„Tote Oma mit Schuss“ von Christiane Martini
Magdalena Heer, Lektorat, stellt „Tote Oma mit Schuss“ von Christiane Martini vor:
Vor zwei Jahren bin ich in das schöne Oberbayern gezogen und seitdem befinde ich mich in einem Sprach-Dilemma. Denn ursprünglich komme ich aus dem Norden und zwar aus dem Teil, wo reinstes, akzentfreies Hochdeutsch gesprochen wird. Um dies ein wenig zu kaschieren und nicht sofort herauszustechen, sobald ich den Mund aufmache, möchte ich mich in meiner liebgewonnenen neuen Heimat natürlich anpassen. Problematisch ist nur, dass mein Sprachzentrum nicht wirklich über die Begabung verfügt, jegliche oberbayerischen Laute nachzuahmen. So klingen beispielsweise meine Versuche, mich mit „Pfiat Eahna“ zu verabschieden, doch recht ulkig. Ebenso rutscht mir zu häufig noch das „Brötchen“ heraus, wenn ich doch eigentlich eine Semmel bestellen möchte. Doch ich lerne … Aber gerade das wird mir wiederum im Norden zum Verhängnis: Dort begrüße ich die Supermarktverkäuferin mit „Grüß Gott“ und meine Freundinnen beschwichtige ich mit „Ja mei, das lässt sich schon richten, gell?!“ Doch da ernte ich lediglich verständnislose Blicke und entsetzt aufgerissene Augen! Na wunderbar – wie ich es mache, mache ich es falsch …
Durch dieses Problem habe ich mich in Christiane Martinis Roman direkt wohlgefühlt und musste schon nach den ersten drei Seiten herzhaft lachen: Vier „Bazis“ wollen Urlaub hinterm Deich machen – auf der Nordseeinsel Eiderstedt –, und bereits die Zimmerreservierung ist ein Schlagabtausch zwischen tiefstem Bayerisch und friesisch herbem Platt! Aber nicht nur mit den Bazis muss sich Dorfpolizist Hinercks herumschlagen, sondern auch mit einer Leiche, die von der Flut an Land gespült wurde. Für Hinercks ist dies zunächst eine willkommene Ablenkung, denn normalerweise herrscht in Eiderstedt gähnende Langeweile, und statt zu ermitteln, verbringt er seine Zeit hinter Oma Elses Tresen. Doch als schließlich weitere mysteriöse Todesfälle die beschauliche Nordseeidylle stören, ist Hinercks mit den Nerven am Ende. Wie gut, dass gerade Kommissarin Denkewitz Urlaub bei Oma Else macht und dem Polizisten bei der Aufklärung der Fälle unter die Arme greift. Und auch die vier bayerischen Buam nehmen als verdeckte Ermittler die Verfolgung des Täters auf. Doch bei solch einem zusammengewürfelten Trupp kann das nur chaotisch werden …
TOTE OMA MIT SCHUSS von Christiane Martini ist ein fantastisch humorvoller Kriminalroman, der seine Leser von Beginn an in gemütlich friesische Urlaubsstimmung versetzt und sie auf eine Mördersuche der etwas anderen Art mitnimmt. Und die Erkenntnis, dass ein dynamischer Wechsel verschiedener Dialekte eigentlich sehr amüsant sein kann, hat auch mich schließlich über mein eigenes Dilemma hinweg getröstet!
Und egal, welchen Dialekt Sie bevorzugen – hier kommen Sie auf jeden Fall auf Ihre Kosten!