Petra Steckelmann über „Poetry Love“

7. Oktober 2016
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Petra Steckelmann (c) privat

„Die Dynamik der Poetry Slam-Szene ist umwerfend!“

Unsere Autorin Petra Steckelmann über Mondtränen, Kreativität und ihren Roman „Poetry Love“

 

Es begann mit ein paar Silben …

… und endete in einem Roman

„Sternenküsse sind des Mondes Tränen“ prangt heute noch in silbernen Buchstaben kreisrund an meiner Küchenwand – endstanden ist der Spruch vor vielen Jahren. „Kühlschrankpoesie“ ist ein wunderbarer Zeitvertreib – die Ergebnisse oft überraschend oder – wie in diesem Fall – inspirierend.
Nachdem ich herausgefunden hatte, dass auch Monde weinen können, wusste ich zunächst nichts damit anzufangen. Erst als ich den Poetry Slammer Moritz Neumeier auf der Bühne sah, wusste ich, was ich mit meiner Kreation tun sollte und musste. Sie schrie förmlich nach einem passenden Umfeld, in dem Wortschöpfungen, Satzschwurbeleien und ein bisschen Poesie ihren Platz finden würden – im Poetry Slam.

Steckelmann_Poetry_Love_01.inddDie Dynamik der Poetry Slam-Szene ist umwerfend. Ich hörte zahlreichen Poetry Slammern zu, wie sie ihre Texte über Zeitgeschehen, verschmähte Liebesschwüre und verletzte Seelen leidenschaftlich und ohne Scheu vor Blamage vortrugen. Das hat mich fasziniert – sowohl das öffentlich zur Schau gestellte Innere als auch die klugen Worte, die oft gewählt werden. Als Autorin stelle ich mich nur selten der direkten Kritik. Ich sehe meinem Publikum nicht so oft in die Augen – was sehr entspannend ist. Poetry Slammer haben da deutlich mehr Mut als ich – bewundernswert!

Die Kreativität, mit der die oftmals sehr jungen Slammer verschiedene Aspekte ihres Lebens in Worte fassen, die unterschiedlichen Interpretationen sehr klischeehafter Situationen machten mich neugierig auf die Menschen, die hinter den Poetry Slams stecken. Je öfter ich mich mit Poetry Slammern unterhielt, desto mehr faszinierte mich die treibende Kraft, die die Künstler zu Höchstleistungen anspornte. Oft war es die Liebe, die zu heiterem, nachdenklichem oder auch sehr schmerzlichem Output führte. Ein berührtes, verletztes Herz ist eine wunderbare Quelle der Kunst.
All die Gespräche und Besuche von Poetry Slam-Veranstaltungen flossen in meinen Roman mit ein.

Vielleicht schrieb ich „Poetry Love“ aus dem Mangel an Mut, mich selber in die Poetry Slam-Szene zu mischen, vielleicht musste es aber auch ein ganzer Roman sein, weil ich die Kurzform, die für einen gelungenen Poetry-Slam-Text erforderlich ist, nicht beherrsche. Vielleicht aber auch einfach nur, weil ich selber wissen wollte, warum Sternenküsse des Mondes Tränen sind.

Habe ich es herausgefunden? Nein. Aber ich weiß jetzt, wozu Sternenküsse gut sind – als Inspiration für einen Roman über die Liebe … und über Poetry Slam.