SOMMERGROLLEN von Helen Endemann

vorgestellt von Frederik Bahr, Lektorat

Woran denken Sie, wenn von Frankfurt am Main die Rede ist? Für die einen ist es die Buchmesse, für die anderen sind es die Hochhäuser des Bankenviertels – und viele Spannungsleser werden an erster Stelle die gefährlichen Schatten nennen, die sich hinter der Fassade der Metropole verbergen. Aber ist es vielleicht möglich, dass es im wenige Kilometer entfernten Taunus noch viel düsterer zugeht als in der Großstadt? Genau diese Frage stelle ich mir, seit ich durch Helen Endemanns Regiokrimis um den Dorfpfarrer Henry in die düstere Kleinstadt-Welt einer hessischen Kirchengemeinde eintauchen konnte.

In ihrer dreiteiligen Reihe konfrontiert Helen Endemann uns mit den Abgründen, die eine beschauliche Gemeinde im Taunus verbirgt: Im kleinen Ort Sulzbach hat die wohlhabende Familie Dornbusch schon seit Generationen das Sagen. Doch nun wird die dörfliche Ordnung erschüttert, als der Patriarch Heinrich Dornbusch zu Tode kommt. Niemand scheint echtes Interesse zu haben, das Verbrechen aufzuklären – außer dem idealistischen Pfarrer der Gemeinde. Henry weiß nur zu gut um das schwierige Verhältnis zwischen dem Toten und seinem Erben, der plötzlich alle Fäden in der Hand hält, um ein umstrittenes Bauprojekt zu verwirklichen. Aber würde Christian Dornbusch wirklich seinen eigenen Vater umbringen lassen? Als es in einer Gewitternacht zu einem weiteren Todesfall kommt, muss Henry zu seiner Bestürzung erkennen, dass der Mörder ihnen allen viel näher ist, als sie gedacht hätten – denn er kann nur aus der Mitte der Dorfgemeinschaft stammen …

Was mich besonders gefesselt hat, sind die Gegensätze, die in diesen Taunus-Krimis aufeinanderprallen – und sich gleichzeitig bestens ergänzen: Da ist zum einen das beschaulich-schöne Sulzbach, in dem man sofort einen entspannten Kurzurlaub verbringen wollen würde … und an das man doch nur mit einem Schaudern denken kann, wenn man gelesen hat, wie intensiv Helen Endemann von den dunklen Seiten der Kleinstadt erzählt. Und natürlich begeistert mich auch der besondere Ermittler: Als Mann der Kirche sollte Henry eigentlich nichts mit Kriminalermittlungen zu tun haben … aber andererseits kennt wohl niemand seine Schäfchen so gut wie ein Pfarrer. Und noch dazu ist er eine überaus sympathische Figur, mit der man mitfiebert – und um den man deswegen bangt, wenn er sich auf Verbrecherjagd begibt.

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SOMMERGROLLEN von Helen Endemann

vorgestellt von Frederik Bahr, Lektorat