„Stolz und Stolpersteine“ von Sabine Neuffer
Susann Harring, Volontärin im Lektorat, stellt „Stolz und Stolpersteine“ von Sabine Neuffer vor:
Gerade erst war Ostern, kurz darauf mein Geburtstag – Tage, an denen man seine Liebsten besonders um sich haben möchte. Mit meiner Familie habe ich Glück: Sie ist groß und laut und fröhlich. Natürlich gibt es Streit, aber vor allem jede Menge Spaß. Ich kenne jedoch Menschen, bei denen das ganz anders ist: Eine meiner Freundinnen kennt ihre leiblichen Eltern nicht. Ein anderer Freund hat ständig Streit mit seinen Verwandten. Und für wieder eine andere ist ihr Freundeskreis zur Familie geworden. Denn Familie ist überall, wo man geliebt wird.
Das ist eine Erfahrung, die Ulla – die Hauptfigur in Sabine Neuffers Roman STOLZ UND STOLPERSTEINE – erst noch machen muss. Sie hatte eine Kindheit, in der es an Wärme und Liebe immer gemangelt hat, eine Mutter, die egoistischer kaum sein konnte, und nur wenige Erinnerungen an ihren toten Vater. Das Vertrauen ins Glücklichsein fehlt ihr völlig. Erst als sie mit ihrem Freund Eric ein neues Leben beginnt, wendet sich das Blatt. Und Ulla schwört: Für Caro, Erics Tochter, wird sie eine bessere Mutter sein, als ihre eigene es je war. Eine ganz andere Kindheit verlebte Architektin Anja, die Ullas Haus renovieren soll – sie wuchs umsorgt und behütet auf, mit liebenden Eltern und einem festen Platz im Leben. Trotz der vielen Unterschiede mögen sich Ulla und Anja auf Anhieb und aus der beruflichen Beziehung wird schnell eine enge Freundschaft. Als Anja eines Tages von ihrem Vater erzählt, wird Ulla hellhörig. Das erinnert alles stark an ihren eigenen „Erzeuger“, der doch aber schon lange tot sein soll …
STOLZ UND STOLPERSTEINE ist ein wunderbar berührender und doch unterhaltsamer Roman über Freundschaft, Partnerschaft und Familie. Ohne Kitsch gelingt es Sabine Neuffer, ihre Figuren lebendig werden und den Leser mitfühlen zu lassen. Meine Familie ist eher wie die von Anja, mit Haus und Garten, Liebe und Loyalität. Nichtsdestotrotz – oder vielleicht gerade deswegen – fieberte ich mit Ulla mit, hoffte für sie auf eine beständige, glückliche Ehe, schimpfte mit ihr auf ihre kalte Mutter und freute mich mit ihr über ihre neue Familie. Selbst mich beschäftigte die Frage, mit der die Einzelkämpferin Ulla plötzlich konfrontiert wird: Möchte sie tatsächlich eine Schwester oder doch lieber eine Freundin? Für mich ist klar: STOLZ UND STOLPERSTEINE ist die perfekte Lese-Unterhaltung – lassen auch Sie sich berühren!