mit Chili oder Pfeffer – süß und feurig ergänzen sich doch immer wieder auf erstaunliche Art.
Ich liebe fröhliche Frauenromane, die mich bestens unterhalten. Aber manchmal würde ich gerne auch die Szenen erleben, bei denen normalerweise das Licht ausgeht oder einfach ein neuer Tag beginnt. Hier beim Schreiben neu einzusetzen und nicht auszublenden, gefällt mir. Zudem macht es Spaß, erotische Momente zu erzählen … und meine Protagonistin Conny so einiges ausprobieren zu lassen, was ich selbst vielleicht auch reizvoll finden würde.“
Zählt dazu auch die Idee, bei einer Begleitagentur anzuheuern?
Mia Voss: „Tatsächlich habe ich als junge Frau selbst einmal ein derartiges Angebot erhalten … und abgelehnt. Was meinen Sie, habe ich etwas verpasst?“
Sie könnten es heute immer noch herausfinden …
Mia Voss: „Nein. (lacht) Aus dem Alter bin ich zum Glück längst raus. Ich muss mich nicht mehr in dieser Weise ausprobieren. Vielleicht wäre es so spannend geworden, wie es nun in meinem Roman für Conny ist. Es hätte aber auch grauenvoll werden können, wer weiß. Das ist der Vorteil davon, dass ich mich erst heute mit der Idee einer Begleitagentur beschäftige: In der Phantasie und der Schriftstellerei kann man sich ja alles so hin drehen, wie es einem gefällt.“
Wie ist das eigentlich, wenn man erotische Szenen schreibt – muss man sich als Autorin dafür in Stimmung bringen?
Mia Voss: „Sie meinen, ob ich mir zuerst einmal ein Glas Prosecco einschenke, sinnliche Musik anstelle und mich mit einem angenehm duftenden Öl massieren lasse? Nein, das stellen Sie sich falsch vor. Im Grunde ist es genauso wie bei romantischen oder spannenden Szenen in anderen Romanen: Man braucht eine passende Situation, zwei Partner, zwischen denen es funken soll, und die Zündung.
Das klingt recht einfach …
Mia Voss: „Der Knackpunkt bei erotischen Szenen ist, die richtige Wortwahl zu treffen. Viel zu schnell wird es schwülstig oder übertrieben. Authentisch zu bleiben, glaubhaft, ohne derb oder peinlich zu werden ist gar nicht einfach. Das macht erotische Szenen ungemein schwierig. Und da würden die gerade erwähnten ‚Stimmungsmacher‘ wie Prosecco oder Musik mich stören, statt in Stimmung zu bringen. Und ganz im Ernst: Wer will schon massiert werden, während er am Computer tippt?“
Ach, kommen Sie – ein bisschen erregend muss es doch sein, so etwas zu schreiben!
Mia Voss: „Natürlich – wenn nicht, dann wären die erzählten Momente einfach schlecht geschrieben. Als Autorin bin ich immer mittendrin. Wenn mich die Sexszene langweilt, dann kann auch beim Leser nicht viel ankommen.
Aber an sich ist es nicht anders als bei ‚normalen‘ Szenen: Genauso, wie man traurig werden kann oder bei spannenden Szenen selbst Herzklopfen bekommt, sollen erotische Szenen natürlich anmachen, als ersten Leser mich. Und deswegen gilt beim ersten Korrekturlesen: Was mir nicht gefällt und ein gewisses Kribbeln auslöst, wird wieder gelöscht.“
In vielen Romanen, die ein starkes erotisches Element haben und erfolgreich sind, begegnen wir Figuren mit Traumata in ihrer Vergangenheit – und einer Vorliebe für etwas härtere Sexpraktiken. Sie verzichten darauf: warum?“
Mia Voss: „Im Zuge der Recherche für meinen Roman MÄNNER SIND WIE ERDBEEREIS habe ich mich thematisch auch mit SM beschäftigt. Also sowohl nachgelesen als auch mich mit Männern unterhalten, warum sie auf diese Spielart stehen. Ich habe verstanden, worum es ihnen geht … und mich dann dagegen entschieden, damit zu arbeiten.
Persönlich lehne ich Erniedrigung einer Person ab, fiktiv oder nicht. Schmerzen gehören für mich nicht zu einer positiven besetzten Erotik. Wenn ich derartige Szenen versuche zu beschreiben, empfinde ich sie nicht als glaubhaft, weil ich sie nicht positiv nachempfinden kann. Oder ich verlaufe mich in der Story, weil sie in eine ganz andere Richtung abdriftet, als geplant.“
Haben Sie also bewusst am Trend vorbeigeschrieben?
Mia Voss: „Vielleicht. Aber bewusst und vergnügt! MÄNNER SIND WIE ERDBEEREIS ist ein leichter, fröhlicher Roman. Und ich brauche keine extremen sexuellen Praktiken, um meine Leserinnen zu begeistern.“
Und wenn wir schon mal bei der Begeisterung sind, interessiert mich natürlich, ob es eine männliche Figur in Ihrem Roman gibt, die Sie auch in der Realität gerne treffen würden?
Mia Voss: „Schwierige Frage! Während des Schreibens gefielen mir fast alle und ich konnte mit Conny fühlen, wie schwierig es ist, sich zu entscheiden, was und wen man wirklich möchte. (Fast) Jeder Mann ist liebenswert, wenn man sich die Zeit und das Interesse nimmt, ihn kennenzulernen.
Wenn ich mich nun aber doch entscheiden muss: Treffen würde ich mich gerne mit Jochen – charmant, spannend, nicht aufdringlich und ein guter Koch. Was will eine Frau mehr?“